Im Westen von Madrid gehen Tiere zur Schule. In einem landwirtschaftlich geprägten Umfeld haben EEEstudio und Lys Villalba mit „Educan“ ein Gebäude geschaffen, in dem einmal nicht der Mensch im Mittelpunkt steht.
Im Westen von Madrid gehen Tiere zur Schule. In einem landwirtschaftlich geprägten Umfeld haben EEEstudio und Lys Villalba mit „Educan“ ein Gebäude geschaffen, in dem einmal nicht der Mensch im Mittelpunkt steht.
Dass Hunde zum Unterricht gehen, ist heute fast normal. Dagegen hat eine Schule für Eulen, Mauersegler, Turmfalken und Spatzen Seltenheitswert. Das Projekt „Educan“ liegt inmitten von Feldern, die seit Jahrzehnten intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden. Nun arbeitet die Schule auf verschiedene Weise daran, den Zustand des lokalen Ökosystems wieder zu verbessern. Dazu gehört auch die Unterstützung zahlreicher Tierarten.
Fotos: José Hevia + Javier de Paz photographs
Obwohl der Neubau auf den ersten Blick so gar nicht nach „Öko“ aussieht, ist die Architektur an die Bedürfnisse unterschiedlichster Tierarten angepasst. Im oberen Bereich der Gebäudestruktur etwa sind Nistplätze in die FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. eingebettet, die den Vögeln Ausblick und Orientierung ermöglichen. Der große Schriftzug an der südlichen Aussenfassade ist Anziehungspunkt für Insekten, die wiederum kleinen Vögeln und Fledermäusen als Nahrung dienen. Dort siedeln sich aber auch Mücken an, die zum Befruchtungszyklus der Blumen und Pflanzen in den umliegenden Feldern beitragen. Spatzen nisten in den runden Löchern der Gebäudeecken.
Fotos: José Hevia + Javier de Paz photographs
Innenräume, die normalerweise für Menschen und ihr Schuhwerk gestaltet sind, sind hier auf die Pfoten und Gelenke von Hunden ausgelegt. In den Klassenräumen für das Training der Hunde liegen flexible Rollensind kleine bewegliche Teile, die in Türschlössern verbaut werden, um die Beweglichkeit der Türverriegelung zu verbessern. Sie können in verschiedenen Ausführungen und Materialien vorkommen. aus PTE-basiertem synthetischem Rasen, der speziell für Hundetraining zugelassen ist. Während in Gebäuden, die sich an den Bedürfnissen von Menschen orientieren, eine Augenhöhe von gut anderthalb Metern angenommen wird, liegt sie in Educan bei einem halben Meter.
Umgekehrt liegen die Öffnungen in den Wänden wiederum über einen Meter hoch, damit die Hunde nicht abgelenkt werden. Im Süden sind die Fensterist eine Öffnung in der Wand eines Gebäudes, die Licht, Luft und Blick nach draußen ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Fenstern, die sich in Größe, Form und Material unterscheiden können. Das Fenster ist ein wesentlicher Bestandteil der Gebäudearchitektur und hat sowohl funktionale als auch ästhetische Bedeutung. Es ist eine… mit LamellenLamellen: Lamellen sind flache, schmale Bauelemente, die in der Architektur als Sonnen- und Sichtschutz sowie zur Fassadengestaltung eingesetzt werden können. ausgestattet, um vor Sonne zu schützen. Dennoch lassen genug Platz, damit die Hunde hindurch ins Freie gelangen können. Das RegenwasserRegenwasser: Regenwasser ist Wasser, das vom Dach eines Gebäudes oder von anderen Oberflächen gesammelt und zur Bewässerung oder als Brauchwasser genutzt wird. vom Dach läuft in große Tröge, an denen Hunde und Vögel ihren Durst löschen dürfen. Darüber hinaus sind die Oberflächen im Inneren des tierfreundlichen Gebäudes mit einer Isolierung aus Schaumstoff verkleidet, die SchallSchall: Schall beschreibt Druckwellen in der Luft, die vom menschlichen Gehör wahrgenommen werden können. absorbiert und dadurch Echobildung und akustischen Widerhall minimiert.
In der Educan-Schule kommt eine große Palette verschiedener Materialien zum Einsatz. Hier sind unterschiedliche Bau- und Konstruktionsmethoden, Gewerke und Produktionssysteme innovativ miteinander kombiniert. Bei der Auswahl der Materialien war einerseits lokale Herkunft, andererseits die Vermeidung von Müll bedeutsam. Aus diesem Grund werden in Educan zum Beispiel Container aus der Schifffahrt wiederverwendet. OrtbetonDie Ortbetonbauweise bezieht sich auf die Konstruktion von Betonstrukturen vor Ort, anstatt sie aus vorgefertigten Teilen zusammenzusetzen. Dies erfordert eine Form, in die der Beton gegossen und ausgehärtet wird. Es ist eine häufige Methode für den Bau von Fundamenten, Wänden und Decken in modernen Gebäuden. haben die Architekten dagegen wegen seiner Anpassungsfähigkeit und seiner thermisch relevante Masse verwendet. Die Wiederverwendung von Materialresten führte zu einer geschmeidigen Wellenform der Erdgeschossfassade.
Fotos: Foto: José Hevia + Javier de Paz photographs
In diesem ungewöhnlichen Bau kommen standardisierte Industriebleche genauso zum Einsatz, wie präzise CNC-gefräste Gelenke aus Schichtholz. Standardisierte 40-Fuß-Schiffscontainer finden sich ebenso, wie handgefertigte Schmiedestücke, die bei Lagern, Bänken, Lampen oder großen Schiebetürensind Türen, die horizontal oder vertikal auf einer Schiene gleiten, um den Raum zu öffnen oder zu schließen. Sie nehmen weniger Platz ein als herkömmliche Türen, sind daher ideal für Räume mit begrenztem Platzangebot oder für den Zugang zu Terrassen oder Gärten. eingesetzt werden. Zur BelüftungBelüftung: Die Zufuhr von frischer Luft in geschlossene Räume. Belüftungssysteme sind wichtig, um ein gesundes Raumklima zu erhalten und Schimmelbildung durch Feuchtigkeit zu verhindern. des Gebäudes verwenden die Architektinnen und Architekten sowohl ein automatisches Air-Conditioning-System, als auch manuell bedienbare LamellenLamellen: Lamellen sind flache, schmale Bauelemente, die in der Architektur als Sonnen- und Sichtschutz sowie zur Fassadengestaltung eingesetzt werden können. oder JalousienJalousien: Ein Sonnenschutzsystem, bei dem flexible Lamellen aus verschiedenen Materialien verwendet werden, die über Scharniere so eingestellt werden können, dass sie das Eindringen von Tageslicht oder Sonnenlicht reduzieren.. Bei den Fundamenten und Wänden nutzen sie massiven Beton genauso, wie leichte, vor Ort montierte Fertigteile.
Auch die Architekten des Gebäudes, Enrique Espinosa und Lys Villalba, sehen Educan als Experiment. Normalerweise findet Bauen im ländlichen Kontext wenig Beachtung. Mit der Schule Educan wollten sie innovative Architektur schaffen, die vielfältige Formen und einfache, preisgünstige Materialien zu einem ungewöhnlichen Gebäude zusammenfügt. Nicht umsonst haben die Architekten bereits zahlreiche Anerkennungen und Preise für diesen Bau bekommen.
Noch mehr Architektur aus Spanien? Wir zeigen Ihnen die Erweiterung des Museo de Arte Contemporaneo Helga de Alvear im spanischen Caceres.