02.09.2023

Wohnen

Reetgedecktes Ferienhaus in Mecklenburg-Vorpommern

Innenarchitektur Nachhaltigkeit Tiny House
Das 60 Jahre alte „Dr. Funk“-Haus wurde von Keßler Plescher Architekten umgebaut – zeitgemäß, aber zurückhaltend. Foto: Schnepp Renou
Das 60 Jahre alte „Dr. Funk“-Haus wurde von Keßler Plescher Architekten umgebaut – zeitgemäß, aber zurückhaltend. Foto: Schnepp Renou

Bei den Sommer-Temperaturen in 2023 träumt jeder davon: Ein Ferienhaus für die Familie, Freunde oder für sich selbst, ein Ort der Ruhe mitten im Grünen und dazu an einem kühlen Wasser. Erholen in privatem Rahmen ohne Lärm der anderen. Das Kölner Studio Keßler Plescher Architekten hat ein solches in die Jahre gekommenes Refugium in Mecklenburg-Vorpommern behutsam umgebaut und dabei den ursprünglichen und regionaltypischen Charakter der Architektur erhalten.

Das nur 38 Quadratmeter Nutzfläche umfassende Gebäude liegt direkt an der mecklenburgischen Seenplatte nahe der Ostsee. Frische Luft, ein hauseigener Steg und ein kleines Floß auf dem See laden hier zum Baden, Relaxen, Chillen ein: Rein ins kühle Wasser mit einem Panoramablick auf sattes menschenleeres Grün!


Landstrich mit 15 temporären Bewohnern

Eine kleine Siedlung auf einem entlegenen Landstrich in Mecklenburg-Vorpommern ist es, die naturliebende Menschen zu einer Sommerfrische zwischen zwei Seen fernab der Stadt gemacht haben. Diesen Landstrich dominiert Natur, nicht der Mensch: Insgesamt haben nur 15 Personen dort einen Feriensitz, darunter auch die Enkel von „Dr. Funk“, die sein kleines Anwesen geerbt haben. In den Jahren 2021 und 2022 planten Keßler Plescher Architekten das neue Layout dieses Anwesens und bauten es mit ihren Bauherren um.

Die gestalterischen Schwerpunkte lagen auf der Öffnung des klein parzellierten Grundrisses, maßgeschneiderten Einbauten und neuem, flexibel, innen wie außen nutzbarem Mobiliar. Vom 60-jährigen Bestandsbau wurde das reetgedeckte, regionaltypische niedrige Walmdach erhalten, dass sich sanft in die weite Naturlandschaft fügt.

Foto: Schnepp Renou
Foto: Schnepp Renou
Ein entlegener Landstrich umgibt das 60 Jahre alte „Dr. Funk“-Ferienhaus, der in einen See mündet.

Keßler Plescher Architekten

Das in Köln-Ehrenfeld ansässige Büro Keßler Plescher ist jung. 2019 wurde es von Arne Keßler und Katrin Julia Plescher nach deren Studium an der Bauhaus Universität Weimar gegründet. Arne Keßler ist außerdem als Tischler, Katrin Julia Plescher als Bauzeichnerin ausgebildet. Keßler Plescher Architekten entwerfen, planen und realisieren Architektur, Interieurs und Objekte in unterschiedlichen Disziplinen und Maßstäben. Sie entwickeln dabei präzise und nachhaltige Lösungen.

In der Gestaltung einer Ästhetik der Reduktion folgend, sind ihre Arbeiten modern, individuell und dennoch zeitlos. Die Materialien sind ausgesucht und formen die Handschrift des Büros. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf Wohnen: Sie verleihen Küchen ein neues Layout, bauen Ferienhäuser, denkmalgeschützte Stadtvillen, einfache Wohn- und Gartenhäuser um. Dafür entwerfen sie auch Möbel, die in limitierter Auflage realisiert werden. Umbau, Bauen im Bestand und Neubau sind ihre Disziplinen.

Foto: Schnepp Renou
Foto: Schnepp Renou
Das Ferienhaus fügt sich mit seinem regionalen Walmdach in die Wälder der umgebenen Landschaft ein, auch jetzt mit seinem reduktiven Neubau.

Dr. Funk als Tiny House

Mit seinen 38 Quadratmetern ist es klein und besteht aus einem Erdgeschoss und einem Dachgeschoss, das einen Schlafbereich aufnimmt. Zentraler Raum ist das Erdgeschoss, dass mit seinen großzügigen Fensterglasflächen zum See hin den Bezug zur Naturlandschaft herstellt.

Der Hauptraum ist der Koch- und Wohnbereich, daran schließt sich nach einer zweiflügeligen in die Wandvertäfelung integrierten Türe das Bad an. Zugänglich von der Küche aus ist außerdem ein separates Schlafzimmer. Dem Bau zum See hin vorgelagert sind eine Terrasse mit Feuerstelle für die lauen Sommernächte, die sich im Freien besser anfühlen als im Hausinnern.

Pläne: Keßler Plescher Architekten
Pläne: Keßler Plescher Architekten
Querschnitt der Küche
Pläne: Keßler Plescher Architekten
Der Lageplan des „Dr. Funk“-Hauses
Pläne: Keßler Plescher Architekten
Querschnitt des Hauses
Pläne: Keßler Plescher Architekten
Isometrie der Möbel
Pläne: Keßler Plescher Architekten
Grundriss

Funktional, simpel, modern

Der neue offene Grundriss der Sommerlaube wird von einem optisch zurückhaltenden Ausbau und Einrichtungskonzept begleitet: Alle funktionalen Einrichtungen sind in Einbauten mit einer Holzoberfläche aus Fichte untergebracht. Das sind die Küchenzeile, Schränke, Garderoben, Stauräume, das Bad mit WC und Dusche, eine Sitzbank in der Küche.

Foto: Schnepp Renou
Fotos: Schnepp Renou
Den Ausbau gestalten die Architekten besonders zurückhaltend – ohne viel Deko.
Foto: Schnepp Renou
Funktionalität steht im Vordergrund der Einrichtung, aber auf ein detailreiches Design wird nicht verzichtet.

Knalliges Gelb auf Fichtenholz

Der homogene Guss der Verschalungen, ihre „Serialität“ und einheitliche Struktur werden durch die immer gleichen gelben, knopfartigen Griffe betont. Bis auf das an den Wänden dunkel gehaltene Schlafzimmer im Erdgeschoss sind alle freien Wandflächen in einem pastellartigen hellen Graugrün gehalten. Der Fußboden allerdings hebt sich farblich ab: rotbraune und rosafarbene Fliesen wurden hier zu einem augenfälligen Schachbrettmuster angeordnet.

Foto: Schnepp Renou
Fotos: Schnepp Renou
Das pastellige Grün und die rot-rosa Fließen bilden das farbliche Fundament von „Dr. Funk“.
Foto: Schnepp Renou
Das helle Fichtenholz schafft einen neutralen Ausgleich mit den Möbeln.
Foto: Schnepp Renou
Foto: Schnepp Renou
Die Schlichtheit des Bestandsbau und das naturbelassene Walmdach werden durch gelbe Akzente ergänzt.

Ein Refugium im besten Sinne

Die freistehenden Möbel setzen abermals Kontraste und zitieren im Großformat das Gelb der kleinen Rundgriffe an den Schüben, Schrank- und Türelementen. Die Innenarchitektur lässt viel Freiraum und ist für viele Nutzer ein optimaler „Place to go“.

Zentrum im Innern des Ferienhauses sind der Wohn- und Essraum mit den Kücheneinrichtungen und den Blick auf den See. Außen bieten Terrasse, Steg, das Floß und nicht zuletzt der mit Wald gesäumte See selbst die Aufenthaltsqualität, die diesen Ort so besonders macht.

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