26.09.2022

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Die Haut des Hauses: Der Baumeister im Oktober 2022

Fassade
Auf dem Cover der aktuellen B10 ist ein Detail des Nationalmuseum in Oslo nach dem Entwurf von Architekt Klaus Schuwerk zu sehen. Das Foto ist von Ivar Kvaal.
Die B10 dreht sich rund um das Thema Fassade und den damit verbundenen Herausforderungen für die aktuelle Architektur. Mehr dazu hier. Coverfoto: Ivar Kvaal

Die Haut des Hauses – so lässt sich die Fassade eines Gebäudes auch bezeichnen. Doch die Fassade ist viel mehr als das. Immer deutlicher wird, wie wichtig es ist, dass Fassadentechnik von Architekten und nicht nur von Spezialisten beherrscht wird. Welche Wege dabei helfen können, Fassadenplanung wieder zur Aufgabe der Architekten zu machen, lesen Sie in unserer Oktober-Ausgabe. Mehr dazu im Editorial von Chefredakteur Fabian Peters.

Die Fassade – das Gesicht des Hauses

Die Vorstellung, dass Häuser ein Gesicht haben, ist tief im Menschen eingeschrieben. Vielleicht hängt sie damit zusammen, dass wir unsere Wohnstätte häufig als „belebte Natur“, als lebendigen Organismus empfinden. Der Ursprung des Begriffs „Fassade“ im Lateinischen „facies“ und Italienischen „faccia“ zeugt davon.

Die Fassade – Hochtechnisiertes Bauteil

Gerade las ich in Horst Bredekamps neuem Michelangelo-Buch, dass der große Florentiner Meister bei seiner ersten realisierten Arbeit als Architekt mit der Idee der Fassade als Gesicht spielte. Seine nur wenig bekannte Front der Kapelle Leos X. in der Engelsburg besaß ursprünglich zwei runde Oculus-Fenster, die eine gewaltige Volute als Nase flankierten. Darunter öffnet sich ein Doppelfenster als Maul, während zwei Seitennischen die Ohren bilden. Bei Michelangelo zeigt sich die Fassade als kaum von der Funktion gebändigte Kunst. Heute dagegen ist die Gebäudehaut ein zentraler Bestandteil jedes anspruchsvollen Bauwerks. Die Fassade ist im letzten Jahrhundert zu einem hochtechnisierten Bauteil geworden. Die Fassadenplanung verlangt ein hohes Maß an Fachwissen und liegt deshalb in immer stärkerem Maße in der Hand von Experten. Das allgemeine Unwohlsein in der Architektenschaft über diese zunehmende Spezialisierung thematisiert der Architekt Klaus Schuwerk in unserem Interview. Er hätte bei seinem neuen Nationalmuseum in Oslo gern auf klassische Bautechniken zurückgegriffen.

Fassadenplanung erfordert Fachwissen

Welche Folgen es hat, wenn die Architekten nicht mehr in der Lage sind, die Fassadentechnik, die sie verbauen, zu beherrschen, hat 2017 der verheerende Brand im Londoner Grenfell Tower mit 72 Toten gezeigt. Die kurz zuvor bei einer Renovierung vorgeblendete Vorhangfassade führte bei dem Ereignis zur zur vollständigen Zerstörung des Wohnhochhauses. Im Zuge der Untersuchung der Katastrophe kam heraus, dass das mit dem Umbau beauftragte Architekturbüro keine Sachkenntnis beim Thema Hochhausfassaden besaß und sich vollumfänglich auf Fachplaner und Bauunternehmen verlassen musste. Was aber ist das Mittel gegen einen solchen Kontrollverlust? „Einfach Bauen“ und „Einfach Umbauen“, wie es Thomas Auer in unserem Interview propagiert, könnte ein Weg sein, die Architektur wieder verstärkt zur Sache der Architekten zu machen.

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In unserem September-Heft haben wir uns mit der Herausforderung Barrierefreiheit in der Architektur beschäftigt: Alle inklusive

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