21.12.2021

Porträt

Richard Rogers (1933 bis 2021)

Aus Baumeister 11/1986

Aus Baumeister 11/1986

Er prägte die Hightech-Ästhetik und Londoner Stadtentwicklung wie kaum ein anderer: Richard Rogers. Nun ist er am 18. Dezember 2021 verstorben. Eine Würdigung des Architekten.

Die meisten werden mit dem Namen Richard Rogers zuerst das Lloyds-Bankgebäude in London verbinden. Dieses aufsehenerregende Bauwerk von 1986 stammt bekanntermaßen aus der Zeit der romantischen Maschinenästhetik, des Hightech. Bereits zwanzig Jahre früher, nach seinem Studium an der Architectural Association in London und in Yale, war er auf eine Gruppe junger Architekten und Architektinnen gestoßen, die diesen Stil prägen sollten: Team 4, zusammen mit Norman Foster, Wendy Cheeseman und Su Brunwell, seiner späteren Frau.

BAUMEISTER 11/1986

Es folgten lange Jahre, ohne dass Rogers irgendwelche Entwürfe umsetzen konnte. Bis schließlich 1971 ein Wettbewerbserfolg zusammen mit Renzo Piano alles änderte und Rogers weltberühmt machen sollte: das Centre Pompidou. Nicht nur der Entwurf für das Kunst- und Kulturzentrum selbst gab damals den Ausschlag für den Erfolg, sondern vor allem auch der große Platz davor. Er sollte im Gegensatz zu allen anderen Wettbewerbseinreichungen der Stadt einen attraktiven Raum zurückgeben. Mit der Fertigstellung dieser Architekturikone gründete Rogers dann 1977 sein eigenes Büro Richard Rogers Partnership. Es wurde bald weltweit tätig und betreibt heute neben dem Londoner Standort Niederlassungen in Barcelona, Tokio und Madrid. Das Büro blieb seinem Markenzeichen treu: der Hightech-Ästhetik. Mit dem Millennium Dome in London erregte Richard Rogers Aufsehen ebenso wie mit gläsernen Wohntürmen.

Eine wichtige Rolle spielte Richard Rogers außerdem in der Londoner Stadtentwicklung. Und das vor allem als Gegenpart zu Prinz Charles, der seinen Einfluss zugunsten einer romantisch-konservativen Architektur, zurück zu „merry England“, geltend machte. Man könnte sagen, dass Rogers gewann. Er wurde von 1998 bis 2005 Vorsitzender der „Urban Task Force“, eine Arbeitsgruppe der britischen Regierung, die Strategien zur Revitalisierung städtischer Zentren entwickelte.

Auch Gottfried Böhm verstarb 2021. Zum Nachruf

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