Steigende Studierendenzahlen in allen Fachbereichen an der TU Delft überstiegen die Kapazitäten der führenden niederländischen Universität. Um den Bedarf an mehr Bildungsraum nachhaltig zu decken, erarbeitetet UN Studio das Konzept Echo, das nicht nur höchste technische Standards erfüllt, sondern zugleich ein hohes Maß an räumlicher Flexibilität mitbringt.
Anpassungsfähiges Layout
Von Planungsbeginn im Jahr 2017 bis zur Fertigstellung 2022 arbeitete UNStudio eng mit Bauingenieuren und Baukostenberatern zusammen. Geschaffen wurde ein zukunftsweisendes Design für das fakultätsübergreifende Gebäude. Echo vereint verschiedene Lehrmethoden und Bildungstypen in einem Gebäude, das zudem mehr EnergieEnergie: die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wärme zu erzeugen. produziert als es verbraucht. Nach der zeitgenössischen Kultur des „Everything Anywhere“ wird außerdem körperliche Bewegung angeregt und Zwischenräume bekommen eine große Bedeutung. Echo bietet Raum für unstrukturierte Zeit und wird zur Plattform für ReflexionReflexion: die Fähigkeit eines Materials oder einer Oberfläche, Licht oder Energie zu reflektieren oder zurückzustrahlen., Inspiration sowie Kommunikation.
Das 8844 Quadratmeter große Gebäude bietet rund 1.700 Studierenden Platz. Diese verteilen sich in verschieden große Hörsäle, Unterrichtsräume und Lernräume. Diese Räume haben zudem alle eines gemeinsam: In wenigen Minuten kann das Layout verändert werden. Es dauert beispielsweise nur 15 Minuten, den größten Hörsaal im Erdgeschoss, in dem 700 Personen eine Vorlesung anhören können, in drei separate Räume zu teilen. Auch die Büroräume im zweiten Stockbezeichnet den Rahmen, der insbesondere bei Türen und Fenstern um das bewegliche Element herum angebracht wird. Er dient zur stabilen Integration des beweglichen Teils in die Wand und ermöglicht es, die Türen oder Fenster zu öffnen und zu schließen. sind modular gestaltet, sodass bei Bedarf sogar eine funktionale Veränderung zum zusätzlichen Hörsaal möglich wäre. Gegenwärtig liegt der Fokus der verschiedenen Räume von Echo auf mittleren und großen Unterrichtsräumen für 150 bis 700 Personen. Auf zukünftige Bedürfnisse der Nutzer kann das Gebäude kurzfristig reagieren.
Förderung der Gesundheit
Mittelpunkt des Designs ist neben der Anpassungsfähigkeit des an die Notwendigkeiten der jeweiligen Fachbereiche auch das Wohlbefinden der Nutzenden. Letzteres steigt durch Bewegung – und diese fördert das Gebäude. Schon im Erdgeschoss zeigt sich Echo als aktiver Campus. Denn das Gebäude verbindet sich nicht einfach mit dem öffentlichen Raum, es definiert ihn. So setzt sich der angrenzende Platz im transparenten Erdgeschoss des Gebäudes fort und verbindet sich mit der gegenüberliegenden Straße. Echos Erdgeschoss wird somit zum überdachten öffentlichen Platz, zur öffentlichen Verbindung. Eine zentral positionierte Treppe erschließt das gesamte Gebäude und erleichtert nicht nur die Übersicht, sondern trägt auch zur Gesundheit von Studierenden, Forschenden und Lehrenden bei.
Wie Echo die Gesundheit fördert
In Echo finden sich immer wieder gesundheitsfördernde Elemente wie die zentraleZentrale: Eine Zentrale ist eine Einrichtung, die in der Sicherheitstechnik als Steuerungszentrum für verschiedene Alarmvorrichtungen fungiert. Sie empfängt und verarbeitet Signale von Überwachungseinrichtungen und löst bei Bedarf Alarm aus. Treppe. Das transparente Design maximiert den Einfluss von TageslichtTageslicht: Natürliches Licht, das während des Tages durch die Fenster oder Oberlichter in ein Gebäude strömt. im Inneren, was neben einem positiven Effekt auf die (psychische) Gesundheit auch den Bedarf an künstlicher Beleuchtung reduziert. Zudem wird auf diese Weise eine visuelle Verbindung von Echo zum Campus und der umgebenden Natur geschaffen und eine „institutionelle“ Erfahrung für Nutzende vermieden. Eine Kombination aus SonnenschutzSonnenschutz: Der Sonnenschutz bezieht sich auf alle Maßnahmen, die ergriffen werden, um Überhitzung durch direkte Sonneneinstrahlung zu verhindern. und dem geringen solaren Durchdringungsfaktor des Glases wirken einer Überhitzung von Echo entgegen. Zusätzlich halten die tiefen horizontalen Aluminiummarkisen überschüssige Sonnenwärme ab. Dazwischen wachsende Kletterpflanzen bilden eine subtile grüne FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. und filtern das Tageslicht.
Saubere Luft ist ein weiteres Element des gesundheitsfördernden Gebäudedesigns. Diese wird durch ein Hohlraumsystem im Fußboden gewährleistet. Frische Luft wird also nicht von oben, sondern vom Boden in die Räume verteilt, wodurch eine Zirkulation im Raum vermieden wird. Die Lüftungsöffnungen für dieses System sind in einer Computerbodeninstallation verlegt, sodass sie sich problemlos anpassen lassen, wenn sich das Layout der Räume verändert.
Nachhaltigkeit ganz weit vorne
UNStudio entwickelten nicht nur ein Gebäude mit positivem Effekt auf die Nutzenden, sondern achteten auch auf die Auswirkungen von Echo auf die Umwelt. Die flexible Nutzung wird durch eine eine Stützenkonstruktion möglich, die aus großen Rastermaßen und entlang der Gebäudekante verlaufenden Stützen freie Räume mit großen Spannweiten schafft. Bei den zum Bau verwendeten Materialien lag der Fokus unter anderem auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Für die Stahlträger wurden Standardgrößen gewählt, sodass sie nach der Lebensdauer des Gebäudes demontiert und wiederverwendet werden können. Nach ähnlichen Kriterien ist beispielsweise auch der HohlraumbodenHohlraumboden: Ein Hohlraumboden ist ein Boden, der hervorragend zur Installation von technischen Einrichtungen und Schächten geeignet ist. Er verfügt über einen hohlen Raum unter seiner Oberfläche, der Platz für die Verlegung von Leitungen und anderen Komponenten bietet. ausgewählt. Die im Gebäude aufgestellten Möbel sind zu 90 Prozent wiederverwendet.
Echo ist das nachhaltigste Gebäude der TU Delft und trägt maßgeblich zur Ambition der Universität bei, bis 2030 einen vollständig nachhaltigen Campus zu betreiben. 1.200 Sonnenkollektoren, intelligente Installationen, gute Isolierung und ein Wärme- und Kältespeichersystem sorgen dafür, dass Echo mehr EnergieEnergie: die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wärme zu erzeugen. liefern kann, als es für seinen täglichen Betrieb benötigt. Auch die nutzerbezogene Energie, die aus dem Stromverbrauch für Laptops, Beleuchtung und Catering entsteht, wird in den EnergieverbrauchEnergieverbrauch: Dieses Fachmagazin beschäftigt sich mit dem Energieverbrauch von Gebäuden und Infrastrukturen. Es untersucht die verschiedenen Faktoren, die den Energieverbrauch beeinflussen, und die Möglichkeiten der Reduzierung des Energieverbrauchs. eingerechnet.
Echo als Vorreiter
Echo wirkt einerseits wie ein utopisches Experiment, denn nicht jede Universität wird ein derartiges Konzept finanziell tragen können. Andererseits ist der Einfluss dieses Gebäudes, der sich auf weite Teile des Alltags von Studierenden und Lehrenden, auf ihre physische, psychische und soziale Gesundheit auswirkt, nicht zu unterschätzen. Gebäude wie Echo wirken daher als Vorreiter, die Erfahrungswerte liefern und neue Wege aus interdisziplinärer Planung eröffnen – in sozialer, ökonomischer und ökologischer NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur – Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden….
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