Fabrik mit Patina
Das junge New Yorker Architekturbüro Worrell Yeung hat einen ehemaligen Fabrikkomplex einer tiefgreifenden Renovierung unterzogen, bei der die PatinaPatina bezeichnet die natürliche Alterung und Veränderung von Materialien und Oberflächen im Laufe der Zeit. Bei Gebäuden können beispielsweise Fassaden oder Dächer aufgrund von Umwelteinflüssen wie Regen, Sonne oder Staub eine charakteristische Patina ausbilden, die das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. der Bauten kunstvoll herauspräpariert wurde.
New York ist aus architektonischer Sicht eine Stadt des steten Werdens und Vergehens. Sehr unsentimental wird in vielen Fällen das, was unrentabel geworden ist, abgeräumt, um an seiner Stelle größer, höher, teurer zu bauen. Zu kostbar ist hier jeder square foot, als dass man ihn aus Nostalgie nicht optimal nutzten würde. In gewissen Ausmaß gebietet der DenkmalschutzDenkmalschutz: Der Denkmalschutz dient dem Schutz und der Erhaltung von historischen Bauten und Bauwerken. Einhalt – doch gerade, wo es weniger um Kunst- als um Kulturgeschichte geht, verschwindet Vieles unter der Baggerschaufel.
Dass es auch Ausnahmen gibt, hat soeben das New Yorker Architekturbüro Worrell Yeung unter Beweis gestellt: Die beiden Architekten Max Worrell und Jejon Yeung, die gemeinsam in Yale studiert und 2014 zusammen ihr Studio eröffnet haben, sanierten jüngst behutsam ein Konglomerat aus historischen Industriebauten in Brooklyn und ließen ihm dabei seine Patina. Den Kern des Altbestandes bildet ein ehemaliges Fabrikgebäude aus den Zwanzigerjahren. Der sechsstöckige Bau liegt in der Straßenflucht und nimmt die volle Tiefe des Grundstücks ein. Zu einer Seite schließen sich drei einstöckige Anbauten an. Die ursprünglich auf der anderen Seite des Hauptgebäudes angesetzte Garage ließen die Architekten abreißen, um hier einen Garten anzulegen. Ihn können zukünftig die Beschäftigten nutzen, die in dem Gebäude arbeiten. Gestaltet haben ihn die Landschaftsarchitekten von Michael Van Valkenburgh Associates, die auf der Freifläche einen kleinen Lindenhain angelegten. Die Bäume wachsen auf Pflanzinseln in einer gekiesten Fläche – ein Arrangement, dass sowohl japanische als skandinavische Assoziationen wachruft. Als Sitzgelegenheiten dienen grob zurechtgesägte Eichenstämme, die ein Schiffszimmermann nach den letzten schweren Stürmen an der amerikanischen Ostküste eingesammelt hat und die eigentlich im Bootsbau Verwendung finden sollten. Die Gebäudewand zum Hof beließen die Architekten im vorgefundenen Zustand. Der ehemalige Garagenanbau soll so als Silhouette ablesbar bleiben.