05.08.2021

Öffentlich

Die Zukunft von Berlin Tegel

Sicht über die nördliche Landebahn Richtung Nord-Westen

Sicht über die nördliche Landebahn Richtung Nord-Westen

Jetzt ist es so weit: Am 5. August übergab der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, das Areal des ehemaligen Flughafens Tegel an die Tegel Projekt GmbH. Damit ist der Startschuss für die Entwicklung des Gebiets gefallen. Pläne dafür gibt es schon genug: Der Bebauungsplan UTR Campus West schafft Planungsrecht für die Neunutzung von Gelände und Gebäuden; Weidinger Landschaftsarchitekten gewannen bereits 2019 den landschaftsplanerischen Wettbewerb zur Gestaltung der Grünräume. Eine Übersicht, was in den kommenden Jahren auf den Flugfeldern von Berlin Tegel ansteht, lesen Sie hier.

VO­GEL­FLUG­PER­SPEK­TI­VE RICH­TUNG SÜD-WESTEN

Berlin Tegel

Zeichnung: Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Eine echte Überraschung. Gut sechs Monate nach Erlöschen der Betriebserlaubnis steht Berlin Tegel vor einer neuen Zukunft. Im Mai 2021 gingen offiziell die Lichter am Flughafen TXL aus. Damit verließ das Gelände die luftverkehrsbezogene Fachplanung. So heißt es in der Fachsprache. Die Planungshoheit liegt seitdem beim Land Berlin. Und das nimmt sie zügig wahr. Der Senator für Stadtentwicklung und Wohnen legt dem Abgeordnetenhaus demnächst einen Bebauungsplan vor. Damit können die Planungen für das Gelände von Berlin Tegel in die Realisierung gehen. Bereits seit 2008 laufen die Diskussionen und Planungen dazu.

Die markanten Gebäude des Flughafen Berlin Tegel entstanden in den frühen 1970er Jahren. 1970 begann der Bau des bekannten sechseckigen Terminals. Vier Jahre später fand die Einweihung statt. Die damals jungen Architekten Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg waren die Entwerfer. Für sie war der Erfolg des Wettbewerbs von großer Bedeutung. Er war der Grundstein ihrer internationalen Karriere. Ihr Architekturbüro gmp realisiert noch heute weltweit große Projekten. Der Entwurf für das sechseckige Gebäude am Flughafen Berlin Tegel ist schon längst in den Geschichtsbüchern. Nun wird ein zweites Kapitel geschrieben. Im Rahmen der Umnutzung des Flughafens wird das Terminal Mittelpunkt eines Tech-Zentrums. Aber auch Start- und Landebahnen von Berlin Tegel bekommen neue Funktionen.

Sicht über die nördliche Landebahn Richtung Nord-Westen
Sicht über die nördliche Landebahn Richtung Nord-Westen
Blick über den südlichen Landschaftspark Richtung Nord-Osten

Die Nachnutzung von Berlin Tegel

 

Zeichnung: Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Auf dem Gelände von Berlin Tegel findet die wachsende Stadt Berlin neuen Raum. Den benötigt sie dringend. Die Hauptstadt braucht Platz zum Wohnen und für Arbeitsplätze. Aber auch grüne Frei- und Erholungsräume sind knapp. Alles drei kommt auf dem Flughafengelände Berlin Tegel unter. In den nächsten Jahren wächst dort ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien: The Urban Tech Republic (G+L berichtete hierzu bereits 2016). Am östlichen Rand des Areals entsteht darüber hinaus ein modernes, nachhaltiges Wohngebiet: das Schumacher Quartier. Überdies verwandeln sich große Teile von Start- und Landebahnen in grünen Erholungsraum.

Gut Ding hatte Weile

Die Eröffnung des neuen Flughafen BER hat sich lange hingezogen. Entsprechend länger hat der alte Flughafen Berlin Tegel die Hauptstadt bedient. Das waren viele Jahre, in denen die Planungen für die Neunutzung des Geländes reifen konnten. Dazu hat die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt einen umfassenden Prozess organisiert. Der startete bereits 2009. Darin entwickelten sechs renommierte Planungsteams einen Masterplan zur Nachnutzung von Berlin Tegel. Seit 2013 lenkt der Masterplan die Neuausrichtung und städtebauliche Entwicklung des Areals. In den folgenden Jahren wurde er unter Beteiligung der Öffentlichkeit präzisiert.

Teilbereiche des Masterplans Berlin Tegel 2013.
Auf der Grundlage des Masterplans erfolgte von Januar bis Juli 2014 die städtebauliche Vorqualifizierung des Kernbereichs der "Urban Tech Republic".

Masterplan Nachnutzung Berlin Tegel

Pläne: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

Im Wesentlichen sieht der Masterplan vier Teilräume vor: Den Kernbereich mit der Urban Tech Republic als Technologie-, Forschungs-, Gewerbe- und Industriepark. Daneben liegt Landschaftsraum. Er prägt als Grünraum den Übergang von der Urban Tech Republic zur Berliner Landschaft. Im Osten von Berlin Tegel liegt eine gemischte Baufläche. Auf dieser entsteht das Schumacher Quartier. Darüber zeigt der Masterplan noch eine gemischte Baufläche im Norden. Die grenzt an die bestehenden Wohnsiedlungen und den Flughafensee Tegel an.

Urban Tech Republic

Berlins Bausenator Sebastian Scheel freut sich, dass die Projekte zur Nachnutzung von Berlin Tegel weit fortgeschritten sind. Der neue Bebauungsplan schafft die  Voraussetzungen zur Realisierung erster Bauabschnitte. Der B-Plan umfasst eine Fläche von 22,6 Hektar im Kernbereich des ehemaligen Flughafens. Der charakteristischen Gebäude aus den 1970er Jahren gehören auch dazu. In die werden forschungs- und technologieorientierte Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe einziehen. Hier werden bis zu 1 000 Unternehmen mit 20 000 Beschäftigten sowie rund 5 000 Studierende Raum finden. Sie werden an der Zukunft der Städte forschen, Lösungen entwickeln und produzieren. Bausenator Scheel sieht darin ein großartiges Zeichen für die Entwicklungsdynamik der Stadt. Damit wird eine Anschubwirkung für die Ansiedlung von Spitzentechnologie einhergehen.

Aussicht über Westfuge Richtung Westen
Blick auf die intensivierten Heidewiesen Richtung Westen
Blick über Sun-Down Platz Richtung Osten
Blick über Lounge Richtung Osten
Ausblick über Gartenband Richtung Osten
Blick über zentrale Rasenfläche Richtung Westen

Schumacher Quartier

 

Zeichnung: Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Abgesehen von der innovativen Urban Tech Republic setzt auch das neue Wohnquartier Zeichen. Im Schumacher Quartier entstehen über 5 000 Wohnungen für mehr als 10 000 Menschen. Neben dem Wohnen soll dort auch geforscht werden. In einem Experimentierraum werden neue, urbane Technologien für Berlin entwickelt. Darüberhinaus bekommt das Quartier fortschrittliche Lösungen für die klimaneutrale Energieversorgung und hohe Energiestandards. Auch innovative Mobilitätsformen kommen in Berlin Tegel zum Einsatz.

Quartierspark und Tegeler Stadtheide

Ein großer Teil des Areals vom Flughafen Berlin Tegel bleibt unbebaut. Hier entstehend neue Erholungsräume. Zur Gestaltung der Grünräume fand 2019 ein landschaftsplanerischen Wettbewerb statt. Den gewann das Team von Weidinger Landschaftsarchitekten aus Berlin. Der Wettbewerb fragte nach Ideen zur Gestaltung des Quartiersparks im Schumacher Quartier. Schließlich bildet der Park das zentrale Element des städtebaulichen Entwurfs für das neue Wohnquartier. Darüber hinaus fand der Wettbewerb ein Konzept für die Tegeler Stadtheide im Westen des Geländes. Im Gegensatz zum Quartierspark hat dieser Landschaftspark überregionale Bedeutung.

Erste Bauabschnitte von Berlin Tegel

In Kürze können die ersten Baumaßnahmen in Berlin Tegel starten. Die Neuentwicklung des Geländes hat das Land Berlin in die Hände der Tegel Projekt GmbH gegeben. Dieses landeseigene Unternehmen begleitet die Überarbeitung des Masterplans, die Planungen für den Hochbau und die Infrastruktur. Ausserdem sind sie für Kommunikation und Vermarktung verantwortlich.

Wussten Sie dass sich nördlich des ehemaligen Flughafen Berlin Tegel ein beliebter Baggersee befindet? Lesen Sie hier wie sich auch hier zukünftig das Umfeld verändern wird.

Wie die Zukunft von Berlin Tegel noch vor einigen Jahren aussah, zeigt dieser Kommentar vom ehemaligen Baumeister-Chefredakteur Alexander Gutzmer aus dem Jahr 2014.

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