Die Smart City am Stadtrand
Diesen Monat unternahm Academy Gewinnerin Franzisca eine kleine Reise vor den Stadtrand von Wien: Dort liegt eine der größten Baustellen Europas – die Seestadt Aspern. Der Holzwohnbau von Querkraft Architekten und Berger+Parkkinen Architekten ist das dritte Wohngebäude, das sich Franzisca in Wien ansieht.
Mein Ausflug diesen Monat führte mich aus der Stadt Wien hinaus. Die U2 brachte mich direkt in den circa sieben Kilometer entfernten 22. Bezirk Donaustadt, in die Seestadt Aspern. Sobald die U-Bahn die innere Stadt verlässt, fährt sie nur noch oberirdisch – und so wird mit jeder einzelnen Station der rurale Eindruck der Landschaft noch greifbarer. Dreißig Minuten später komme ich in der Seestadt Aspern an. Der künstlich angelegte See, Hochhäuser, Dutzende Kräne mit Baustellen und eine riesige U-Bahn-Station mitten im Nichts erwarten mich. Linker Hand Felder, in der Ferne sind Einfamilienhäuser zu sehen; nur ein Hofer mit seinem Parkplatz hat sich hier, an den Rand einer braunen Wiese, hinverirrt. Zu meiner Rechten türmen sich die teils 18. Stöckigen neuen Gebäude in die Höhe. Eine Stadt wächst aus dem Nichts, mitten auf einer – mehr oder weniger – grünen Wiese.
Läuft man an den ersten Baustellen vorbei, kommt man in den bereits bezogenen Teil der Stadt. Hier spazieren Menschen durch die Straßen, der Bäcker an der Ecke ist gefüllt mit Familien, an der Bushaltestelle warten Kinder auf den nächsten Bus. Alles erinnert an eine Kulisse aus dem Dorf – wären da nicht die Hochhäuser im Hintergrund.
Die Seestadt Wiens ist eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas, die Baustelle ruft viele negative, als auch positive Schlagzeilen hervor. Bis 2028 soll Wohnraum für mehr als 20.000 Menschen und fast ebenso viele Arbeitsplätze geschaffen werden.
Das Projekt startete 2010 und schon 2020 soll die erste Entwicklungsetappe abgeschlossen werden. Der Masterplan für die Seestadt erstellte der schwedische Architekten Johannes Tovatt. Es soll eine Durchmischung von Funktionen entstehen – dadurch soll eine Schlafstadt vermieden und eine durchgehende Belebung gefördert werden.
Die City am Stadtrand ist den Megablocks des roten Wien nicht ganz unähnlich: Beide prägt die allumfassende Planung mit dem Ziel nicht nur Wohnungen, sondern einen neuen Stadtteil zu entwickeln. Die Lage auf der „grünen Wiese“ direkt neben Einfamilienhaussiedlungen wäre in den 1920er-Jahren aber wohl nicht denkbar gewesen und ist nach wie vor kritisch zu hinterfragen. Ob die künstlich ausgebaute Stadt auch sozial funktioniert, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.