Über 250 Jahre alt ist der SpeicherSpeicher – Energie- oder Wärmespeicher, die es ermöglichen, Energieüberangebote zeitlich versetzt zu nutzen. in Lübecks historischem Seefahrerviertel. Ein Architekt und ein Innenarchitekt haben ihn nun in ein kleines, zeitlos modernes Hotel verwandelt – ganz ohne Matrosenkitsch.
Mit Messgeräten, die etwas über das eigene Gewicht aussagen, hat Bernhard Jacobsohn kein Problem. Das liegt vermutlich daran, dass der Immobilienexperte, der 20 Jahre lang Geschäftsführer eines Architekturbüros war, zur sportlichen Sorte Mensch zählt. Seine beiden mannshohen Schrott-Waagen, die „Dame“ und der „Herr“ genannt, sind jedoch nicht nur authentisch in einem ehemaligen Lübecker SpeicherSpeicher – Energie- oder Wärmespeicher, die es ermöglichen, Energieüberangebote zeitlich versetzt zu nutzen., sondern auch höchst dekorativ und somit genau richtig im „Fisher’s Loft“.
2015 hatte Jacobsohn gemeinsam mit dem befreundeten Hamburger Innenarchitekten Ralf Krause den 1754 errichteten Rokoko-Speicher gekauft; er liegt in Lübecks Marien-Magdalenen-Quartier, dem historischen Seefahrerviertel nahe des Travehafens. Der Straßenname „Fischergrube“ gibt noch heute – wie schon seit Mitte des 13. Jahrhunderts – Auskunft über die ehemaligen Bewohner und ihr Geschäft. Gut zehn Jahre lang, erinnert sich Jacobsohn, während er Frühstück für die Gäste zubereitet,
„sind wir um das Haus herumgeschlichen“. Die Lage ist großartig: Vom Frühstücksraum aus hat man die Trave direkt im Blick. Und schließlich ist es mit seiner FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt., die statt nach Speicher eher nach Wohnhaus aussieht, und seiner ungewöhnlichen Traufständigkeit etwas ganz Besonderes: „…ein Lebenstraum, ein Architekturprojekt nicht nur abzuschließen, sondern es auch im Betrieb zu betreuen“. So springt Jacobsohn, wann immer es nötig ist, auch mal an der Rezeption und in der Küche ein.
Mit Fischern oder Fischen haben die Waagen, 20 sind es insgesamt im Haus, übrigens nichts zu tun: Das Gebäude wurde vor seiner Verwandlung in ein kleines Stadthotel garni die letzten 50 Jahre als Schrottlager genutzt. Gut ein Jahr lang haben Ralf Krause und Bernhard Jacobsohn in Abstimmung mit dem DenkmalschutzDenkmalschutz: Der Denkmalschutz dient dem Schutz und der Erhaltung von historischen Bauten und Bauwerken. die Sanierung und Umgestaltung geplant, ehe sie mit insgesamt zehn Zimmern im Herbst 2018 eröffneten. Den Industriecharakter des Ensembles aus Vorderhaus, Seitenflügel und Quergebäude haben die Bauherren und Self-Made-Hoteliers beibehalten: Filigrane Stahlrahmen schützen und dichten die alten Fensterist eine Öffnung in der Wand eines Gebäudes, die Licht, Luft und Blick nach draußen ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Fenstern, die sich in Größe, Form und Material unterscheiden können. Das Fenster ist ein wesentlicher Bestandteil der Gebäudearchitektur und hat sowohl funktionale als auch ästhetische Bedeutung. Es ist eine…, die neu eingebauten Stahltreppen erhielten Stufen aus dem HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet., das einst im Haus verbaut war, die Böden sind aus Eichenholz, im Erdgeschoss wurde EstrichEstrich: eine geglättete Schicht aus Zement, Sand oder Gips, die als Oberfläche für Bodenbeläge dient. vergossen. Die historischen Holzbalken liegen frei, die Wände sind mit diffusionsoffenem Muschelkalk verputzt. Der Innenhof, der zuletzt überdacht war und viel LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt. wegnahm, wurde freigelegt, so wie es im Originalzustand war. Und Bernhard Jacobsohn ist heute noch froh, dass Ralf Krause und er sich gegen „Vintage-Look“ und für ein eher klassisch-minimalistisches Mobiliar entschieden haben.
Die Bar ist übrigens die ganze Nacht geöffnet. Wer Durst hat, kann zwischen Wasser, Wein, Bier, Obstbränden, Portwein, Sherry oder Whisky wählen und macht Striche auf der ausliegenden Getränkeliste. Dazu passt – ganz dem Genius loci entsprechend – eine Dose Thunfisch, für 4,50 Euro.
Die Rezension lesen Sie im B4: Spielräume – Architektur für Kinder.