Skidmore, Owings & Merrill (SOM) haben die Architektur des 20. Jahrhunderts geprägt. Im Portfolio des Architekturbüros finden sich Gebäude, die zu den Klassikern der Moderne zählen. Die Architekturgalerie in München zeigt bis 4. März das Werk und die Arbeitsweise von SOM in einer sehenswerten Ausstellung.
Gleich der erste Raum der Ausstellung macht deutlich, wohin die Reise geht: nach oben. In einer Art vertikalen Timeline sind einige der aufsehenerregendsten Hochhäuser des Büros zu sehen, angefangen beim Inland Steel Building von 1958 – mit seinen 101 Metern ein für SOM-Verhältnisse eher kleines Gebäude – bis zum Desert Crystal in Jaddah mit einer Höhe von 1000 Metern. Dazwischen kann man einige Klassiker entdecken. Zum Beispiel den John Hancock Tower oder den Willis Tower (ehemals Sears Tower), der bis 2010 das höchste Gebäude der Welt war.
Beide stehen in Chicago, wo sich auch der Stammsitz von SOM befindet. Zweigstellen gibt es in Los Angeles, New York, San Francisco, Washington DC, London, Hongkong, Schanghai, Mumbai und Abu Dhabi. Gegründet wurde das Büro 1936 von Louis Skidmore und Nathaniel Owings. John Merrill kam drei Jahre später dazu. Mittlerweile hat SOM einige Partner und berühmte Architekten hervorgebracht wie den Pritzker-Preisträger Gordon Bunshaft, der die Beineke Library der Yale University mit seiner beeindruckenden transluzenten Marmorfassade entworfen hat.
Die Ausstellung beschäftigt sich allerdings vor allem mit der Gegenwart. Anhand der Exponate erhält man einen Einblick in die Denk- und Funktionsweise von SOM. Die Modelle im ersten Raum wurden ohne FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. gebaut, wie William F. Baker, Büropartner, den anwesenden Journalisten erklärt, denn die Struktur ist das Entscheidende. Sie prägt das Erscheinungsbild des Gebäudes.
Damit sind SOM klassische Vertreter der Architektur-Moderne, die sich vom Dekor der Neo-Stile des 19. Jahrhunderts befreien wollte. Die Form des Gebäudes ergibt sich aus dem Tragwerk, das so effizient und ökonomisch wie möglich ausfallen muss. Entsprechend viel Zeit und EnergieEnergie: die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wärme zu erzeugen. steckt das Büro in die Forschung. Das wird in den nächsten beiden Räumen deutlich, in denen Skizzen, Diagramme und Arbeitsmodelle ausgestellt werden: Die Architekten der einzelnen Projektteams sind immer auch Forscher, die in ihrem Versuchslabor nach neuen konstruktiven Lösungen suchen.
Und die kommen oftmals aus der Natur. Frei Otto fällt einem ein, wenn man die Exponate betrachtet – und als ob William F. Baker Gedanken lesen könnte, kommt er auch gleich auf den letztjährigen Pritzker-Preisträger und dessen Einfluss auf SOM zu sprechen, schickt aber gleich voraus: „We could never be as good as Frei Otto!“ Ein anderer Architekt, der einem beim Betreten der Ausstellung spontan einfällt ist O.M. Ungers: Die einzelnen Hochhaus-Modelle, die im White Cube der Ausstellung präsentiert werden, haben etwas Archetypisches und werden in ein Raster eingebettet, das einer der Architekten mit Bleistift auf Wand, Boden und Decke gezeichnet hat. Und wie Ungers suchen SOM nach den Ursprüngen – den Ursprüngen guter Architektur.
Fotos: Saskia Wehler