Mit Spannung erwartet: Der DAM-Preis 2023 geht an Auer Weber für die Erweiterung des Landratsamts Starnberg. Erfahren Sie außerdem, welche Projekte noch zu den Finalisten gehörten.
Nahtloser Übergang zwischen Bestand und Erweiterung
Der DAM-Preis wird im Januar 2023 zum siebten Mal vergeben und steht dabei ganz im Zeichen des Weiterbauens. Denn die Erweiterung des Landratsamts Starnberg von Auer Weber „begeisterte“ die Jury nicht zuletzt deshalb, wie das DAM verlauten lässt, weil dem Büro „der Zusammenklang des Bestands und des Ergänzungsbaus“ außerordentlich gut gelungen ist. Denn der Neubau gibt sich nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Fraglos keine leichte Aufgabe für Auer Weber, da der Bestand bereits 35 Jahre alt ist. Wahrscheinlich half es, dass man hier an einem Projekt aus der eigenen Feder weiterarbeiten konnte. Offenbar realisierte das Büro damals ein äußerst tragfähiges Konzept, das sich auch heute noch bewährt und gut anpassen lässt. Es sei, laut Jury, nur „mit scharfem Blick zu erkennen, wo der Bestand aufhört und die Erweiterung beginnt, welche bewährten und geschätzten Attribute des Bestands fortgeschrieben und wo zeitgemäß modernisiert wurde und eben doch ein neuer Charakter Einzug gehalten hat“ .
Der Bestandsbau
Zu überprüfen ist die Qualität des Konzepts auch im Baumeister 10/1988 (Seite 44 bis 53). Denn ein besonderes Merkmal des Entwurfs war es bereits damals schon, dass der siegreiche Entwurf des Wettbewerbes von 1981/82 unverändert realisiert werden konnte. Auer Weber hatten die durchgehend zweigeschossigen Baukörper pavillonartig zu einer Baugruppe gefügt, die von Durchlässigkeit und Leichtigkeit geprägt ist. Nah am Ufer des Starnberger Sees bezogen sie das Wasser in die Freiraumplanung mit ein. Die FassadenFassaden sind die Außenwände von Gebäuden, die zur Straße hin sichtbar sind. bestanden aus einer Pfosten-Riegelkonstruktion aus HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet., das Tragwerk der Geschossbauten dagegen aus einem Stahlbetonskelett.
Ein vorausschauendes Konzept
Der ehemalige Chefredakteur des Baumeisters, Paulhans Peters, kommentierte den Entwurf seinerzeit so: „Woran erkennt man heute ein Landratsamt? Wohl in der Regel am Hinweisschild ,Landratsamt‘ … Sie funktionieren nach gewohntem Schema und entlehnen ihre Bauformen dem gerade üblichen Architekturvokabular. Kurz: sie sind meistens austauschbar gegen Sparkassenfilialen …“. Das Starnberger Landratsamt sei jedoch, so nahm es Peters jedenfalls wahr, nicht-städtisch, es entbehre der Symbole, habe bescheidene und überschaubare bauliche Dimensionen und verzichte außerdem auf Bau-„Masse“. Seine eigentliche Qualität bestehe aber darin, konstatierte der Baumeister-Chefredakteur 1988, dass „die Konstruktion als generatives Element die Gestalt des Bauwerks“ bestimme. Aus diesem Grund habe es auch mit einfachen und nicht hochtechnisierten Materialien errichtet werden können. Das klingt aus heutigem Verständnis auf jeden Fall vorausschauend.
Die Finalisten des DAM-Preis 2023
- allmannwappner – Stadtbahntunnel, Karlsruhe
- Auer Weber – Erweiterung Landratsamt, Starnberg
- ELEMENT • A ARCHITEKTEN / HIENDL_SCHINEIS ARCHITEKTENPARTNERSCHAFT – Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins e.V., München
- Hütten & Paläste – Scheune Prädikow, Prötzel
- LRO Lederer Ragnarsdottir Oei – Volkstheater, München
Das Projekt des Preisträgers als auch die anderen Finalisten werden im diesjährigen Band des Deutschen Architektur Jahrbuchs 2023 vorgestellt.
Der DAM-Preis für Architektur 2022 ging an zwei junge Büros, SUMMACUMFEMMER und Juliane Greb. Lesen Sie mehr zu dem Mehrfamilienhaus „San Riemo“ in München hier.