„Architektur muss …“ was eigentlich? „Brennen“?
Man ist es ja mittlerweile fast leid, immer und immer wieder einen neuen oder alten gesellschaftlichen Überbau oder auch nur eine Art künstlerisch-theoretische Grundlegung für das architektonische Schaffen zu proklamieren – eigene Versuche gerne eingeschlossen. Es scheint im Umkehrschluss ja fast so zu sein, je mehr da proklamiert wird umso mehr hat man eigentlich nichts zu sagen – eigene Versuche gerne eingeschlossen. Und das verheisst schon gleich doppelt nichts Gutes für Kolumnen von praktizierenden Architekten wie von Wolfi D. Prix und meiner Wenigkeit.
Aber was hilfts, man gibt halt gerne seinen Senf dazu! Nun also gut, Stararchitekt(entum), dann widmen wir uns mal Dir, Du Steckenpferd von Herrn Prix.
Uns jungen Architekten, die von derlei Sphären bis auf unseren Altersgenossen, den Comic-Helden „Bjarke“, noch galaxienweit entfernt sind muss das ja naturgemäß missfallen, dass da so Typen um die Welt ziehen und eine vermeintliche Ikone nach der anderen – fast unabhängig von Raum und Zeit in die Gegend – ja was eigentlich? Einbrennen, Hinklotzen, oder gar Hinklotzen ohne „l“? Da regt sich natürlich unser moralisches Restempfinden. Darf man das dürfen? Ist das nicht per se unseriös, anmaßend? Immer und immer wieder den gleichen formalen – nicht zu verwechseln mit methodischen – Ansatz so mir nichts dir nichts ob für ein Autohaus, ein Museum, einen Sakralbau oder eine Shoppingmall aus der genialen(?) Feder fliessen zu lassen?
Klingt natürlich alles nicht nach einer neuen Erkenntnis und spielt in seiner jämmerlichen Vorhersehbarkeit in der Argumentationslogik eher den Stars in die Hände als uns kleinen Neidern. Also komm schon, wo bleibt mal ein neuer Gedanke? Ja wo bleibt er, der neue oder auch nur kluge Gedanke? Am besten jetzt ein schlaues Zitat suchen von Loos, Lederer, Gehry (ach so der lässt sich ja jetzt nur noch in Gesten zitieren und nicht mehr in Worten…), oder Prix selbst oder besser noch von Wittgenstein, Habermas, Derrida. Hey, kommt schon, sagt Ihr doch was!
Nein? Dann also so: Neulich unterhielten sich zwei Stars ihrer Zunft: Sagt der eine, M, kein Architekt sondern ein alternder Höhenluft gewohnter Bergbegeher: „Ich ich ich ich ich.“ Hakt der andere, Z, ein Architekt, aber ein nicht minder „charismatischer“ Eigenbrötler ein: „Ich. Ich.“ Findet M sehr interessant, was ihn zu dem Gedanken inspiriert: „Ich ich ich ich ich ich ich ich ich!“ Z ist ein bisschen skeptisch und möchte schon noch anregen, das Ganze etwas differenzierter im Rhythmus zu sehen: „Ich ich Ich ich Ich ich Ich.“ Auf einmal kommt dieser P in den Raum und sagt, das ist doch alles Quatsch, obwohl er im Prinzip ja sehr einverstanden sei und sagt: „Iiiiich, brenne!“*
Na, immerhin!
Beim nächsten Mal wieder seriöser und frei von Zweifeln an der eigenen Mission …
Fortsetzung folgt …
(*Personen und Handlung frei erfunden bzw. in der Methodik der Wortwahl frei nach Peter Bichsels Kindergeschichte „Jodok“)
Foto: Marek Szczepanek