03.08.2022

Öffentlich

Kunstpavillon in Almere: Auf dem Weg zum Museum M.

Ein rundes Gebäude, davor ein runder Steg, beide schwimmend auf einem See, dahinter grüner Wald, darüber eine Seilbahn mit mehreren Gondeln. Kunstpavillon M. in Almere, Foto: Riccardo De Vecchi
Foto: Riccardo De Vecchi

Die Floriade Expo 2022 in Almere scheut sich nicht vor Experimenten. In diesem Jahr stehen zukunftsweisende grüne Themen auf der Agenda. Dazu gehört auch ein schwimmender Pavillon als Auftakt für ein zukünftiges Museum in Almere.

Seit April lädt die Floriade Expo 2022 nach Almere ein. Auf 60 Hektar Land finden sich Länderpräsentationen, ein spektakulärer Gewächshauskomplex sowie eine Seilbahn. Die Seilbahn überspannt auch ein Gewässer, in dem ein besonderer Pavillon schwimmt: Das Gebäude bildet den Auftakt für das zukünftige Museum M.

Almere als Living Lab

Die niederländische Stadt entstand in den Siebzigerjahren auf Terrain, das zuvor dem Meer abgerungen worden war. Wo heute Urbanität pulsiert, lagen früher die flachen Gewässer der Zuiderzee. Seit ihrer Gründung wächst die Stadt Almere stetig weiter. Mit 220.000 Einwohnern ist sie auf dem Weg, die fünftgrößte Stadt der Niederlande zu werden. Trotz dieser Bedeutung fehlte ihr bisher ein Museum. Jetzt steht die Gründung eines Museums auf der Liste der Prioritäten ganz oben. Es soll helfen, die Attraktivität von Almere zu steigern. Aber wie? Die Frage steht in Almere im Raum. Deshalb tastet sich die Stadt an ein Konzept für ein neues Museum heran.

Fotos: Riccardo De Vecchi
Foto: Riccardo De Vecchi

Auf dem Weg zu einem neuen Museum für Almere

Der Weg zum neuen Museum ist eher ungewöhnlich. Anstatt ein Gebäude zu bauen, entschieden sich die Niederländer für den Start in einem temporären Kunstpavillon. Er soll Erlebnisse schaffen sowie die Besucher fesseln. Damit startet er auf der Floriade Expo 2022. Anfang 2020 luden dazu die Stadt Almere und die Provinz Flevoland fünf junge, aufstrebende Architekten ein. Sie alle sind Experten an der Schnittstelle zwischen Architektur und bildender Kunst.

Die fünf Architekten reichten Entwürfe für einen Kunstpavillon ein, der den Auftakt zum Museum M. bilden soll. Dabei war den Auslobern daran gelegen, Gestalter einzuladen, die noch kein Werk realisiert hatten.  Almere selbst entstand aus den Ideen einer Gruppe frisch diplomierter Stadtplaner. Deshalb sollte auch der Pavillon aus der Zeichenfeder eines jungen, kreativen Teams kommen.

Ein rundes Gebäude, davor ein runder Steg, auf einem See schwimmend, mit einer Plattform aus Beton am Ufer verbunden. Foto: Riccardo De Vecchi
Foto: Riccardo De Vecchi

Studio Ossidiana als Favorit

Eine Kommission aus Experten wählte das Konzept von Studio Ossidiana als Favoriten aus. Alessandra Covini und Giovanni Belloti, das Duo hinter dem Studio, präsentierten einen Plan, der alle Sinne anspricht. Er nimmt Bezug auf Almere als Ort von Pionierleistungen und Experimenten. Der Pavillon von Studio Ossidiana ist ein Kunstwerk, das sich nahtlos in die Vielzahl von Land-Art-Projekten in Flevoland einfügt. Land Art wird einen wichtige Rolle beim neuen Museum M. spielen.

Blick aus der Vogelperspektive auf einen runden Steg auf einem See, daran grenzt ein ebenfalls rundes Gebäude. Kunstpavillon M., Almere, Foto: Riccardo De Vecchi
Foto: Riccardo De Vecchi

Hafen, Bühne und Aussichtsplattform

Bei der Gestaltung des Pavillons ließ sich Studio Ossidiana von Meer und See inspirieren. Sie entwarfen drei Kreise, einen „Hafen“, eine Bühne sowie eine Aussichtsplattform. Der Hafen lädt als ringförmige Promenade die Besucher ein, über das Wasser zu gehen. Aber auch Veranstaltungen finden hier statt. Die Oberfläche lebt von individuell gefertigtem Terrazzo aus Schalen, Muscheln, Lehm und Kohle, die alle aus dem Boden Flevolands stammen. Die Bühne hingegen ist eine Insel, die innerhalb des Rings auf dem Wasser treibt. Als drittes Element haben Studio Ossidiana einen zylindrischen schwimmenden Pavillon geschaffen. Seine leichte Fassade aus Polykarbonat filtert und reflektiert das umgebenes Wasser und Grün.  Die transluzente Fassade lässt aber auch die Silhouetten der Besucher durch die durchschimmern.

Fotos: Riccardo De Vecchi
Nahaufnahme des Bodens aus Schalen, Muscheln, Lehm und Kohle.

Museum M. will beeindrucken

Die Installation bildet den Grundstein für ein Museum, das in den nächsten fünf bis zehn Jahren wachsen wird und das auf nationale und internationale Bekanntheit abzielt. Voraussetzung ist, dass der Pilotversuch auf der Expo erfolgreich verläuft. Die erste Ausstellung im M. heißt NaturAlly: Sie widmet sich einer „wilden Zukunft“, die fünf junge Künstler thematisieren. Sie alle präsentieren ihre Vision von einer wilden Natur der Zukunft. Jenseits des Pavillons bringt M. die Kunst dem Publikum im Stadtraum nahe. Im Zentrum von Almere zeigen zwei leerstehende Geschäfte eine Kunstinstallation, bei der die Besucher sich selbst einbringen und an der grünen Zukunft von Almere mitarbeiten können.

Heller Innenraum, rechts Fensterfront mit durchscheinenden, grünlichen Vorhängen, in der Mitte ein Tresen mit Stuhl, Rechts eine weiße Wand mit Tür
Fotos: Riccardo De Vecchi
Heller Innenraum, links große Fensterfront mit durchscheinenden, grünlichen Vorhängen, in der Mitte ein Tresen mit Stuhl, links eine weiße Wand
Dunkler Raum, in lila Licht getaucht, vorne eine Leinwand mit einer Projektion von natur, davor: große Steine als Sitzmöglichkeiten
Innenraum des Pavillions, große Fenster mit grünlichem Vorhand auf der rechten Seite, grüne, dünne Neonröhren an der Decke, 3 Baumstamm ähnliche Skulpturen

Kunst als Forschung

Im neuen Museum M. wird Kunst zum Forschungswerkzeug. Das Pilotprojekt zielt auf ein neues Publikum ab. Dabei stehen auch solche Zielgruppen im Fokus, die bisher keine Berührung mit Kunst hatten. Um herauszufinden, wie genau diese Menschen zu erreichen sind, bietet das M. ein umfassendes, edukatives Programm an. Darüber hinaus funktionieren Teile der Ausstellung als Forschung an sich. „Nieuw Flevo Peil“, eine temporäre, interaktive Wasserskulptur, wird zum Beispiel auf einem See im Zentrum von Almere gezeigt. Sie übersetzt Herzschläge, die an Einwohnern Flevolands gemessen wurden. Während ds Messvorgangs wurden die Menschen gefragt: Was lässt ihr Herz schneller schlagen? Die Antworten auf diese Frage wanderten in ein Kunstwerk, dass das M. in naher Zukunft präsentieren wird.

In China ist ebenfalls ein neues Museum entstanden, das selbst ein Stück Kunst ist: das Datong Art Museum.

Foto: Vincent van Dordrecht
Installation „Nieuw Flevo Peil“ in Almere, Foto: Vincent van Dordrecht
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