Die Projekte im ersten Heft „Aufstocken“ unserer insgesamt aus drei Ausgaben bestehenden „Weiterbauen“-Serie sind Beispiele für in unseren Augen besonders gelungene Aufstockungen. Gerade in den wachsenden Metropolen ist dieses Thema von enormer Bedeutung, denn vielfach ist das Aufstocken die einzige Möglichkeit der NachverdichtungNachverdichtung – Die Verdichtung in bereits bebauten Gebieten, um Platz und Ressourcen zu sparen und den Flächenverbrauch zu reduzieren.. Gleichzeitig gibt es ungenutzte Dachflächen im Überfluss. Hier gilt es, für die Zukunft konstruktive und gestalterische Wege zu finden, diese attraktiven Bauplätze einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Mehr dazu im Editorial von Chefredakteur Fabian Peters.
Aufstocken angesichts des Klimawandels
Ich erlebe es derzeit häufig in Gesprächen mit Architektinnen und Architekten: Nicht wenige verspüren etwas, was man vielleicht in Analogie zur vielzitierten „Flugscham“ als „Neubauscham“ bezeichnen könnte. Es ist kaum verwunderlich, dass der enorme Anteil, den die Bauindustrie zum weltweiten CO2-Ausstoß beiträgt, der Disziplin auf der Seele lastet. Die meisten Architektinnen und Architekten haben schließlich den Anspruch an sich, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, Verantwortung zu übernehmen und sorgsam damit umzugehen. Dieses Selbstverständnis hat zu einem enormen Interesse an nachhaltigen Bauweisen geführt. Die ersten Ergebnisse dieses Bewusstseinswandels werden nun Stück für Stück sichtbar. Gleichzeitig macht sich aber auch die Erkenntnis breit, dass nachwachsende und recycelbare Baumaterialien nur ein kleiner Teil der Lösung sein können. Den größten Beitrag zum Klimaschutz wird nicht das Anders-Neubauen, sondern das Nicht-Neubauen leisten müssen.
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Umbaukultur in Architektur – und Politik
Gerade erleben wir im Zeitraffertempo eine Neuausrichtung der Architektur – zumindest in der Theorie. Parallel zu unserer „Weiterbauen“-Serie zeigt das Deutsche Architekturmuseum die Schau „Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand“ (siehe S. 84), bereits seit einiger Zeit tourt die Wanderausstellung „Sorge um den Bestand“ des BDA durch Deutschland (siehe Baumeister2/2021). Und auch der Baukulturbericht 2022/2023 der Bundesstiftung Baukultur steht unter der Überschrift „Umbaukultur“ (siehe S. 88). Ich kann nur hoffen, dass all diese Bemühungen auch außerhalb der Profession auf fruchtbareren Boden fallen als 2012 Muck Petzets immer noch bemerkenswerter Beitrag zur Architekturbiennale in Venedig. Viele der bereits vor zehn Jahren erhobenen Forderungen sind drängender denn je (siehe Interview S. 10). Umso notwendiger ist es, dass sie endlich auch in politisches Handeln übersetzt werden.
Das Heft erhalten Sie in unserem Online-Shop: B11 „Weiterbauen“: Aufstocken
Erfahren Sie mehr über die Serie: Weiterbauen
In unserer Oktober-Ausgabe haben wir uns mit Gebäudehüllen befasst und uns die Frage nach nachhaltigen Fassadenlösungen gestellt: Die Haut des Hauses.