Die Haut des Hauses – so lässt sich die FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. eines Gebäudes auch bezeichnen. Doch die Fassade ist viel mehr als das. Immer deutlicher wird, wie wichtig es ist, dass Fassadentechnik von Architekten und nicht nur von Spezialisten beherrscht wird. Welche Wege dabei helfen können, Fassadenplanung wieder zur Aufgabe der Architekten zu machen, lesen Sie in unserer Oktober-Ausgabe. Mehr dazu im Editorial von Chefredakteur Fabian Peters.
Die Fassade – das Gesicht des Hauses
Die Vorstellung, dass Häuser ein Gesicht haben, ist tief im Menschen eingeschrieben. Vielleicht hängt sie damit zusammen, dass wir unsere Wohnstätte häufig als „belebte Natur“, als lebendigen Organismus empfinden. Der Ursprung des Begriffs „Fassade“ im Lateinischen „facies“ und Italienischen „faccia“ zeugt davon.
Die Fassade – Hochtechnisiertes Bauteil
Gerade las ich in Horst Bredekamps neuem Michelangelo-Buch, dass der große Florentiner Meister bei seiner ersten realisierten Arbeit als Architekt mit der Idee der Fassade als Gesicht spielte. Seine nur wenig bekannte Front der Kapelle Leos X. in der Engelsburg besaß ursprünglich zwei runde Oculus-Fenster, die eine gewaltige Volute als Nase flankierten. Darunter öffnet sich ein Doppelfenster als Maul, während zwei Seitennischen die Ohren bilden. Bei Michelangelo zeigt sich die Fassade als kaum von der Funktion gebändigte Kunst. Heute dagegen ist die Gebäudehaut ein zentraler Bestandteil jedes anspruchsvollen Bauwerks. Die Fassade ist im letzten Jahrhundert zu einem hochtechnisierten Bauteil geworden. Die Fassadenplanung verlangt ein hohes Maß an Fachwissen und liegt deshalb in immer stärkerem Maße in der Hand von Experten. Das allgemeine Unwohlsein in der Architektenschaft über diese zunehmende Spezialisierung thematisiert der Architekt Klaus Schuwerk in unserem Interview. Er hätte bei seinem neuen Nationalmuseum in Oslo gern auf klassische Bautechniken zurückgegriffen.
Fassadenplanung erfordert Fachwissen
Welche Folgen es hat, wenn die Architekten nicht mehr in der Lage sind, die Fassadentechnik, die sie verbauen, zu beherrschen, hat 2017 der verheerende BrandBrand: die Temperatur, bei der ein Material zu schmelzen oder zu brennen beginnt. im Londoner Grenfell Tower mit 72 Toten gezeigt. Die kurz zuvor bei einer Renovierung vorgeblendete VorhangfassadeVorhangfassade: Eine Außenhaut eines Gebäudes, die aus Vorhängen oder anderen textilen Bespannungen besteht. führte bei dem Ereignis zur zur vollständigen Zerstörung des Wohnhochhauses. Im Zuge der Untersuchung der Katastrophe kam heraus, dass das mit dem UmbauUmbau ist ein Begriff, der sich auf die Veränderung oder Renovierung eines bestehenden Gebäudes oder Raums bezieht. beauftragte Architekturbüro keine Sachkenntnis beim Thema Hochhausfassaden besaß und sich vollumfänglich auf Fachplaner und Bauunternehmen verlassen musste. Was aber ist das Mittel gegen einen solchen Kontrollverlust? „Einfach Bauen“ und „Einfach Umbauen“, wie es Thomas Auer in unserem Interview propagiert, könnte ein Weg sein, die Architektur wieder verstärkt zur Sache der Architekten zu machen.
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In unserem September-Heft haben wir uns mit der Herausforderung Barrierefreiheit in der Architektur beschäftigt: Alle inklusive.