Es liegt an einer viel befahrenen Straße, drumherum wird noch kräftig gebaut. Aber das WM-Stadion von gmp Architekten in der Dschungelmetropole Manaus ist fertig.
Vier Spiele finden hier statt, unter anderem England gegen Italien. Zuletzt gab es Kritik wegen dem subtropisch heißen Spielort. Zurecht? Nur, wenn man sehr eindimensionale Vorstellungen davon mitbringt, wie eine WM abzulaufen hat. Die Weltmeisterschaft im Dschungel, das ist eben auch die Kollision von Gegensätzen. Eine Kollision, wie sie der Stadionbau selbst aufgreift. Die Außenhaut, die sich bis zum Dach hochzieht, formuliert eine Referenz an die Aderstruktur der Blätter im Dschungel um Manaus herum, wahlweise auch an die schuppige Haut von Schlangen oder Alligatoren. Auch im Inneren bleibt diese Ästhetik sichtbar – ein willkommener visueller AnkerAnker: Ein Anker ist ein Element der Gebäudekonstruktion, das zur Aufnahme von Lasten dient und aus Stahl oder Beton gefertigt ist. Anker werden in der Regel in horizontaler oder diagonaler Ausrichtung angebracht und verankert. für Kamerafahrten nach Spielende.
Die „Blattadern“ bilden die Tragstruktur, dazwischen sind PTFE-Membranen gespannt. Im Innenraum werden die von gelb bis rot gefärbten Sitze durch eine kraftvolle Betonästhetik gekontert. Und mit dem, was die Architekten von gmp das „Podium“ nennen, setzen sie dem leicht daherkommenden Stadion mit seinem eigenen, betonhaft-rauen UntergrundUntergrund: Der Untergrund bezieht sich auf die Fläche, auf der eine Baustruktur errichtet wird. Er kann aus verschiedenen Materialien wie Beton, Erde, Gestein oder Asphalt bestehen und muss oft vor der Errichtung entsprechend bearbeitet oder vorbereitet werden. die inhärente Opposition quasi unter den Hosenboden.
Für 44.400 Zuschauer konzipiert, liegt das Stadion direkt an der zentralen Verkehrsachse die den Flughafen mit der Innenstadt verbindet. Dem eher ungemütlichen Umfeld setzt es ein Raumprogramm entgegen, das einerseits eine starke Gegenposition formuliert, andererseits aber die umgebenden Großbauten (ein schön brutalistisches Sambadrom, außerdem Leichtathletikanlagen, Mehrzweckhallen und ein Schwimmzentrum) integriert.
Fotos: Marcus Bredt