29.09.2021

Architektur Wohnen

In der Tradition der Amsterdamer Schule

Ziegel
Das Foto zeigt Grünflächen im Vordergrund und den Neubau im Hintergrund.

Foto: Dennis De Smet

Im Westen von Amsterdam liegt die Spaarndammerbuurt. Diesen Stadtteil prägen noch heute Klinker, Farben und Kurven der Amsterdamer Schule. Nun kommen sie wieder zur Geltung. Neue Architekturen werten den Stadtteil wieder auf. 

Die Spaarndammerbuurt ist ein Stadtteil im Westen von Amsterdam. Noch heute prägen ihn zahlreiche Gebäude der Amsterdamer Schule. Viele dieser Baustrukturen sind noch intakt. Dennoch haben viele Klinkergebäude im Laufe der Jahre gelitten. Diese Wunden werden derzeit geheilt. Ein neuer, farbenfroher Wohnungsbau der Architekten korth tielens architects und Marcel Lok Architects trägt auch dazu bei. Deren Entwurf nimmt den Reichtum und Geist der Amsterdamer Schule auf, in der Architektur, Kunst und Natur zusammenkamen.

Foto: Dennis De Smet
Das Foto zeigt Grünflächen im Vordergrund und den Neubau im Hintergrund.
Foto: Dennis De Smet

Ein Grundstück, zwei Straßenseiten

Der farbenfrohe Neubau von korth tielens architects und Marcel Lok Architects liegt auf zwei verschiedenen Seiten einer Straße. Das Grundstück war im Eigentum der Stadt. Viele Jahre war es mit einer Schule bebaut, die quer über die Krommeniestraat führte. Dieser Bau mit seinem Riegel blieb jedoch immer ein Fremdkörper im Stadtteil mit Gebäuden der Amsterdamer Schule. Nachdem die Schule umgezogen war, wurde ihr Gebäude abgerissen. Unter anderem sollte das alte Bild der Straße im Geist der Amsterdamer Schule wieder hergestellt werden. Mit einem architektonischen Konzept aus den Händen der beiden Büros korth tielens und Marcel Lok in der Tasche konnte der Projektentwickler Heijmans Vastgoed das Verfahren für sich entscheiden. 

Früher Schule, heute Wohnen

Wo früher die Gebäude und der Hof der Schule waren, wird nun gewohnt. Beidseits der Krommeniestraat schließt ein Neubau die durch den Abriss der Schule entstandenen Lücken. Die neuen Baukörper präsentieren sich zur Straße in gelber und roter Klinkerhaut und fügen sich in die Bestandsgebäude der Amsterdamer Schule ein. Hinter dem südlichen, gelben Riegel versteckt sich ein weiterer, grüner Baukörper. Er ragt hufeisenförmig in den Innenhof hinein und bietet ein reichhaltiges Wohnangebot. Im Inneren des Komplexes dominiert Grün. Dort wählten die Architekten aber nicht nur grünen Klinker aus. In den gemeinschaftlich zu nutzenden Gärten gruppieren sich auch viele neue Bäume um den alten Baumbestand. Dementsprechend haben sowohl die Bewohner des Neubaus als auch die Menschen der benachbarten Gebäude immer einen Blick ins Grüne.

Foto: Dennis De Smet
Foto: Dennis De Smet
Foto: Dennis De Smet
Foto: Dennis De Smet

Viel grün

Grün ist im neuen Wohnkomplex nicht nur der Klinker der Fassade und die Bäume im Innenhof. Auch die Dächer sind begrünt. Damit folgen die Architekten einer Vorgabe der Stadt Amsterdam. Die verlangt die Begrünung von Dächern und eine möglichst minimale Versiegelung in öffentlichen Räumen. Diese Maßnahmen sollen Hitzestress in der Stadt entgegenwirken und zur Kühlung der Umgebung beitragen. Darüber hinaus bietet die Begrünung der urbanen Tierwelt Nahrung und Lebensraum. Kleine Singvögel, Fledermäuse und Insekten finden in den unterschiedlichen Pflanzen Nahrung und Brutmöglichkeiten. Dafür sind sogar Nistkästen in die Überstände der Dächer und Gauben integriert worden.

Zwei Seiten, zwei Riegel

Auf der östlichen Seite der Krommeniestraat prägt ein durchgehender, viergeschosssiger Riegel aus Reihenhäusern den neuen Blockrand. Hierfür entwarfen die Architekten einen lange Reihe aus 16 Reihenhäusern. In den Erdgeschossen kann sowohl gewohnt werden, als auch gewerbliche Nutzungen einziehen. Unterbrochen wird die lange, dunkelrot verklinkerte Straßenfront von zwei vertikalen Wellen aus Klinker. Sie markieren die schmalen Durchgänge zu den privaten Innenhöfen und greifen Elemente der Amsterdamer Schule auf.

Foto: Luuk Kramer
Foto: Luuk Kramer
Foto: Max Hart Nibbrig

Historisch und zeitgenössisch

Westlich der Krommeniestraat präsentiert sich der Neubau mit einem fünfgeschossige Riegel zur Straße. Während die unteren beiden Geschosse die Straßenflucht aufnehmen, springen die oberen drei Geschosse zurück. Dadurch entstehen Staffelgeschosse, die mit Rundungen und Terrassen sogar um die Gebäudeecken herumführen. An zwei Stellen ist die Fassade unterbrochen. An diesen Stellen markieren hohe Bogentore die Eingänge ins Gebäude und die Durchgänge zum Innenhof. Dabei sind die Bögen und auch die Böden im Innenhof mit Zahlen verziert. Sie stammen von Martijn Sandberg, der hier mit Zeiten und Daten spielt. 

Die Architekten greifen in ihrem Entwurf für den Wohnungsbau Charakteristika ihrer historischen Vorgänger und der Amsterdamer Schule auf. Nicht nur das Material der Fassaden, auch die Gestalt der geraden, großen Gebäudeteile, in denen verspielte und geschwungene Formen Eingänge markieren, erinnern an die alte Baukunst der Amsterdamer Schule. Insgesamt sind in den Gebäuden von korth tielens architects und Marcel Lok Architects 80 neue Wohnungen entstanden. Mehr als ein Viertel sind geförderte Wohnungen. Die anderen Einheiten sind Miet- und Eigentumswohnungen, deren Größen zwischen 35 und 157 Quadratmetern variieren.

Wie geht man mit einem architektonischen Erbe um? Die Architekten Chybik und Kristof retteten den Zvonarka Bus Terminal in der tschechischen Stadt Brno und haben ihn jetzt umgestaltet. Lesen Sie hier mehr.

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