UNStudio

 

Die Kuratoren der BAUMEISTER curated by-Ausgabe 2023 sind UNStudio aus Amsterdam. Ben van Berkel und sein Team gehen in dem von ihnen kuratiertem Heft der Frage nach, wie Architektur zu unserer Gesundheit beitragen kann. Aber auch online haben wir einiges rund um das Büro aufgefahren. Entstanden ist dabei eine besondere Curated by-Ausgabe mit den Schwerpunkten „Health & Sustainability“, „Health & Technology“ sowie „Health & Economics“: Das Heft ist hier bestellbar. Und online gibt’s hier Videos, Projekte und mehr. Viel Freude beim Entdecken!

BAUMEISTER x UNStudio Juni 2023

Wer ist UNStudio? Und was machen die so? Die Antwort gibt’s hier.

Das 1987 von Ben van Berkel und Caroline Bos gegründete Architekturbüro gehörte einst zu den Protagonisten des „Superdutch“-Booms. Inzwischen ist UNStudio weltweit tätig und hat sich zu einem der führenden Experten für nutzerorientiertes Bauen weiterentwickelt. Wie und mit welchen Projekten, erfahren Sie hier.


Der Anfang

Als Anfang der Neunzigerjahre eine Reihe junger niederländischer Architekturbüros von sich reden machte, fiel dabei meist auch der Name des Büros van Berkel & Bos. Ben van Berkel und Caroline Bos machten nicht nur mit einer Reihe von Gebäuden, sondern auch mit Aufsätzen und Büchern auf sich aufmerksam. Ben van Berkel entwarf zudem Möbel und wirkte auch als Künstler, insbesondere als Zeichner. Das lag daran, dass er zunächst Grafik studiert hatte, bevor er zur Architektur wechselte. Die Gebäude aus van Berkels Feder zeigten anfänglich einige Verwandtschaft mit seinen grafischen Arbeiten. Entwürfe wie das Karbouw-Gebäude und das REMU-Umspannwerk, beide in Amersfoort, leben vom Kontrast dynamischer und statischer Formen. Unterschiedliche Fassadenmaterialien wie Stahl und Keramik sowie Farben belebten die Bauten zusätzlich.


Museum „Het Valkhof“ in Nimwegen, Möbiushaus in Naarden

Das Museum „Het Valkhof“ in Nimwegen und das Möbiushaus in Naarden sind komplexe Stukturen aus mäandrierenden und sich gegenseitig durchdringen Formen. In beiden Architekturen nutzte das 1998 in UNStudio umbenannte Büro die Möglichkeiten des digitalisierten Entwerfens immer stärker. Die Arbeit an der 139 Meter hohen Erasmusbrücke in Rotterdam, die 1996 fertiggestellt wurde, forcierte diesen Prozess. Mehr zur Brücke im folgenden Artikel:


UNStudio: Vereinigtes Netzwerk

Ben van Berkel und Caroline Bos entwickelten die Überzeugung, dass zeitgemäße Architektur nur im engen Zusammenspiel unterschiedlicher Experten realisiert werden kann – eine Haltung, die bis heute die Arbeit des Büros definiert. Der neue Name UNStudio, kurz für „United Network“, verwies auf diese kollaborative Idee. Mit der Erasmus-Brücke und dem Entwurf für den neuen Bahnhof in Arnheim (mehr dazu m Folgenden) fand das Büro zu einer dynamischen und gleichzeitig eleganten Formensprache, die weltweit auf Aufmerksamkeit stieß.


Bahnhof in Arnheim

Den Wettbewerb für Arnhem Centraal gewannen van Berkel und Bos bereits 1996. Fertiggestellt wurde das Projekt aber erst 2016, nachdem die eigentlichen Bauarbeiten 2006 begonnen hatten. Die lange Bauzeit hatte nicht nur mit dem Umbau bei laufendem Betrieb zu tun. Für die anspruchsvolle Konstruktion musste zunächst ein Herstellungsverfahren gefunden werden. Schließlich gelang die Umsetzung mit Hilfe von Experten aus dem Schiffsbau. Diese griffen auf Technologien aus der Rumpfkonstruktion zurück.


Büro „La Defense“ in Almere

Das Bürogebäude „La Defense“, dass zwischen 1999 und 2004 in Almere entstand, hat auf den ersten Blick wenig mit den expressiven Formen des Bahnhofs von Arnheim zu tun. Bei den zwei ineinandergeschobenen Bauteilen dominiert der rechte Winkel. Lediglich die flach geneigten Dächer lockern das strenge Raster der Fassaden auf. Seinen besonderen Reiz bezieht der Entwurf aus dem Fassadenmaterial. UNStudio verwendete hier Glaspaneele, die mit einer polychromen Folie überzogen sind. Dadurch ändert das Gebäude je nach Lichtverhältnissen und Betrachterstandpunkt sein Aussehen.


Theater „Agora“ in Lelystad

Auch für das Theater Agora in Almeres Nachbarort Lelystad arbeitete UNStudio mit einer stark farbigen Fassade. Der zwischen 2002 und 2007 entstandene Kulturbau leuchtet in verschiedenen Gelb- und Orangetönen. Die unterschiedlichen Farbnuancen betonen die Dreiecksformen aus der die Hülle des unregelmäßig geformten Baukörpers zusammengesetzt ist. Der Bau beherbergt zwei Bühnen, deren Auditorien in strahlendes Rot getaucht sind. Die Foyers sind dagegen in Weiß und Violett-Abstufungen gehalten.


Mercedes-Benz-Automuseum in Stuttgart

Das Werksmuseum, das UNStudio zwischen 2001 und 2006 für den Autobauer Mercedes-Benz in Stuttgart baute, vereint historische Bezüge mit einer hochkomplexen Raumerfindung. In eine dreieckige Grundform ist eine Rampenanlage als Doppelhelix eingeschrieben, die sich in drei Schleifen durch das Gebäudevolumen zieht. Die Rampenspirale stellt einen direkten Bezug zu Karl Schwanzers BMW-Museum her und lässt zudem an Frank Lloyd Wrights Guggenheim-Museum denken. Auf der Fassade durchdringen sich geneigte Fenster- und Metallbänder, die den Baukörper umziehen und das Motiv von Dynamik und Geschwindigkeit auch in den Außenraum transportieren.


Shoppingmall „Hanjie Wanda Square“ in Wuhan

Die Shoppingmall Hanjie Wanda Square, entstanden zwischen 2011 und 2013 im chinesischen Wuhan, erregte bei der Fertigstellung großes Aufsehen durch ihre mit spiegelnden Halbkugeln besetzte Fassade. Der Effekt der glänzenden Kugeln wird durch eine ausgeklügelte Beleuchtung weiter verstärkt. Im Innern steht das Zusammenspiel von vertikaler und horizontaler Durchwegung im Mittelpunkt. Die Vertikalerschließung erfolgt dabei nicht in den beiden Atrien, sondern in den dazwischenliegenden Passagen. Deren Galleriegeschosse scheinen die Aufwärtsbewegung der Besucher bereits vorzuzeichnen.


Einkaufsmeile „P.C. Hooftstraat“ in Amsterdam

Ähnlich spektakulär, wenn auch viel kleiner im Maßstab, fiel ein Fassadenumbau in Amsterdams Luxus-Einkaufsmeile P.C. Hooftstraat aus. UNStudio ließ die Gliederung der klassischen Amsterdamer Bürgerhaus-Front klar sichtbar – verband aber die Fensteröffnungen des Erd- und des ersten Obergeschosses durch drei geschwungene und leicht vorkragende Glaserker.


Metro in Doha

Die Metro in Doha, für die UNStudio zwischen 2012 und 2019 die gesamte bauliche Infrastruktur plante, ist das umfangreichste Verkehrsprojekt, das das Büro bislang realisiert hat. Auf der Grundlage eines Baukasten-Systems entstanden bislang 37 Bahnhöfe, sowohl oberirdisch als auch unterirdisch. UNStudio setzt sich mit dem Thema Verkehr intensiv auseinander und forscht auch an alternativen Massentransportsystemen. So plant das Büro nicht nur mehrere innerstädtische Seilbahnen, sondern ist auch Partner beim visionären Hochgeschwindigkeitsprojekt „Hyperloop“.


Hochhäuser „Four“ in Frankfurt

Inzwischen zählt UNStudio auch zu den innovativsten Architekturbüros im Bereich der Hochhausplanung. Derzeit nähert sich das Projekt „Four“ in Frankfurt am Main – eines der größten Hochhausprojekte in Europa – seiner Fertigstellung. Auf dem Areal einer ehemaligen Bankzentrale in der Frankfurter Innenstadt werden insgesamt vier bis zu 228 Meter hohe Bauten errichtet. Das neue Quartier soll Wohn-, Büro- und Geschäftsnutzung vereinen und so zu einer Belebung des Bankenviertels beitragen. Statt vier Hochhäusern entsteht gerade ein doppeltes Hochhaus in Melbourne, das UNStudio mit Cox Architecture entworfen hat. Mehr über das Projekt namens STH BNK hier:

Mehr zu dem Studio, ihren Projekten und Gedanken lesen Sie in der B6/2023.

Kurzbiografie Ben van Berkel

 

Ben van Berkel studierte Architektur an der Rietveld-Akademie in Amsterdam und an der Architectural Association in London. 1987 erhielt er das AA-Diplom mit Auszeichnung.

Im Jahr 1988 gründete er zusammen mit Caroline Bos das Architekturbüro UNStudio in Amsterdam. Zu den aktuellen Projekten gehören das STH BNK by Beulah in Melbourne, der Masterplan für den Bahnhof Chamartín in Madrid, Four in Frankfurt und der wasl Tower in Dubai. Mit UNStudio realisierte er unter anderem das Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart, den Hauptbahnhof von Arnheim in den Niederlanden, Raffles City in Hangzhou, den Canaletto Tower in London, eine Privatvilla im Bundesstaat New York und die Singapore University of Technology and Design.

Ben van Berkel hat weltweit an vielen Architekturschulen Vorlesungen gehalten und unterrichtet. Von 2011 bis 2018 hatte er den Kenzo Tange Visiting Professor’s Chair an der Harvard University Graduate School of Design inne, wo er weiterhin ein Studio zum Thema Gesundheit und gebaute Umwelt leitet. Außerdem ist er derzeit Lehrstuhlinhaber für MArch Thesis an der IE School of Architecture and Design. 2017 hielt van Berkel auch eine TEDx-Präsentation über Gesundheit und Architektur. Darüber hinaus war er von 2017 bis 2021 Mitglied des Taskforce-Teams/Beirats Bauindustrie des niederländischen Wirtschaftsministeriums.

Ben van Berkel, Gründer von UNStudio, hat die BAUMEISTER curated by-Ausgabe 2023 gestaltet.

Projekte rund um UNStudio und unsere BAUMEISTER Juni-Ausgabe

Die Juni-Ausgabe ist hier bestellbar.

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