Florian Nagler Architekten haben in Mitterfischen am Ammersee ein Wohnhaus gebaut, dessen Qualitäten dezent aber klar erkennbar sind. Gleichzeitig nutzt der Architekt den Neubau, um sein Konzept „einfach bauen“ in einer neuen Variante zu erproben.
Mitterfischen ist Bayern wie aus dem Bilderbuch. Sanfte grüne Hügel an deren Fuß sich der Ammersee erstreckt. Die berühmte Kloster Andechs grüßt mit seinen Türmen herüber und am Horizont ragen die Alpen auf. Obwohl München keine 50 Kilometer entfernt ist, hat sich der Ort dennoch nicht zu einem Millionärsrefugium entwickelt. Das ist nicht überall am Ammersee so. Die Bebauung der Wohnstraßen ist uneinheitlich und spiegelt die Entwicklung von Mitterfischen wider. Alte Höfe und erste Einfamilienhäuser aus der Vorkriegszeit, daneben Bausparer-Eigenheime aus den Siebziger- und Achtzigerjahren. Im neuen Jahrtausend gesellten sich auch anspruchsvollere Neubauten hinzu. Viel HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet. als Reminiszenz an das alpenländische Bauen, große Fensterist eine Öffnung in der Wand eines Gebäudes, die Licht, Luft und Blick nach draußen ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Fenstern, die sich in Größe, Form und Material unterscheiden können. Das Fenster ist ein wesentlicher Bestandteil der Gebäudearchitektur und hat sowohl funktionale als auch ästhetische Bedeutung. Es ist eine…, zurückhaltend moderne Formen – Häuser, wie sie gern in Wohnmagazinen abgebildet werden.
Supernormal in Mitterfischen
Der Neubau von Florian Nagler Architekten, der nun an einer solchen Wohnstraße in Mitterfischen entstanden ist, gehört zu keiner dieser Haustypen. Bei einem flüchtigen Blick könnte einem der Fehler unterlaufen, ihn für banal zu halten. Dabei verfolgt Nagler hier vielmehr einen Ansatz, der dem britischen Designer Jasper Morrison nahesteht. Morrison prägte die Idee des „super normal“ – einem Design, dass ideale Archetypen hervorbringen will. Seine Arbeiten gehen daher immer von Formen aus, die längst zum ästhetischen Allgemeingut geworden sind. Florian Naglers Haus am Ammersee hat mit seinem massiven Erdgeschoss, seinem Obergeschoss mit dunkel gestrichener Holzverschalung und seinem roten SatteldachSatteldach: Eine Art von Dach, das aus zwei geneigten Flächen besteht, die an der höchsten Stelle zusammentreffen. tausende Verwandte im Münchner Umland.
Die Unterschiede zu dieser Verwandtschaft offenbaren sich auf den zweiten Blick. Das Erdgeschoss etwa ist kein verputztes Mauerwerk. Es besteht aus massivem LeichtbetonLeichtbeton: Leichtbeton ist ein Beton, der durch die Zugabe von speziellen Zuschlagstoffen eine geringere Dichte aufweist. Dadurch ist er leichter als herkömmlicher Beton und eignet sich insbesondere für den Einsatz in Fassaden oder Deckenkonstruktionen.. Denn das Einfamilienhaus ein direkter Abkömmling von Naglers Experimentalgebäuden in Bad Aibling. Die sollen Naglers Ansatz des „einfach bauen“ (vgl. Baumeister 11/21) sowohl illustrieren als auch erproben. Je ein Gebäude in Bad Aibling hat Florian Nagler als massiven Holzbau, massiven Betonbau und massiven Ziegelbau errichtet. Es ist der Versuch, das Bauen wieder handhabbar und zugleich nachhaltig zu machen. Auch in Mitterfischen ist das Erdgeschoss einschalig und unbewehrt. Das Obergeschoss führten Florian Nagler Architekten dagegen aus dämmenden, massiven Holzelementen aus. Der Neubau am Ammersee ist also in puncto Bautechnik und NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur – Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden… absolut „state of the art“.
Einfacher Luxus
Ästhetisch treibt Florian Nagler in Mitterfischen ein subtiles Verwirrspiel. Das beginnt bei der Farbigkeit – oder vielmehr bei der Nichtfarbigkeit. Fast scheint es, als hätten Nagler Architekten einen zarten Grauschleier über das Haus gelegt, der ihm gegenüber den Nachbarbauten eine leichte Unschärfe verleiht. Es wirkt weniger präsent als die Nebenhäuser, fast etwas ätherisch. Dabei sind alle Umrisse, alle Kanten, Spalten und Öffnungen höchst präzise gearbeitet. Das gesamte Haus atmet eine enorme handwerkliche Qualität, die es trotz der nur mäßigen Größe sehr gediegen, ja luxuriös erscheinen lässt.
Die feinen Schreinerarbeiten, die Naglers Bauten durchweg zeigen, setzen sich im Innern fort. Der doppelstöckige Wohnraum im Zentrum des Hauses lässt die unterschiedlichen Konstruktionsmaterialien der beiden Etagen sichtbar. Während die Wände im Erdgeschoss fast skulptural geformten Beton zeigen, bestimmt im Bereich darüber helles NadelholzNasskern: Der Bereich im Baumstamm, in dem das Holz noch feucht ist. das Bild. Auch hier bedarf es eines zweiten Blickes, um hinter der vordergründigen Schlichtheit den durchdachten Entwurf zu erkennen. Aber das ist beabsichtigt. Florian Naglers Haus in Mitterfischen will niemanden beeindrucken. Es will denjenigen überzeugen, der sich die Zeit nimmt, es genauer zu betrachten.
Noch ein ganz einfaches Haus in traumhafter Landschaft: Villa von Atelier ordinaire am Lac de Gérardmer