24.09.2021

Event

Tage der Architektur Südtirol 2021

Tage der Architektur Südtirol 2021

Tage der Architektur Südtirol 2021

Identitätsstiftende Orte – so lautet das Thema der diesjährigen Südtiroler Tage der Architektur. Die bereits zur Tradition gewordenen Touren der Architekturstiftung Südtirol werden 2021 erstmals an drei Wochenenden angeboten, um noch mehr Menschen zu ermöglichen, daran teilzunehmen.

Die Architektur in Südtirol bewahrt sein wertvolles Kulturerbe und ist gleichzeitig offen für zeitgenössische Interpretationen. Geprägt ist sie von unterschiedlichen Typologien und Baustilen, die im Laufe der Jahrhunderte durch geschichtliche und kulturelle Einflüsse entstanden sind. Gebaut wird mit der Natur. Der Kontext der Gebäude fließt immer in die planerische Umsetzung mit ein. Die baukulturelle Vielfalt der Region lässt sich derzeit ganz einfach mit den geführten Touren auf den Südtiroler Tagen der Architektur (bis 3. Oktober) entdecken. „Diese bieten die Gelegenheit, den Blick auf die Architektur zu schärfen, Details zu betrachten und zu überlegen, welchen Einfluss unsere Eingriffe auf die Gesamtansicht haben und welche Verantwortung jeder von uns hat, wenn er oder sie Hand anlegt an dieses Gesamtwerk, das allen gehört“, erklärt Carlo Calderan von der Architekturstiftung Südtirol.


Herausragende Architektur

Herausragende Architektur-Beispiele in ganz Südtirol stehen auf der Agenda der Architekturtage: von Sterzing nach Überetsch und vom Gsieser Tal bis Burgeis. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lernen Architekten, Bauherren und Handwerker kennen sowie moderne Wohngebäude, sanierte Höfe, öffentliche und private Räume im Dorf und in der Stadt. Immer im besonderen Fokus steht die Entstehungsgeschichte. Dass Bewahren und Verändern dabei nicht immer im Widerspruch stehen, führt der Bozener Architekt Carlo Calderan weiter aus: „Uns erscheint unser Land nicht wie eine Summe von einzelnen Gebäuden, sondern als Gesamtwerk, fast wie eine große Skulptur. Diese Skulptur wurde jedoch nicht von einem einzigen Künstler geschaffen, es ist ein gemeinschaftliches Werk, das auch nicht für die Ewigkeit geschaffen wurde. Wenn man sie aus der Nähe betrachtet, entdeckt man, dass kontinuierlich Veränderungen vorgenommen werden: Diese können bestehende Teile beschädigen, verändern – oder auch veredeln.“


Identitätsstiftende Orte

Doch was macht einen Ort zu einem identitätsstiftenden Ort? Zu einem Ort, an dem das Zusammenspiel von Menschen, Baukultur, Landschaft und Wirtschaft zu einem ästhetischen Ganzen wird. Wie entsteht ein lebendiger Ort und welche Voraussetzungen braucht er, um ein identitätsstiftender Ort zu sein? Wie kann die bauliche Identität vor Ort bewahrt werden kann? Und welche Voraussetzungen für eine öffentliche Bewusstseinsbildung sollte dafür geschaffen werden? Das thematisierte gleich zu Beginn der Südtiroler Tage der Architektur vergangenes Wochenende die hybride Tagung „Identitätsstiftende Orte“ der Architekturstiftung Südtirol und der Heimatpflegeverband Südtirol im Waltherhaus in Bozen.

Architektin Sigrid Piccolruaz (La Villa in Badia) referierte über ihre Forschungen zu den Viles, bäuerlichen Siedlungen, die verstreut auf den Hängen des Gadertales zwischen 1.200 und 1.700 Metern Höhe liegen und sich deutlich von den Südtiroler Höfen in ihrer konzentrierten Form und der Grundstruktur unterscheiden. Architektin Susanne Waiz (Bozen) sprach über identitätsstiftende Orte und Leerstandsmanagment im Vinschgau. Kunsthistorikerin Bettina Schlorhaufer (Innsbruck) referierte über die Entwicklung des Hotelbaus im 19. Jahrhundert. Karin Dalla Torre, Landeskonservatorin (Bozen) berichtete Kulturgüterschutz, Identität und das Projekt „Bauinventar Südtirol“.


Reichhalter 1477, Lana

Dass im Zentrum der Südtiroler Planung die Bedürfnisse der Menschen stehen sowie die Verwendung heimischer Materialien und die sanfte Integration in die Umgebung, zeigt beispielhaft die Sanierung des Gasthofes Reichhalter aus dem Jahre 1477 mitten im Zentrum von Lana, einem beschaulichen Weinort zwischen Bozen und Meran im Etschtal. Das zehn Jahre leerstehende ehemalige Wirtshaus sanierte Zeno Bampi 2017 behutsam – mit viel Gespür für Raum, Licht und Materialien. Der Architekt (Neumarkt bei Bozen) stockte das Dach auf und erarbeitete zusammen mit der Interior-Desigerin Christina von Berg ein detailliertes Einrichtungs- und Gestaltungskonzept.

Die Vergangenheit des traditionsreichen Hauses sollte bewahrt werden: Alte Holzböden sowie frei gelegte Putz- und Tapetenschichten erzählen nun von der Geschichte des 500 Jahren alten Hauses, das einst Mühle, Bäckerei, Metzgerei, Sägewerk, Stadel, Stallung, Schänke und Kaffeehaus war. Der Besuch des Gebäudes war vergangenen Samstag gleich ein erster Programm-Punkt der Tage der Architektur Südtirol. Heute ist das beliebte Gasthaus und Boutique Hotel wieder das Herzstück des Dorfplatzes.

Alle Fotos: BAUMEISTER

Was bieten die Südtiroler Architektur-Tage 2021 für das kommende Wochenende 25./26. September:

Ein Streifzug durch Klobenstein

25. September, 9:30 bis 13:00
Spaziergang durch den Hauptort der Gemeinde Ritten. Einblicke in verschiedene Epochen, Orte und Geschichten.
Tour mit Messner Architects, Dr. Erika Prast Messner
10.00 Spaziergang nach Lengmoos über den Patersteig und zurück nach Klobenstein entlang der Fennpromenade
11.00 Haus Casa Liebegg, 16. Jh.
12.00 Besichtigungdes Ortszentrums von Klobenstein
12.30 Café Restaurant Zentral, MessnerArchitects

Sterzing: Sakral und profan

25. September, 14:30 bis 18:00
Die bauliche Intervention im Sakralbau, der Weiterbau an bewährten und zu erhaltenden Bestandsstrukturen wird zukünftig eine Herausforderung für ein ressourcenschonendes Bauen
Tour mit Arch. Siegfried Delueg / Arch. Igor Comploi
14.30 Pfarrkirche Sterzing, Delueg Architects
Baderhaus KPP Architects
Hotel Steindl und Bushaltestelle Arch. Stefan Taschler, archilab Bruneck
16.45 ItalienischesSchulzentrum, Alexander Langer Delueg Architects, Künstler Markus Gasser, Sterzing

Gsiesertal – Landschaft, Handwerk, Architektur

26. September, 10:00 bis 13:00 & 14:00 bis 18:00
Tour mit Arch. Ulla Hell und Arch. Stefan Taschler
Die Tour führt durch die weite Landschaft des Gsieser Tales, vorbei an den traditionellen Weilern und Höfen.
Etappe a
10.00 Dorfplatz St. Martin in Gsies, Arch. Stefan Hitthaler
10.40 Kita & Grundschule, EM2 Architects, Kurt Egger, Gerhard Mahlknecht, Heinrich Mutschlechner,
12.15 Blaslahof, Arch. Martin Gruber
Etappe b
14.00 Preindlerhof, Arch. Stefan Taschler
15.00 House L von Roland Graf und Andrea Holzer, Arch. Ulla Hell
16.00 Stacherhof, Arch. Stefan Taschler
17.00 Tischlerei Reinhold Stoll, Handwerk Atelier Holzkunst

Die Südtiroler Tage der Architektur finden bis zum 03.10.2021
 statt. Mehr zu den geführte Besichtigungen zu Fuß, auf dem Fahrrad, mit PKW und Bus erfahren Sie hier.

Über die Architekturstiftung Südtirol
Ziel der Architekturstiftung Südtirol ist es, für das Thema Baukultur zu sensibilisieren und eine offene Diskussionsplattform zu schaffen. Berührungsängste sollen abgebaut und die Architektur erklärt werden.

 

 

Auch das Gadertal im Herzen der Dolomiten hat besondere Architektur zu bieten. Es ist geprägt von zahlreichen Weilern – kleine Gruppen von Höfen, die eine kompakte Siedlungsform bilden. Jeder Hof ist aus zwei Gebäuden zusammengesetzt, dem Wohn- und dem Wirtschaftsgebäude. Diese Weiler, genannt „Viles“, standen Pate für ein Wohnhaus, das Pedevilla Architects in Südtirol entwarfen. Mehr zum dazu lesen Sie hier.

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