03.02.2023

Wohnen

Tiny Timber House auf Campingplatz

Holz Nachhaltigkeit Tiny House
Das „tiny timber house“ ist ein Design-to-build-Projekt, das Architektur-Studierende des KIT auf dem Campingplatz Karlsruhe-Durlach realisiert haben. Foto: Christoph Engel
Foto: Christoph Engel

Kleiner Fußabdruck, große Raumwirkung: Das „tiny timber house“ ist ein Design-to-build-Projekt, das Architektur-Studierende des KIT auf dem Campingplatz Karlsruhe-Durlach realisiert haben. Nicht nur der Baustoff Holz entspricht den Nachhaltigkeitskriterien. Denn zudem ist auch das Haus selbst so konzipiert, dass es vollständig und sortenrein rückbaubar ist.

Das „tiny timber house“ ist ein Design-to-build-Projekt, das Architektur-Studierende des KIT auf dem Campingplatz Karlsruhe-Durlach realisiert haben. Foto: Christoph Engel
Fassade aus Schindeln, Fotos: Christoph Engel
Das „tiny timber house“ ist ein Design-to-build-Projekt, das Architektur-Studierende des KIT auf dem Campingplatz Karlsruhe-Durlach realisiert haben. Foto: Christoph Engel

Galerie ermöglicht Blick in den Himmel

Das Design-to-build-Projekt ist das Ergebnis eines studentischen Wettbewerbs, der von der Professur Baukonstruktion am KIT in Kooperation mit der Stadt Karlsruhe initiiert wurde. „Urhütte“ nennen Merve Şimşek und Mena Ghaly ihren mit dem ersten Preis prämierten Entwurf. Und archetypisch mutet jedenfalls auch das Äußere des Hauses an. Der 3,70 mal 7,60 Meter große Baukörper wird von einem steilen, asymmetrischen Satteldach geprägt, das sich nach Süden mit einem durchgehenden Oberlichtband öffnet. In die mit Lärchenschindeln bekleideten Fassaden sind gezielt nur drei Fenster gesetzt. Die Faltschiebetür zur vorgelagerten Holzterrasse ist dabei zugleich auch die Eingangstür.

So entsteht im Innern eine besondere Atmosphäre, die ebenso vom hohen, bis unter das Dach reichenden Raumvolumen wie vom zenitalen Lichtband geprägt ist. Der nur circa 24 Quadratmeter große Grundriss ist geschickt zoniert. Denn im vorderen Hausteil öffnet sich die Wohnküche zur Terrasse, in der Mitte ist ein kompaktes Bad unter die Galerie geschoben. Während an der Ostseite ein Doppelbett in einem luftigen Alkoven Platz findet, führt eine Raumspartreppe hinauf zur Galerie mit zwei weiteren Schlafgelegenheiten. Das Mobiliar sowie die Stauräume sind ebenfalls von den Studenten geplant und gefertigt, als integraler Bestandteil des Hauses.

Blick in die Küsse „des tiny timber house", Foto: Christoph Engel
Auch die Küche ist vollständig aus Holz gestaltet. Foto: Christoph Engel
Die Treppe führt hoch in den ersten Stock. Foto: Christoph Engel
Eine steile Treppe führt auf die Galerie. Foto: Christoph Engel

Sortenreine Bauweise

Mit besonderem Anspruch an zeitgemäßes nachhaltiges Bauen konzipierte das Team aus Studierenden und Lehrenden das Haus in sortenreiner Konstruktion – um so möglichst auf Kleber und umweltunverträgliche Baustoffe zu verzichten, sodass das Haus vollständig und ohne Abfall rückbaubar ist. Deshalb wurden die zunächst angedachten Brettsperrholzelemente durch eine Holzrahmenkonstruktion für die Wände und Fachwerkträger für das Dach ersetzt. Diese sind durch diagonale Hölzer ausgesteift und raumseitig mit Massivholzplatten aus Weißtanne beplankt.

Die Platten bestehen aus einzelnen, circa 30 mm starken Brettern, die über Schwalbenschwanzverbindungen gefügt sind. Als Dämmung fungieren Seegras- sowie Holzfaserplatten. Die Knotenpunkte des hölzernen Tragwerks wurden in Zusammenarbeit mit der Professur Tragkonstruktionen am KIT als Prototyp entwickelt. Hier ermöglichen Vollgewindeschrauben in Verbindung mit Hartholz-Inlays auch die einfache Demontage der Bauteile.

Den Blick vom Bett im ersten Stock aus. Foto: Bernd Seeland
Blick in den Himmel, Foto: Bernd Seeland

Tiny House im Selbstbau

Zum interdisziplinären Planungsteam gehörten aber auch die Zimmerei-Meisterschüler der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule Freiburg, die die Wand- und Deckenelemente vorfertigten. Das Aufrichten erfolgte am Standort auf dem Durlacher Campingplatz während einer Seminarwoche Hand in Hand mit Studierenden und Zimmerleuten. In weiteren Workshops wurde die Schindelbekleidung geplant und gebaut, die dann unter Anleitung eines Schindel-Profis aus dem Schwarzwald innerhalb einer Woche montiert wurde.

Geplant ist, dass das tiny timber house über den Betreiber des Campingplatzes gemietet werden soll. Darüber hinaus soll es für acht Wochen im Jahr wohnungssuchenden Studierenden des KIT zur Verfügung steht.


Projektbeteiligte

KIT, Institut Entwerfen und Bautechnik, Professur Baukonstruktion: Professor Ludwig Wappner, Peter Hoffmann (Projektleitung), Helge Hörmann, Falk Schneemann, Luis Baumann, Mattis Epp, Silke Feuerstein, Sharon Glück, Aaron de Haen, Sonja Hannich, Aaron Harter, Jakob Honz sowie Lena Pfefferle

Tragwerk: Daniel Lauterkorn

Entwurf: Merve Şimşek, Mena Ghaly

Planung – Studentisches Team: Merve Şimşek, Mena Ghaly, David Urich sowie Adrian Obermüller

Planung – Wissenschaftliche Mitarbeiter: Peter Hoffmann, Helge Hörmann sowie Falk Schneemann

Aufbau – Studentisches Team: Merve Şimşek, Mena Ghaly, David Urich, Adrian Obermüller, Niklas Aust, Luna Baumgärtner, Lukas Benz, Magdalena Berwanger, Elea Susan Braun, Arne Breitling,Moritz Buck, Johannes Frederik Döring, Desiree Droll, Florian Eckert, Dominic Faltien, Jonathan Heid, Julia Henschel, Michael Hosch, Silvia Maria Kaiser, Livia Kirchner, Katharina Knoop, Michelle Laux, Lukas Moratzky, Saskia Nehr, Hieu Pham, Jonathan Rath, Jonathan Richter, Christina Specht, Niklas Walz, Vincent Witt sowie Carolin Wochner

Die Studierenden helfen beim Aufbau des „tiny timber house“. Foto: Peter Hoffmann
Die Studierenden beim Aufbau. Fotos: Peter Hoffmann
Die Studierenden helfen beim Aufbau des „tiny timber house“. Foto: Peter Hoffmann

Sponsoring und Fundraising: Ingo Laubental, Peter Hoffmann, David Urich 

Friedrich Weinbrenner Gewerbeschule: Matthias Krieg, Architekt und Lehrer FWG mit seinen Meisterschülern (Philipp Kaiser, Martin Buttenmüller, Georg Göppert, Tim Gremmelsbacher, Severin Hurst, Julian Schöner, Adrian Schneider, Jannik Schneider, Kay Schneider, Jonas Schultis)

Projektpartner: Karlsruher Bädergesellschaft mbH, Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft der Stadt Karlsruhe, Stadtamt Durlach, Camping Durlach, Friedrich Weinbrenner Gewerbeschule Freiburg, bauwerk Schwarzwald sowie das Kompetenzzentrum der Bauwirtschaft Bühl

Unterstützer: best wood SCHNEIDER GmbH, Blanco GmbH + Co KG, Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG, Karle GmbH-Blechnerei + Sanitärtechnik, KME Karlsruhe Marketing und Event GmbH, Robert Bosch Smart Home GmbH, sowie Spitz Holzsysteme GmbH

Sponsoren: BBBank eG, ComputerWorks GmbH, Ed. Züblin AG, estec GmbH & Co. KG, FLOS GmbH, Häfele SE & Co KG, Hiram GmbH, Holzbau Bruno Kaiser GmbH, MAYA Hauswelten, Süco International KG, SPAX International GmbH & Co. KG, Thorsten Friedrich Architekt, TPO Holz-Systeme GmbH, VELUX Deutschland GmbH, sowie die WIBU-SYSTEMS AG

Mehr zu dem Projekt der Studierenden können Sie auf der Homepage des tiny timber house lesen.

Lesen Sie auch: Tiny House im Trebbia-Tal.

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