10.04.2023

Öffentlich

Vogelobservatorium Tij – Osterei 2023

Unser Osterei kommt aus den Niederlanden. Das Vogelobservatorium Tij von RO&AD und Rau Architekten bringt im Sinne einer „architecture parlante“ seine Funktion auch in der Form zum Ausdruck. Denn das Observatorium sieht aus wie ein Stroh-Ei.

TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting

Der ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen gebaute Ausguck „Tij“ liegt im Mündungsdelta von Rhein und Maas nahe dem Ort Stellendam. In Stellendam verschließt seit 1970 ein Sperrwerk das Haringvliet, einen ehemaligen Meeresarm zwischen Hollands Diep und der Nordsee. Durch den Damm veränderte sich das Haringvliet von einem Salz- zu einem Süßgewässer. Das hatte enorme Auswirkungen auf Flora und Fauna. Bereits seit 30 Jahren gibt es deshalb Überlegungen, durch ein, zumindest teilweises, Öffnen des Sperrwerks wieder Salzwasser ins Haringvliet zu lassen. Doch es dauerte bis 2018, bis der Plan gegen viele Widerstände realisiert wurde. Im Rahmen dieser „Re-Naturisierung“ bauten RO&AD (s. Baumeister 2/2021) und Rau Architekten das ei-förmige Vogelobservatorium „TIJ“.

TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting

Gezeiten-Ei

Der Name „TIJ“ ist ein Wortspiel. Einerseits bedeutet Tij im Niederländischen „Tide“ und verweist auf die Rückkehr der Gezeiten ins Haringvliet. Andererseit klingt „Tij“ aber auch wie „het Ei“ – das Ei, wenn man es schnell ausspricht.

TIJ Stellendam
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting

Das künstliche Ei besteht hauptsächlich aus einer Holzkonstruktion und einer Schilfhülle. Die Holzkunstruktion ist als sogenannte Zollinger-Bauweise ausgeführt, einer Segmentbauweise, mit der sich bei sparsamem Materialverbrauch Gewölbeformen erstellen lassen. Den unteren Teil des Eis, der bei Hochwasser regelmäßig überflutet wird, bauten RO&AD und Rau aus Accoya, einem speziell behandelten Bauholz, den oberen Teil aus Kieferholz gebaut. Die rund 400 Einzelteile der Holzkonstruktion wurden in Finnland computergestützt gefertigt, verschifft und vor Ort zusammengefügt. Das Schilf für die Gebäudehülle wächst dagegen gleich hinter dem Vogelobservatorium Tij. Das Schilf umhüllt allerdings nicht den gesamten Holzrahmen, sondern nur die Teile, die das Meer nicht überfluten kann.

TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting

Vogelobservatorium Tij, alles ganz nachhaltig

In das Ei gelangen Besucher durch einen Tunnel, damit sie die Vögel nicht stören. Der Tunnel besteht aus ehemaligen Anlegepollern und Planken aus Azobe. Die Planken waren zuvor in der Ziegelindustrie im Einsatz. Der Tunnel ist mit Sand abgedeckt, der als Brutplatz für die Watvögel dienen soll. Das gesamte Ei ist als potenziell temporäres Bauwerk angelegt, das zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft auseinandergebaut und weiterverwertet werden kann.

TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Foto: Katja Effting
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Südansicht, Zeichnung: RO&AD/Rau Architects
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Schnitt, Zeichnung: RO&AD/Rau Architects
TIJ Stellendam, RO&AD und Rau Architects, Grundriss, Zeichnung: RO&AD/Rau Architects
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