10.06.2023

Öffentlich

Echo, ein neues Gebäude für die TU Delft

Bildungsbauten
Das fakultätsübergreifende Gebäude Echo an der TU Delft zeichnet sich durch sein zukunftweisendes Design aus. Foto: ©Evabloem
Das fakultätsübergreifende Gebäude Echo an der TU Delft zeichnet sich durch sein zukunftweisendes Design aus. Foto: ©Evabloem

Steigende Studierendenzahlen in allen Fachbereichen an der TU Delft überstiegen die Kapazitäten der führenden niederländischen Universität. Um den Bedarf an mehr Bildungsraum nachhaltig zu decken, erarbeitetet UN Studio das Konzept Echo, das nicht nur höchste technische Standards erfüllt, sondern zugleich ein hohes Maß an räumlicher Flexibilität mitbringt.


Anpassungsfähiges Layout

Von Planungsbeginn im Jahr 2017 bis zur Fertigstellung 2022 arbeitete UNStudio eng mit Bauingenieuren und Baukostenberatern zusammen. Geschaffen wurde ein zukunftsweisendes Design für das fakultätsübergreifende Gebäude. Echo vereint verschiedene Lehrmethoden und Bildungstypen in einem Gebäude, das zudem mehr Energie produziert als es verbraucht. Nach der zeitgenössischen Kultur des „Everything Anywhere“ wird außerdem körperliche Bewegung angeregt und Zwischenräume bekommen eine große Bedeutung. Echo bietet Raum für unstrukturierte Zeit und wird zur Plattform für Reflexion, Inspiration sowie Kommunikation.

Das 8844 Quadratmeter große Gebäude bietet rund 1.700 Studierenden Platz. Diese verteilen sich in verschieden große Hörsäle, Unterrichtsräume und Lernräume. Diese Räume haben zudem alle eines gemeinsam: In wenigen Minuten kann das Layout verändert werden. Es dauert beispielsweise nur 15 Minuten, den größten Hörsaal im Erdgeschoss, in dem 700 Personen eine Vorlesung anhören können, in drei separate Räume zu teilen. Auch die Büroräume im zweiten Stock sind modular gestaltet, sodass bei Bedarf sogar eine funktionale Veränderung zum zusätzlichen Hörsaal möglich wäre. Gegenwärtig liegt der Fokus der verschiedenen Räume von Echo auf mittleren und großen Unterrichtsräumen für 150 bis 700 Personen. Auf zukünftige Bedürfnisse der Nutzer kann das Gebäude kurzfristig reagieren.

Foto: ©Evabloem
Fotos: ©Evabloem
Foto: ©Evabloem

Förderung der Gesundheit

Mittelpunkt des Designs ist neben der Anpassungsfähigkeit des an die Notwendigkeiten der jeweiligen Fachbereiche auch das Wohlbefinden der Nutzenden. Letzteres steigt durch Bewegung – und diese fördert das Gebäude. Schon im Erdgeschoss zeigt sich Echo als aktiver Campus. Denn das Gebäude verbindet sich nicht einfach mit dem öffentlichen Raum, es definiert ihn. So setzt sich der angrenzende Platz im transparenten Erdgeschoss des Gebäudes fort und verbindet sich mit der gegenüberliegenden Straße. Echos Erdgeschoss wird somit zum überdachten öffentlichen Platz, zur öffentlichen Verbindung. Eine zentral positionierte Treppe erschließt das gesamte Gebäude und erleichtert nicht nur die Übersicht, sondern trägt auch zur Gesundheit von Studierenden, Forschenden und Lehrenden bei.

Foto: ©Evabloem
Echo trägt mit seinem Design zur Gesundheit der Studierenden und Lehrenden bei. Fotos: ©Evabloem
Foto: ©Evabloem

Wie Echo die Gesundheit fördert

In Echo finden sich immer wieder gesundheitsfördernde Elemente wie die zentrale Treppe. Das transparente Design maximiert den Einfluss von Tageslicht im Inneren, was neben einem positiven Effekt auf die (psychische) Gesundheit auch den Bedarf an künstlicher Beleuchtung reduziert. Zudem wird auf diese Weise eine visuelle Verbindung von Echo zum Campus und der umgebenden Natur geschaffen und eine „institutionelle“ Erfahrung für Nutzende vermieden. Eine Kombination aus Sonnenschutz und dem geringen solaren Durchdringungsfaktor des Glases wirken einer Überhitzung von Echo entgegen. Zusätzlich halten die tiefen horizontalen Aluminiummarkisen überschüssige Sonnenwärme ab. Dazwischen wachsende Kletterpflanzen bilden eine subtile grüne Fassade und filtern das Tageslicht.

Saubere Luft ist ein weiteres Element des gesundheitsfördernden Gebäudedesigns. Diese wird durch ein Hohlraumsystem im Fußboden gewährleistet. Frische Luft wird also nicht von oben, sondern vom Boden in die Räume verteilt, wodurch eine Zirkulation im Raum vermieden wird. Die Lüftungsöffnungen für dieses System sind in einer Computerbodeninstallation verlegt, sodass sie sich problemlos anpassen lassen, wenn sich das Layout der Räume verändert.

Foto: ©Evabloem
Fotos: ©Evabloem
Foto: ©Evabloem

Nachhaltigkeit ganz weit vorne

UNStudio entwickelten nicht nur ein Gebäude mit positivem Effekt auf die Nutzenden, sondern achteten auch auf die Auswirkungen von Echo auf die Umwelt. Die flexible Nutzung wird durch eine eine Stützenkonstruktion möglich, die aus großen Rastermaßen und entlang der Gebäudekante verlaufenden Stützen freie Räume mit großen Spannweiten schafft. Bei den zum Bau verwendeten Materialien lag der Fokus unter anderem auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Für die Stahlträger wurden Standardgrößen gewählt, sodass sie nach der Lebensdauer des Gebäudes demontiert und wiederverwendet werden können. Nach ähnlichen Kriterien ist beispielsweise auch der Hohlraumboden ausgewählt. Die im Gebäude aufgestellten Möbel sind zu 90 Prozent wiederverwendet.

Echo ist das nachhaltigste Gebäude der TU Delft und trägt maßgeblich zur Ambition der Universität bei, bis 2030 einen vollständig nachhaltigen Campus zu betreiben. 1.200 Sonnenkollektoren, intelligente Installationen, gute Isolierung und ein Wärme- und Kältespeichersystem sorgen dafür, dass Echo mehr Energie liefern kann, als es für seinen täglichen Betrieb benötigt. Auch die nutzerbezogene Energie, die aus dem Stromverbrauch für Laptops, Beleuchtung und Catering entsteht, wird in den Energieverbrauch eingerechnet.

Die Solarpanele tragen dazu bei, dass Echo mehr Energie generiert, als es verbraucht. Foto: ©Evabloem
Die Solarpanele tragen dazu bei, dass Echo mehr Energie generiert, als es verbraucht. Foto: ©Evabloem

Echo als Vorreiter

Echo wirkt einerseits wie ein utopisches Experiment, denn nicht jede Universität wird ein derartiges Konzept finanziell tragen können. Andererseits ist der Einfluss dieses Gebäudes, der sich auf weite Teile des Alltags von Studierenden und Lehrenden, auf ihre physische, psychische und soziale Gesundheit auswirkt, nicht zu unterschätzen. Gebäude wie Echo wirken daher als Vorreiter, die Erfahrungswerte liefern und neue Wege aus interdisziplinärer Planung eröffnen – in sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit.

Pläne: UNStudio
Pläne: UNStudio
Pläne: UNStudio
Pläne: UNStudio
Pläne: UNStudio
Pläne: UNStudio

Noch nicht genug von UNStudio? Dann haben wir hier drei Empfehlungen:
UNStudio hat die diesjährige BAUMEISTER Curated-Ausgabe gestaltet. Diese ist im Shop erhältlich: B6/23 Curated.
Parallel dazu gibt’s 
mehr zu UNStudio und ihren Projekten in unserem großen Portrait und Online-Spezial.
Beispiel hierfür: Gemeinsam mit Nihon Sekkei entwarf UNStudio das Shanghai Jiuguang Center, das größte Einkaufszentrum im nördlichen Shanghai. 

U
Büros
UNStudio
Scroll to Top