27.08.2022

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Alle inklusive: Der Baumeister im September 2022

Coverfoto: Mudac und Photo Elysée/Plateforme 10, 11/2021. Cyril Zingaro, Gammuto Sàrl

Eine der größten Herausforderungen der heutigen Architektur ist, neben dem Klimawandel, die Barrierefreiheit. Denn bis jetzt sind wir noch weit von einer Architektur entfernt, die sich nicht nach dem normierten Menschen richtet, sondern die Vielfältigkeit aller berücksichtigt. Welche Ansätze bei dieser Herausforderung helfen können, erfahren Sie in unserer September-Ausgabe. Mehr dazu im Editorial von Chefredakteur Fabian Peters.

Barrierefreiheit noch weit entfernt

2013 versprach Horst Seehofer, damals Bayerischer Ministerpräsident, seinen Bürgern, dass das Bundesland im Jahr 2023 vollständig barrierefrei sein werde. Seitdem sind fraglos Fortschritte gemacht worden – von völliger Barrierefreiheit werden wir aber auch 2023 noch weit entfernt sein. Und wir reden in diesem Fall „nur“ davon, Zugänglichkeit für eine sehr begrenzte Gruppe von Menschen zu ermöglichen – in der Hauptsache von Personen, die schlecht laufen können, im Rollstuhl sitzen oder auf eine Gehhilfe angewiesen sind. In geringerem Maße unterstützt Barrierefreiheit Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen.

 

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Barrierefreiheit betrifft alle

Auch wenn diese Einschränkungen diejenigen sind, die wir zumeist vor Augen haben, wenn wir von „Menschen mit Behinderung“ sprechen – es gibt kaum jemanden, der noch nie Barriere-Erfahrung gemacht hat. Fast jeder ist schon einmal ausgeschlossen gewesen, hat keinen Zugang gefunden, weil er in irgendeiner Form von der Norm abweicht. Und von der Norm weichen wir alle ab – in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Die körperlichen Unterschiede sind nur die offensichtlichsten. Wir alle benötigen Architektur, die nicht den normierten Menschen voraussetzt, sondern in der Lage ist, mit unserer Vielfältigkeit umzugehen. Der demografische Wandel wird dies noch dringlicher machen.

Architektur muss sich tiefgreifend verändern, um inklusive zu sein

Doch in den letzten hundert Jahren hat sich die Architektur exakt in die entgegengesetzte Richtung entwickelt, meint Joel Sanders. Von dem in Yale lehrenden Architekten und seinem Büro MIXdesign stammen einige der bemerkenswertesten Ansätze zu einer universell inklusiven Architektur. Sein Essay lesen Sie ab Seite 14. Sanders weist darauf hin, dass das Interesse am normierten Menschen ein bestimmter Wesenszug der modernen Architektur ist. Le Corbusiers Modulor oder Neuferts Bauentwurfslehre sind zwei der bekanntesten Ergebnisse. Sander’s Erkenntnis muss uns klar machen, wie tiefgreifend sich die heutige Architektur in ihrem Wesen ändern muss, um wirklich inklusive zu sein. Neben der Klimakrise ist das eine zweite große Herausforderung, vor der Architektinnen und Architekten in Zukunft stehen werden.

Die B9 erhalten Sie in unserem Online-Shop: Alle inklusive.

Womit wir uns im August-Heft beschäftigt haben, lesen Sie hier: Bauen mit Systemen.

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