31.10.2022

Wohnen

Casa Ubaíra mit Garten im Haus

Einfamilienhaus
Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok
Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok

Stellt man das übliche Wohnkonzept auf den Kopf, kann auf schmalem Raum ein passgenaues Zuhause entstehen. In São Paulo gibt es seit 2020 „Casa Ubaíra“ – ein Haus, das Garten und Wohnfläche auf kreative Art miteinander verbindet.

Die „Casa Ubaíra“ entstand auf einem langen, schmalen Stück Land. Im vorderen Bereich misst das Gelände nur knapp sechseinhalb Meter und verjüngt sich sogar noch mehr im hinteren Bereich des Baulandes. Trotzdem ließen die brasilianischen Architekten von Terra e Tuma hier Wohnträume wahr werden. Die Bauherren hatten sich ein helles, naturnahes Zuhause gewünscht. Mit einem Konzept, das vom Üblichen abweicht, konnte auf dem schmalen Grundstück ein Haus geschaffen werden, das das Wohnen mit dem Grün unter freiem Himmel verwebt.

Der auffälligste Unterschied zu klassischen Wohnkonzepten ist, dass die Schlafzimmer im Erdgeschoss untergebracht sind. Auf allen Wegen im Erdgeschoss sind große graue, wetterfeste Betonplatten verlegt, denn die Innenhöfe sind nicht überdacht. Üppiges Grün wächst sowohl im Inneren des Hauses als auch in den Höfen unter freiem Himmel. Die großen gläsernen Schiebetüren der Schlafzimmer lassen sich weit öffnen und bieten so einen direkten Bezug nach draußen.

Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok
Fotos: Pedro Kok
Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok

Die Idee war, ein Gartenkonzept zu entwerfen, das innen und außen direkt miteinander verwebt. Anstatt das Grundstück in Garten und Haus einzuteilen, liegt der Garten im Haus. Dazu strecken sich Bäume dem Licht entgegen, Schlingpflanzen klettern die Hauswände empor. So begrünen sie zugleich die obere Etage mit.

Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok
Foto: Pedro Kok

Internes Wegesystem im Casa Ubaíra

Die Erschließung im Erdgeschoss spiegelt sich im ersten Obergeschoss wider. Der Flur auf der oberen Etage verbindet Treppenhaus, Wohnbereich und Küche. Er wurde vollflächig und rahmenlos verglast, und da die Rahmen kaum so sichtbar sind, erscheint der Flur eher wie einen Steg zwischen Baumkronen.

Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok
Foto: Pedro Kok

Als Deckenverkleidung entschieden sich die Architekten für preisgünstige Sichtbetonplatten. Diese Platten finden sich auch im Ausbau wieder, etwa bei der Arbeitsplatte in der Küche. Hier setzt zudem die warmgetönte Holzverkleidung der Einbauschränke farbige Akzente im Raum, so wirkt die Küche sowohl funktional als auch einladend. Oft haben Küchen ja einen direkten Bezug zur Straße, und so ist es auch hier. Sie befindet sich in der Casa Ubaíra über dem Eingangsbereich und hat mit dem Balkon Verbindung nach draußen.

 

Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok
Foto: Pedro Kok

Als roter Faden zieht sich die Farbe Rot durch das Konzept. Nicht nur der Küchentisch, Hocker oder einige Lampenfüße erstrahlen in Rot, sondern auch die Regenrinnen. Sie liegen bei der Casa Ubaíra gut sichtbar in jeder der vier Ecken des mittigen Innenhofs.

Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok
Foto: Pedro Kok

Wohnzimmer und Küche sind über den stegartigen, verglasten Flur miteinander verbunden. Aber auch durch die vollflächige Verglasung zum Innenhof entsteht eine Sichtverbindung zwischen den beiden Räumen. Entscheidend ist jedoch, dass die Architekten innen und außen dieselben Materialien verwenden. So wird die Grenze zwischen drinnen und draußen endgültig aufgehoben. Deutlichstes Merkmal dafür sind die allgegenwärtigen Betonsteine der Mauern, aber ebenso die Betonplatten an der Decke – beziehungsweise an der Unterseite des Stegs – oder auf dem Boden. Wobei die Bodenplatten nur im Inneren poliert wurden, was sie ein wenig nobler erscheinen und nicht zuletzt leichter reinigen lässt.

Die großen Schiebetüren können einfach geöffnet werden. Dadurch entsteht ein luftiges und helles Raumgefühl. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass das gesamte Haus gut belüftet ist. Wunderbare Voraussetzungen also für ein gutes Raumklima.

Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok
Foto: Pedro Kok
Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok

Hinauf zum Licht

Der Anordnung der Räume wurde mit Bedacht gewählt. Die oberen Wohnräume bekommen auf diesem beengten Grundstück mehr Licht. Die unteren Bereiche werden so als Rückzugsorte genutzt. Es sind zudem die ruhigeren Räume im Haus. Durch den introvertierten Bezug zu nicht weniger als drei Innenhöfen bieten sie auch eine größere Privatsphäre. Während Wohnzimmer und Küche Orte des Zusammenkommens sind, hat tatsächlich nur die Küche mit ihrem Balkon einen direkten Bezug zur Umgebung.

Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Foto: Pedro Kok
Foto: Pedro Kok

Durch die Umkehr des klassischen Aufbaus von Wohnhäusern befinden sich die Schlaf- und Nassräume, die viele Unterteilungen benötigen, im Erdgeschoss. Auf diese Weise kommen die Gemeinschaftsräume im oberen Stockwerk ganz ohne Mauern aus und sind nur durch Glasflächen getrennt. So entsteht hier oben ein großer, weiter Raum mit viel Tageslicht mitten im Grün.

Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Plan: Terra e Tuma
Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Plan: Terra e Tuma
Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Plan: Terra e Tuma
Die „Casa Ubaíra“ von Terra e Tuma lässt Wohnraum und Natur verschmelzen. Plan: Terra e Tuma
Zechnungen: Terra e Tuma

Die verwendeten Materialien sind Betonsteine, Sichtbeton, Stahlträger und Metallgeländer und Fensterrahmen. Entscheidend für diese Materialwahl waren zum einen die schnelle Ausführbarkeit und zu anderen vor allem die geringeren Kosten. Und tatsächlich könnte dieses introvertierte Ambiente ohne die grünen Innenhöfe, die Bäume und Pflanzen, sehr nüchtern, sogar abweisend wirken. Dennoch entsteht durch die geschickte Lichtführung und das Grün ein modernes und sehr einladendes Raumgefühl. Es wirkt so, als würde das Haus atmen. Dies gelingt über die Verbindung der Baumaterialien mit der Natur als Kontrast.

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