Direkt am Kanal befinden sich mehrere Lagerhäuser, parallel dazu steht die ehemalige Tabak-, Tee- und Kaffeefabrik. Dazwischen liegen ein Kraftwerk für Dampf und Energie, das Speditionsgebäude, die Garagen und eine Kantine für die Mitarbeiter. Das Hauptgebäude für die Verwaltung und Direktion, ist ein halbrunder Bau, befindet sich am Anfang des Fabrikkomplexes und vervollständigt das Ensemble. Vier Transportbrücken aus Glas und Stahl führen von der Fabrik zum Lagerhaus. Was damals als temporäre Lösung gedacht war, ist noch heute das Markenzeichen der Van Welle Fabrik. Ursprünglich sollten rechtwinklige und gerade Verbindungen die Glasstege ersetzen.
Innerhalb der Fabrik sorgen gerade Produktionswege für Effizienz und spiegeln das langgezogene des Gebäudes wider. Die 17 Meter tiefen Fabrikhallen werden von beiden Seiten durch große Fenster maximal beleuchtet. Die Konstruktion des Gebäudes selbst besteht aus Stahlbetonstützen und -decken, die etagenweise aus einem Guss entstanden sind. Eine der vielen Innovationen für die Fabrik. Der Grundriss lässt sich flexibel aufteilen und die offene Fassade aus Glas und Stahl verwandelt die Fabrik in einen lichtdurchfluteten Raum.
Die Produktion von Tabak, aber vor allem von Kaffee und Tee verlangte nach hohen Hygienestandards, die damals von den Arbeitern eingehalten werden mussten. Daher bot sich die Transparenz an, einen besonders guten Überblick zu schaffen. So konnte man sehen, ob die Arbeiter die Hygienevorschriften einhielten. Die offene Fassade und die gläsernen Türen, selbst im Waschraum, ermöglichten es den Leitern der Fabrik, ihre Mitarbeiter genau zu kontrollieren. Die halbrunde Form des Direktorengebäudes am Eingang verschaffte sogar Einblicke bis in die verglasten Produktionshallen. Auf dem Dach befindet sich ein gläserner Teeraum. Von dort konnte man schon damals bis zu der Wohnsiedlung Spangen blicken, in der die meisten der bis zu 2000 Arbeiter untergebracht waren.
Heute vermitteln, nur wenige im Originalzustand belassene Hallen, eine Vorstellung davon, wie es einst in der Fabrik aussah. Zwischen 2000 und 2004 wurde die Fabrik restauriert. Das Architekturbüro Wessel de Jonge nahm sich des Entwurfes an. Die Fabrik beherbergt nun Büros im Kreativbereich und Veranstaltungsorte. Wessel de Jonge haben ihr Büro ebenfalls in die Van Nelle verlegt. Kunstmessen, sowie Vorträge und Architekturführungen finden regelmäßig auf dem Gelände der Fabrik statt. Aus den oberen Stockwerken der Fabrik eröffnet sich ein Blick auf die Skyline von Rotterdam, eine moderne und dynamische Stadt aus Glas, Stahl und Beton und Van Nelle war ihrer Meilensteine.
Alle Bilder und Illustrationen von Alexandra Tishchenko
Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.