David Rubenstein Forum – vertikale Nachbarschaft in Chicago

2015 wurde das Team von Diller Scofidio + Renfro beauftragt, das David Rubenstein Forum an der Universität von Chicago neu zu bauen. Die Universität wünschte sich einen Ort des Diskurses, um das Engagement von Forschern und Gelehrten aus der ganzen Welt zu fördern. Die Lage auf der Midway Plaisance, gegenüber der Rockefeller Memorial Chapel, ist für diesen Zweck nicht nur repräsentativ gewählt, sondern bietet auch einen unvergleichlichen Blick auf Chicagos Innenstadt, den Campus der Universität und den Lake Michigan.

Das Raumprogramm des David Rubenstein Forums ist umfassend. Die Universität benötigte neben einem Auditorium, Speise- und Theatersaal auch Mehrzweck-Versammlungsräume für Symposien und Workshops. DS+R sortierten die gut 9.000 Quadratmeter Raumprogramm nach Themen und stapelten die verschiedenen Nutzungen übereinander wie eine vertikale Nachbarschaft. Um jedem Thema einen einzigartigen Ausblick zu bieten, sind die Stockwerke nicht nur gestapelt, sondern auch gedreht, das Gebäude wendet sich zugleich der Nord- und der Südseite der Stadt zu. Acht Stockwerke formen einen schlanken Turm mit spannender Kubatur, der auf einem zweistöckigen Sockel steht.

Ebenso bietet das Innenleben des David Rubenstein Forums eine anregende Umgebung aus ruhig und lebhaft, konzentriert und diffus, formell und informell. Das Gebäude bietet den Besuchern verschiedene Treffpunkte, fördert den intellektuellen Austausch aber nicht nur an öffentlichen Meeting Points. Während die unteren Stockwerke sich nach außen öffnen, Campus und Forum miteinander verbinden, entziehen sich die oberen Stockwerke den Alltag. Ihre Grundrisse verschmelzen um eine private Lounge, die ein Gefühl von Gemeinschaft hervorruft. Die oberen Stockwerke bieten kontemplative Räume und einen faszinierenden Ausblick auf den Michigansee und Chicago.

Dass das zweistöckige Empfangsgeschoss des David Rubenstein Forums eine besondere Verbindende Funktion hat, beweist schon der BodenbelagBodenbelag: alle Materialien, die als Oberflächen für den Boden von Räumen verwendet werden, wie Teppich, Fliesen usw.: Der mit Terrazzopflaster belegte, als Außenlobby genutzte Eingangsplatz geht nahtlos in die Eingangslobby über. Neben der Rezeption finden Besucher hier einen halbprivaten Speisesaal mit 100 Sitzplätzen, eine Weinbar und ein Café. Zudem bietet die offene Lobby einen stimmungsvollen Ausblick nach Süden auf den außenliegenden Veranstaltungsbereich und den aus zwanzig Ahornbäumen angelegten Bosque, der mit dem Campus South Walk verwächst.

Vom Erdgeschoss aus erreichen die Gäste des David Rubenstein Forums dann den University Room. Dieser ist der größte Raum im Gebäude und bietet somit bei Theaterbestuhlung Platz für mehr als 600 Personen. Ein weiterer Veranstaltungsort ist die Friedman Hallbezeichnet in der Akustik-Architektur die Nachwirkungen von Schallwellen im Raum. Er entsteht durch die Reflexion und Streuung von Schallwellen an den Wänden, Decken und Böden.. Diese erstreckt sich über die dritte und vierte Etage und umfasst dabei insgesamt 370 Quadratmeter. Vor dem Hintergrund der Rockefeller Chapel lädt ein Auditorium 285 Gäste dazu ein, Vorträge und Aufführungen zu besuchen.

Über der Friedman Hall ist zudem ein Japanischer Garten angelegt. Er bietet der fünften Etage des Rubenstein Forums einen Außenbereich mit Blick auf Chicago. Die Stockwerke fünf bis sieben beherbergen währenddessen unter anderem die Kapani Family Foundation, eine Lounge und Standard Meeting Rooms. Erstklassig ausgestattete Tagungsräume und der Peter W. May Boardroom sind in den Geschossen acht und neun angeordnet. Im obersten Stockwerk öffnet sich das Gebäude dann nochmals: Der 185 Quadratmeter große City View Room bietet den Ausblick auf den Lake Michigan, Chicago und den Campus.

Die gestaffelte Turmstruktur des Rubenstein Forums besteht im Wesentlichen aus zwei robusten Seitenwänden sowie aus StahlbetonStahlbeton: Ein Verbundwerkstoff aus Stahl und Beton, bei dem der Stahl als Zugbewehrung und der Beton als Druckbewehrung eingesetzt wird.. Sie kragen dabei bis zu 12 Meter vom Kern des Gebäudes aus. Nachgespannte Platten spannen währenddessen zwischen den Seitenwänden mit minimaler struktureller Tiefe. Sie ermöglichen somit die Glasfassade mit ungehindertem Blick auf den Campus und die Stadt. Die VorhangfassadeVorhangfassade: Eine Außenhaut eines Gebäudes, die aus Vorhängen oder anderen textilen Bespannungen besteht. des LEED-Gold zertifizierten David Rubenstein Forums wurde eigens für diesen Ausblick konstruiert. Um den Übergang zwischen Innenausbau und FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. zu minimieren, wurde das Vorhangsystem aus stahlverstärkten, modularen Aluminiumpaneelen und Hochleistungs-Isolierglaseinheiten mit Low-E-Beschichtungen an allen Stellen fußgelagert. Zum Schutz der Vögel in der Mississippi Flyway ZoneIn der Architektur und Gebäudetechnik bezeichnet eine Zone einen Bereich innerhalb eines Gebäudes, der in Bezug auf Heizung, Klimatisierung oder Belüftung eine eigene Regelung benötigt. Zonen werden oft nach ihrer Nutzung, Größe oder Lage definiert, um eine maßgeschneiderte Versorgung mit Energie und Luft zu gewährleisten…. entlang der Midway Plaisence wurde in der Fassade außerdem eine neue vogelsichere Technologie zur Vermeidung von Vogelkollisionen integriert. Um natürliche Lebensräume in dieser Zone zu schaffen und gleichzeitig die EnergieeffizienzEnergieeffizienz: Dieses Fachmagazin beschäftigt sich mit der Energieeffizienz von Gebäuden und Infrastrukturen. Es untersucht die verschiedenen Methoden zur Steigerung der Energieeffizienz und ihre Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft. der Gebäudesysteme zu verbessern, wurden Gründächer gebaut.

Das David Rubenstein Forum der Universität von Chicago ist ein Beispiel für intelligentes, nachhaltiges BauenNachhaltiges Bauen bezeichnet eine Bauweise, die ökologische, soziale und ökonomische Aspekte bei der Planung, Errichtung und Nutzung von Gebäuden berücksichtigt. Ziel ist es, die Umwelt zu schonen, Ressourcen zu sparen und die Lebensqualität der Bewohner und Nutzer zu verbessern.. Von der Anordnung des Raumprogramms bis hin zur FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. ziehen sich das Thema des Ausblicks und das der Integration wie ein roter Faden durch das Gebäude. So entsteht ein eleganter Neubau, der geschickt seine Masse kaschiert und sowohl von innen als auch von außen für seine Gäste zum Ort des Diskurses wird.

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