Belgrad – altmodisch und modern zugleich. Die serbische Hauptstadt entdeckt sich immer wieder neu, so auch ihre Bauwerke. Graft erzählen mit ihrem Umbau der Alten Mühle eine neue Geschichte.
Wenn Jeanine Platz die Suiten dieser Welt betritt, ist sie aufgeregt wie ein kleines Kind. Sie kann es kaum erwarten, die Aussicht aus den Fenstern zu erspähen. Für sie zählt nur der Blick, denn der Titel ihres Kunstprojekts lautet: „Suite View Worldwide“. Die Hamburger Künstlerin fasziniert der unendliche Raum, der nicht enden wollende Horizont. Sie fängt seit 2015 die weltweiten Skylines auf ihrer Leinwand ein und heute das Panorama Belgrads. Vor jedem Reiseantritt fragt sie sich: Was wird mich erwarten? Shiny Business District oder verwahrloste Gegend?
In der Suite 1017, im zehnten Stock des Old Mill Belgrade Hotels, entdeckte sie hinter der raumhohen Verglasung beides: Heruntergekommene Fassaden treffen auf brutale Betonklötze, graues Industriegebiet auf mediterrane Altstadt. Die „weiße Stadt“ ist von Kontrasten geprägt: Auf der einen Seite des Flussufers der Save befindet sich Alt-Belgrad, keine zwei Kilometer entfernt auf der anderen Seite des blauen Bandes liegt Novi Beograd, das nach 1948 entstanden ist. Das verbindende Element: die Save, sie vermittelt zwischen Alt und Neu, an ihr ballt sich das bunte, farbenfrohe Leben der serbischen Hauptstadt.