06.08.2014

Öffentlich

Wie Metropolen entstehen

Es sind fantastische Daten: Die Visualisierungen unten zeigen schlicht, wie sich im Laufe der Jahrhunderte weltweit intellektuelle Zentren gebildet und verschoben haben. Sie basieren auf quantitativen Analysen von Geburts- und Sterbeorten berühmter Persönlichkeiten. Die Grundannahme: Eine Stadt, in der mehr Intellektuelle sterben als geboren werden, ist offenbar für die kreative Klasse anziehend. Eine schlüssige wie in ihrer Konsequenz, die der Film zeigt, faszinierende Idee.

Die einzelnen Ergebnisse sind zwar nicht alle komplett überraschend. Dass Rom die Antike dominierte, Paris das 18. und London das 19. Jahrhundert, konnte man sich im Zweifel denken. Aber wir sehen auch die Entstehung von Subzentren wie Avignon in Frankreich oder San Francisco im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts. So erscheint mir die Herangehensweise der Forscher der Universität Dallas so interessant wie ausbaufähig zu sein.

Natürlich lässt diese Forschungsmethode viele Fragen offen. Zunächst einmal: Wer sind diese kreativen Köpfe überhaupt? Und in welchem Alter sind sie genau in bestimmte Metropolen übergesiedelt? Die Attraktivität Miamis im späteren 20. Jahrhundert macht diese Stadt sicher nicht zum kulturellen Hotspot. Man zieht dorthin, um einen gemütlichen Lebensabend zu verbringen, nicht, um kulturell oder akademisch aktiv zu sein. Aber die Idee, über die Visualisierung menschlicher Bewegungsmuster zu Ergebnissen über den Charakter einer Stadt zu geklangen, ist charmant. Vor allem, weil sie sich quasi beliebig ausweiten oder verfeinern lässt. Nehmen wir das Beispiel Architektur: Wäre es nicht spannend zu erfahren, welche Städte im Laufe der letzten Jahrzehnte als Anziehungspunkt für Architekten gewirkt haben? Und könnte dies nicht vielleicht auch die architektonische Entwicklung einer Metropole mit erklären?

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