In Rotterdam tummeln sich Menschen verschiedenster Nationen und da fällt es leicht in einer Expat-Blase zu leben. Daher haben wir unsere Academy Gewinnerin Viviane Vu in Rotterdam auf die Suche nach Einheimischen geschickt. Wie sehen die Rotterdamer ihre Stadt und was fehlt ihnen dort? 

Ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem ich nach Rotterdam aufgebrochen bin. Nun sitze ich an meinem altbekannten Schreibtisch und schwelge in Erinnerung an die letzten Wochen und Monate. Da hieß es: ein letzter Besuch des Museumsparks, eine letzte Fahrradtour um den Kralingse Plas, ein letzter Bummel auf dem großen Wochenmarkt und ein letztes Mal anstoßen mit den Praktikanten und Kollegen in der Stammbar wie jeden Freitag. Ob Architekturtage, Theaterfestival, brasilianischer Karnevalsumzug oder Handwerksmärkte: In Rotterdam kommt keine Langeweile auf und das schätzen auch die Alteingesessenen.

Der Baumeister stellt den Academy Gewinnern jeden Monat eine Aufgabe. Dieses mal: Wie sehen die Rotterdamer ihre Stadt?
Das Viertel Delfshaven liegt auf am rechten Ufer der Nieuwe Maas. Der ehemalige Hafen ist nicht mehr in Betrieb, er dient allein als Museum.
Auf dem See Kralingse Plas gehen die Einheimischen Baden oder Segeln. Umgeben sind sie von Radlern und Joggern, die den See umrunden.
Kop van Zuid ist ein Stadtviertel, das seit 1993 auf ehemaligem Hafengelände entsteht. Die Erasmusbrücke verbindet das Gebiet mit dem Stadtzentrum.
Auf der Straße Blaak findet der Wochenmarkt statt.
Die Hoogstraat. Mit der Lijnbaan und der Beurstraverse bilden die Shoppingstraßen das Stadtzentrum.
In der Witte de Withstraat bieten Restaurants und Bars Speisen von unterschiedlichsten Nationen an.

Die Einheimischen

Den ersten Rotterdamer traf ich auf einer Parkbank vor seinem veganen Lieblingsrestaurant. Der ältere Mann erzählte mir, er lebe seit 1975 hier und schätze den jungen Geist der Stadt, die er mit drei Worten beschreibt: arbeitend, geschäftig, und durchmischt. Die Kontraste zwischen moderner Architektur – wie im Stadtviertel Kop van Zuid – und historischen Bauten – wie im malerischen Delftshaven – machen für ihn Rotterdam aus. Dem stimmten auch die nächsten Rotterdamer zu auf die ich traf: Zwei Freundinnen, die vor einigen Jahren dem Dorf entflohen waren, um sich dem Stadtleben zuzuwenden. Die Vielfalt an Architektur und unterschiedlicher Kulturen zeichnet für sie Rotterdam aus.

Das fehlende Etwas

Als ich mich im Büro umhörte, was die Mitarbeiter an Rotterdam nicht mögen, kritisierten einige, dass es an einem richtigen Stadtzentrum fehle. Anstatt eines zentralen Platzes, wie in anderen europäischen Städten üblich, bildet in Rotterdam eine lange Shoppingstraße das Zentrum. Einig waren sie sich jedoch, dass die Witte de Withstraat mit seiner kulinarischen Vielfalt einer der schönsten Orte ist. In den Restaurants und Bars gibt es von typisch niederländischen Kroketten und Bitterballen alles bis zu surinamischen Bami Goreng.

Alle Bilder von Viviane Vu.

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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