26.07.2016

Portrait

Werner Sobek

Der Architekt und Bauingenieur werner Sobek; Foto: A.T.Schaefer

 

Werner Sobek ist ein Sonderfall, denn er vereint zwei Welten, die sich normalerweise wie Hund und Katz zueinander verhalten: die des Architekten und die des Fachplaners. Sobek ist beides. Er studierte Architektur in Stuttgart und parallel dazu Bauingenieurwesen. In letzterem Fach hat er auch promoviert.

Diese Schnittstelle ist ziemlich einmalig, und das sieht man seinen Gebäuden auch an. Sie sind technisch hochgerüstet, elegant und präzise. Die Wurzeln liegen in der sogenannten Hightech-Architektur – Sobek wäre aber nicht Sobek, wenn er sich nicht von den anderen großen Vertretern des Baustils unterscheiden würde. Der Mann ist ein Visionär und deshalb betritt er in seinen Gebäuden auch immer wieder Neuland.

 

Sein bekanntestes Projekt ist das eigene Wohnhaus, das den kühlen Namen R128 trägt.  Die Bezeichnung erinnert eher an ein technisches Gerät, und tatsächlich ist das Gebäude eine Art Prototyp. Vollkommen verglast ist es und als rezyklierbares, im Betrieb emissionsfreies Nullheizenergie-Gebäude geplant. Die Tragswerksstruktur wird hier zum Gestaltungselement. Gleichzeitig ermöglichte die modulare Bauweise aber auch eine leichte Montage aufgrund der Steck- und Schraubverbindungen.

Sobeks Wohnhaus in Stuttgart; Foto: Zooey Braun
Es sitzt als vollverglaster Körper im Hang; Foto: Zooey Braun

 

Wohnhäuser gehören eigentlich nicht zu den Hauptaufgaben von Werner Sobek, trotzdem macht er immer wieder Ausflüge dorthin. Neben R 128 gibt es zwei andere bemerkenswerte Projekte. B10 und D10 heißen sie. Ersteres ist ebenfalls eine Art Prototyp. Sobek hat es als erstes Aktivhaus der Welt für die berühmte Stuttgarter Weißenhofsiedlung konzipiert. Dort erprobt er sein Prinzip der sogenannten „Schwesterlichkeit“:  B10 wurde vollständig vorgefertigt und versorgt mit seinem Energieüberschuss auch einen benachbarten Altbau von Le Corbusier.

Beim Projekt B10 handelt es sich um das erste Aktivhaus der Welt; Foto: Zooey Braun

 

D10 wirkt dagegen fast schon klassisch: Eine eingeschossige Villa, vollverglast und mit offenem Grundriss, umgeben von einem großzügigen Garten. Der Innenraum wird gegliedert durch zwei Wandscheiben. Im Außenraum verbindet eine großzügige Terrasse das Innere mit dem Äußeren und erzeugt fließende Übergänge.

 

Sobek ist aber nicht nur praktizierender Architekt und Ingenieur, er lehrt auch. Verschiedene Professuren hatte und hat er inne. Er leitet zum Beispiel das legendäre Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart, das von Frei Otto gegründet wurde. Zusätzlich war er von 2008 bis 2014 Mies van der Rohe Professor am Illinois Institute of Technology in Chicago.

Werner Sobeks Karriere zeigt einmal mehr, dass Architektur eine Disziplin ist, die ein gesamtheitliches Denken erfordert. So überrascht es nicht, dass er immer wieder die schlechte Zusammenarbeit zwischen Architekten und Fachplanern kritisiert. Er kennt beide Seiten – und weiß sie zu verbinden.

Mehr ungewöhnliche Glas-Ideen sowie ein Rahmenprogramm für Architekten und Ingenieure gibt es auf der glasstec 2016 zu entdecken. Die Messe findet vom 20. bis 23.09.2016 in Düsseldorf statt.

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