19.02.2015

Portrait

Seph Lawless

Seph Lawless dokumentiert den sozialen Verfall der USA

Der junge amerikanische 
Fotograf mit dem Pseudonym „Seph Lawless“ ist ein Chronist 
der wirtschaftlichen Verwerfungen in den USA. In seinen Bildern, deren Motive er in verlassenen Shopping Malls, Schulen, Industrieanlagen oder Einfamilienhäusern 
findet, dokumentiert 
er den Zerfall der amerikanischen Mittelklasse.

„Ruin Porn“, nennt sich die Sorte Bilder, die Seph Lawless zeigt. Gemeint ist damit die schonungslose Darstellung des Verfalls einzelner Gebäude oder ganzer Städte, bevorzugt in post-industrieller Kulisse. Das Genre erfreut sich einer überraschend großen Beliebtheit im Internet – Bilder ruinöser Stadtteile in Detroit genießen eine hohe Popularität. Als Grund für die Anziehungskraft  wird oft deren morbide Schönheit genannt: Melancholie und Nostalgie, ein Gefühl von Verlust kommen beim Betrachten auf.

Dem Fotografen geht es allerdings weniger um ästhetische Trauerarbeit. Er interessiert sich für die Gegenwart und die Frage, welche Zukunft sich daraus ableiten lässt. In seinem ersten Bildband „Autopsy of America“ zeichnet er die düstere Seite einer Nation, in der ganze Landstriche von den Veränderungen, die der Turbokapitalismus mit sich bringt, zerstört wurden. In seiner letzten Bildserie „Black Friday“ dokumentierte er leerstehende Shopping Malls, deren ökonomischer Niedergang Ende der 90er Jahre begann. Als sozialer Treffpunkt im Vorstadtidyll weißer Amerikaner stehen sie symbolisch für das Aussterben der Mittelschicht.

Auf die Gefühle angesprochen, die er beim Erkunden der riesigen Gebäudeanlagen hatte, überlegt er einen Moment: „Alle möglichen Gefühle: Angst, Anspannung, Wehmut. Es sind natürlich sehr deprimierende Orte, gleichzeitig strahlen sie in ihrer Ruhe aber auch eine spezifische Schönheit aus. In einigen Malls kamen Erinnerungen auf, wie ich als Kind die Rolltreppen rauf und runter gefahren bin. Das stimmt einen dann schon nostalgisch.“

Mehr zum Thema „Unbehagen“ gibt es im Baumeister 2/2014. Zum Thema findet außerdem das Symposium „Android Paranoid“ am 24. Februar im Rahmen der Munich Creative Business Week MCBW 2015 statt. Baumeister ist Medienpartner.

Fotos: Seph Lewless

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