Die bekannte Rotterdamer Architekturschmiede Powerhouse Company hat in Unis Chip City gerade ein Technologiemuseum samt Empfangszentrum fertiggestellt, das mit einem knallroten, begehbaren und kreisförmigen Dach abschließt und so die beiden Gebäude miteinander verbindet. Der „Loop of Wisdom“ folgt der sanften Topographie des Geländes und schlängelt sich durch einen Park. Er ist mehr als ein Eyecatcher: Die fließende, organische Dachstruktur – sie ist mit über 15.000 Aluminiumziegeln besetzt, die für eine Schlangenhaut-Optik sorgen – beinhaltet einen großzügigen öffentlichen Raum. Dieser lädt die künftigen Bewohner des neuen Stadtviertels dazu ein, ihn zu erkunden und ihn zum Teil ihrer regelmäßigen Sport- oder Jogging-Routine zu machen. Die Wegoberfläche besteht daher aus Gummiasphalt, einem Spezial-Material für Leichtathletikbahnen. Eine Laufrunde auf dem wellenförmigen Dachpfad ist knapp einen Kilometer lang. „Als Marathonläufer bin ich selbst besonders stolz auf den Gesundheits- und Wellness-Aspekt des ,Loop of Wisdom’“, freut sich Powerhouse Company- Architekt Niels Baljet. „Der Loop bietet genügend Platz, damit Menschen auch im Freien trainieren können.“ Bis zu 25 Meter erhebt er sich über dem ebenerdigen Zugang im Eingangsbereich des Museums. Von hier aus hat man einen Panorama-Blick auf das umgebende Grün und die fernen Berge. Mittels LED-Beleuchtung verwandelt sich der „Loop of Wisdom“ nachts in eine große, leuchtende Skulptur. „Spektakuläre Museen und Empfangszentren in China sind durchaus üblich“, erklärt Nanne de Ru, Mitbegründer der Powerhouse Company. „Wir aber wollten eine Architektur-Ikone schaffen, die die Menschen tatsächlich für sich nutzen können“.
Permanent statt temporär
Ursprünglich sollte der „Loop of Wisdom“ nur temporär installiert sein, doch dann war der Auftraggeber, der Chiphersteller und Immobilienentwickler Uni-Hiku, von dem Entwurf der Rotterdamer – von der innigen Beziehung des Loops zur Landschaft und seinem eleganten Schwung – extrem begeistert. Daraufhin beauftragte Uni-Hiku das Architekturbüro mit der kompletten Gestaltung des Museums und des Empfangszentrums als Teil der Stadtentwicklung in der Metropole Chengdu.
Hügel werden in der chinesischen Bebauung generell eingeebnet. Die Architekten von Powerhouse Company entschieden sich allerdings, die sanft geschwungene Topographie des Geländes in ihr Design aufzunehmen. „Uns war es wichtig, mit der Landschaft zu arbeiten, anstatt sie zu ignorieren. Also nutzten wir sie, um eine elegante und weiche Form zu schaffen“, erklärt Stijn Kemper, Partner der Powerhouse Company. „Unsere Architektur ist extrem kontextuell.“ Mit diesem speziellen Integrationsansatz hat die Powerhouse Company wieder ihr Verständnis von zeitgemäßer Architektur gezeigt, die dem Leben im urbanen Raum sowohl ästhetisch als auch funktional genügen kann. Ihre achtsame Architektur wurde übrigens mit chinesischer Schnelligkeit errichtet: Vom Entwurf bis zur Konstruktion dauerte es weniger als ein Jahr.