14.07.2023

Wohnen

Faktencheck Wärmepumpe: Lohnt sich das Gerät?

Wie heizen wir mit einer Wärmepumpe? ⓒ unsplash / Michal Matlon

Für viele Haushalte steht demnächst ein Heizungswechsel an, und die EU könnte ab 2029 sogar eine Wärmepumpenpflicht einführen. Doch die Pumpen sind teuer und umweltschädlich – oder? Lesen Sie hier mehr über die gängigen Vorurteile gegenüber der Wärmepumpe und erfahren Sie, was tatsächlich stimmt!

Wärmepumpen stehen am besten draußen in unmittelbarer Nähe der Hauswand. Bildquelle: Pixabay
Wärmepumpen stehen am besten draußen in unmittelbarer Nähe der Hauswand. Bildquelle: Pixabay

Schon eine Million Wärmepumpen in Deutschland

Deutschland plant nicht nur eine Energiewende, sondern auch eine Wärmewende. Viele Hausbesitzer überlegen, zum Heizen auf eine Wärmepumpe umzusteigen. Diese Geräte entziehen einer relativ kühlen Quelle wie etwa dem Grundwasser, der Erde oder der Luft Wärme. Mithilfe eines Kältekreislaufs wird diese Wärme auf höhere Temperaturen gebracht, damit Heizungsenergie und Warmwasser entstehen. Somit funktioniert die Wärmepumpe wie ein umgekehrter Kühlschrank.

Damit auch die Kleinsten verstehen, wie eine Wärmepumpe genau arbeitet, hat die Sendung mit der Maus dieses Erklärvideo produziert:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Um den Kältekreislauf anzutreiben, ist eine Stromversorgung nötig. Besonders gut funktioniert die Wärmepumpe in modernen, isolierten Gebäuden und in Niedertemperatur-Wärmeabgabesystemen wie Fußboden- oder Wandheizungen. Da 75 Prozent der Wohngebäude in Deutschland über 40 Jahre alt sind, ist es aber auch wichtig, Wärmepumpen in Bestandsgebäude einzubauen. Derzeit sind etwa eine Million Pumpen in Deutschland in Betrieb.


Haben Wärmepumpen einen hohen Stromverbrauch?

Wärmepumpen benötigen Strom, um zu funktionieren. Er betreibt den Kompressor und den Ventilator des Geräts, wird also nicht direkt zum Heizen eingesetzt. Dabei ist der Stromverbrauch jedoch niedrig. Denn um 4 kWh Wärme zu produzieren, benötigt die Wärmepumpe nur etwa 1 kWh Strom. Nur im Winter ist manchmal zusätzlicher Strom nötig, um den integrierten Heizstab zu Spitzenzeiten zu unterstützen. Bei einer richtigen Auslegung der Wärmepumpe ist das nur selten der Fall.

Im Vergleich zu einer Öl- oder Gasheizung sind die Stromkosten für die Wärmepumpe höher. Jedoch fallen die Gas- und Ölkosten weg. Mit einem regulierten Heizbedarf lässt sich der Stromverbrauch minimieren. Und wer eine eigene Solaranlage hat, kann die Stromkosten weiter senken.


Sind Wärmepumpen teuer in der Anschaffung?

Wärmepumpen sind nicht günstig in der Anschaffung, das stimmt. Sie sind mit Kosten von 10.000 bis 25.000 Euro teurer als etwa Gasheizungen, die durchschnittlich 10.000 Euro kosten. Allerdings ist zu bedenken, dass in Deutschland der Staat einen Heizungsaustausch sowie die Heizungssanierung mit Wärmepumpen fördert. So lassen sich die Mehrkosten zum Teil decken. Insbesondere, wenn eine alte Gas- oder Ölheizung abgeschafft wird, lohnt sich das: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle beteiligt sich dann an bis zu 40 Prozent der Anschaffungskosten.

Im Betrieb sind die Kosten für eine Wärmepumpe nicht höher als die Kosten für andere Heizungsarten. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage und einem Batteriespeicher lassen sich die Kosten sogar deutlich senken. Hohe Autarkiequoten von bis zu 80 Prozent beim gesamten Energieverbrauch sind mit diesen Anlagen zu erreichen.


Sind Wärmepumpen laut?

Ein weiteres Vorurteil gegenüber der Wärmepumpe besteht darin, dass sie laut ist. Fakt ist, dass moderne Wärmepumpen mit einer Lautstärke von 30 bis 60 Dezibel arbeiten. Dies entspricht Flüsterlautstärke oder den Geräuschen eines Kühlschranks oder Geschirrspülers. Bei höherer Qualität der Wärmepumpe sind die Geräusche leiser.

Dabei ist es wichtig, sich mit Körperschall und Luftschall auseinanderzusetzen. Körperschall meint Vibration über Boden und Wände. Diese Art von Geräusch lässt sich durch ein festes Fundament und Stelzen verhindern. Und Luftschall kann mithilfe von Schalldämmung reduziert werden. Wenn das Gebläse der Wärmepumpe in Richtung des Nachbargrundstücks zeigt, muss der Abstand mindestens 3 Meter betragen, um Störungen zu vermeiden.

Übrigens: Grundsätzlich können Wärmepumpen sowohl drinnen als auch draußen stehen. Der optimale Standort hängt von den Gegebenheiten und vom Gerät ab. Wichtig sind ein stabiler Boden und ausreichend Platz. Experten empfehlen oft einen Standort an der lauteren Straßenseite des Gebäudes in Hausnähe.

Zu berücksichtigen sind zumindest folgende Faktoren:

  • Abstand zu Nachbarn
  • Möglichst geringer Abstand zum Haus
  • Nicht in der unmittelbaren Nähe von Schlafzimmerfenstern
  • Platzbedarf der Einhausung
  • Bodenbeschaffenheit
  • Mögliche Windeinwirkungen beziehungsweise ausreichend Luftzufuhr

Sind Wärmepumpen umweltschädlich?

Obwohl ihr Ruf nicht der Beste ist, sind Wärmepumpen an sich sehr umweltfreundlich. Dies hängt aber auch von der Energiequelle ab, die das Gerät betreibt. Mit Strom aus erneuerbaren Quellen ist die Nutzung der Wärmepumpe zu 100 Prozent umweltfreundlich. Die CO2-Emissionen der Pumpe sind in diesem Fall beinahe bei null, insbesondere im Vergleich zu Ölheizungen oder Hybridheizungen mit Gasbrennwertkessel.

Darüber hinaus benötigt die Wärmepumpe Kältemittel, um die entzogene Wärme in Heizenergie zu verwandeln. Dafür kommt in den meisten Fällen R290 Propan, ein Gas, zum Einsatz. Es ist umweltfreundlich und hat keine Auswirkungen auf die Ozonschicht.

Wärmepumpen eignen sich auch für Bestandsgebäude und werden häufig vom Staat finanziell gefördert. Bildquelle: Piaxbay
Wärmepumpen eignen sich auch für Bestandsgebäude und werden häufig vom Staat finanziell gefördert. Bildquelle: Pixabay

Lassen sich Wärmepumpen auch im Altbau nutzen?

Grundsätzlich lassen sich Wärmepumpen fast überall einbauen. Jedoch sind alte Gebäude oft unzureichend gedämmt, sodass die Wärme einfacher entweicht. Somit ist jede Art von Heizung weniger effizient. Mit einem Heizungstausch ist daher auch eine Sanierung der Dämmung zu empfehlen.

Die Pumpen haben eine geringere Vorlauftemperatur als Gasheizungen. Wenn diese Temperatur über 55 Grad Celsius liegt, sinkt die Effizienz der Wärmepumpe und ihre Kosten steigen. Das liegt daran, dass dann mehr Strom nötig ist, um den Heizbedarf zu decken. Inzwischen gibt es Hochtemperatur-Wärmepumpen, die für die Sanierung im Altbau konzipiert sind. Eine fachkundige Beratung hilft dabei, zu entscheiden, ob sich die Wärmepumpe im Altbau im Einzelfall lohnt.


Sind Wärmepumpen technisch sicher?

Die Wärmepumpentechnologie ist nicht neu: Schon vor über 100 Jahren wurde die Technik entdeckt, die jedoch lange nur für Kühlgeräte diente. Seit dem 20. Jahrhundert kommt die Wärmepumpe zum Einsatz. Die Technik ist also ausgereift und sicher. Sie wird stetig weiterentwickelt, um noch mehr Effizienz und somit niedrigere Kosten anzubieten.


Arbeiten Wärmepumpen auch im Winter effizient?

Eine häufige Frage zu Wärmepumpen ist, ob sie auch im Winter zuverlässig Wärme liefern können. Da Luft, Grundwasser und Erdboden immer wärmer als das enthaltene Kältemittel sind, funktioniert die Pumpe selbst bei einer Außentemperatur von bis zu -20 Grad zuverlässig. Darüber hinaus verfügen die Geräte über einen Heizstab, der auch bei niedrigen Temperaturen effektives Heizen garantiert. Dies ist zwar teurer, kommt aber in der Regel nur an wenigen Tagen im Jahr zum Einsatz. Schweden und Norwegen machen es vor: In diesen kälteren Ländern sind mehr Wärmepumpen in Betrieb als in jedem anderen europäischen Land.


Können Wärmepumpen nur heizen?

Wärmepumpen können nicht nur heizen, sondern auch als Klimaanlage dienen. Dafür nehmen sie die Funktion sogenannter Split-Klimaanlagen oder Luft-Luft-Wärmepumpen an. Je nach Einstellungen werden Verdampfer und Verflüssiger umgekehrt. Die Art des Kühlens ist dabei verschieden: Beim aktiven Kühlen erhalten die Räume kalte Luft, während beim passiven Kühlen die Pumpe dem Raum nur heiße Luft entzieht und diese nach draußen abgibt.

Weiterlesen: Solarziegel sind eine gute, wenngleich auch nicht immer schöne Möglichkeit, umweltfreundlichen Strom auf dem eigenen Dach zu produzieren.

Scroll to Top