Zwar abgelegen, aber mit dem einfachen Leben auf dem Land hat diese Herberge wenig zu tun: Neben Peter Zumthors Therme in Vals hat das 7132-Hotel eröffnet – mit luxuriösen Gästezimmern speziell von und für (Star-)Architekten.
Die Therme von Vals
Angeblich entstehen geniale Architekturentwürfe bisweilen auf Servietten. Ganz sicher jedoch ist, dass die Therme in Vals vor ihrer Realisierung bereits aus Worten errichtet worden war: „Ihr müsst etwas bauen“, hatte Peter Zumthor der Graubündner Gemeinde versichert, „was es noch nicht gibt. Keinen Glas-Spaß. Sondern eine Therme, die einzigartig ist.“ 1996 wurde sie eröffnet – und der in den Hang gefügte Bau besteht aus Beton und aus 60.000 Streifen Valser Quarzit in drei Stärken, zwei Breiten und jeweils 3,20 Metern Länge.
Postleitzahl von Vals wird Hotelname
Rostrot hat das eisenhaltige Wasser die Wand am Eingang eingefärbt, dort fließt es ungefiltert. Ansonsten sieht man der Therme, die bereits zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung unter DenkmalschutzDenkmalschutz: Der Denkmalschutz dient dem Schutz und der Erhaltung von historischen Bauten und Bauwerken. gestellt wurde, ihr Alter nicht an; noch immer buchen 190 Menschen täglich ein paar Stunden, um in großartiger Architektur und in zwischen 14 und 35 Grad warmem und Kalzium-Sulfat-Hydrogencarbonat-reichem Wasser zu baden. Zahllose Preise hat die Thermen-Architektur bekommen, aber ihre Zahlen waren leider nie so schwarz wie der Quarzit, aus dem sie erbaut ist. Peter Zumthor hätte das Bad gern selbst übernommen, doch die klamme Gemeinde entschied sich knapp für einen Käufer, der versprach, außer der Therme auch noch die umliegenden Hotel- und Apartmentgebäude aus den 60er-Jahren zu übernehmen und in ein Vier-Sterne-Hotel zu verwandeln: in das mit vier Sternen dekorierte „House of Architects“ und das Fünf-Sterne-Superior-Hotel „7132“ – übrigens die Postleitzahl von Vals. So können die Gäste nicht nur im Luxus baden, sondern auch luxuriös wohnen, essen und anreisen – das Restaurant des 7132 ist mit zwei Michelin-Sternen und 18 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet. Und im Preis der Penthouse-Suiten ist immerhin die Anreise im hoteleigenen Helikopter des 7132 -Hotel inbegriffen.
Schwarz und neongelbes Bad-Ei
2012 begann der UmbauUmbau ist ein Begriff, der sich auf die Veränderung oder Renovierung eines bestehenden Gebäudes oder Raums bezieht.: Thom Mayne ließ den Eingangsbereich ein bisschen wie das Guggenheim in New York aussehen und verwandelte ebenso wie Tadao Ando, Kengo Kuma und Peter Zumthor, der bereits zur Eröffnung der Therme im alten Kurhotel sogenannte „Provisorien“ gestaltet hatte, die Schuhschachtelräume in angemessen schicke „Zimmer für Architekten“. Vergrößern konnten die „Star“-Architekten die insgesamt 73 gerade einmal 20 Quadratmeter kleinen Gästezimmer zwar nicht, lediglich für die Suiten im 7132 wurden mehrere der Schuhschachteln zusammengelegt. Doch Raum für eine höchst unterschiedliche Gestaltung blieb offensichtlich genug: Zumthor tauchte seine Zimmer in knallroten und schwarzen Stucco Lustro. Für Schwarz entschied sich auch Thom Mayne: Er tapezierte Wand, Boden und Decke mit Valser Quarzit und erhellte die Düsternis mit einem neongelben Bad-Ei. Während Kengo Kuma und Tadao Ando erwartungsgemäß minimalistisch arbeiteten: Kuma implantierte seinen Zimmern einen hölzernen Kokon aus Eiche, Ando konzentriert sich darauf, nicht vom Ausblick abzulenken. Dem Gast bleibt jetzt die Qual der Wahl.
Der Beitrag über das 7132-Hotel ist im Baumeister 05/2020 erschienen.