Beinahe antikisch
Mit ihren Museumsbauten hat das Basler Büro Christ & Gantenbein internationale Bekanntheit erlangt. Jetzt ist ihre Schokoladen-Erlebniswelt von Lindt & Sprüngli am Zürichsee eröffnet. Für die Gestaltung der Dauerausstellung zeichnete das bekannte Stuttgarter Atelier Brückner verantwortlich.
Mitte September wurde er eröffnet: der neue Kulturbau von Christ & Gantenbein am Westufer des Zürichsee. Das „Lindt Home of Chocolate“ – ein Schokolademuseum – gilt als das neue Highlight am Hauptsitz des 1845 gegründeten Schweizer Chocolatiers Lindt & Sprüngli in Kilchberg. Seit 1899 wird dort auf dem Gelände Schokolade produziert.
In die historische Anlage mit Fabrik, Lagerhallen und Bürogebäude hat das Basler Büro Christ & Gantenbein ein zeitgenössisches Gegenstück hineingesetzt, das mit den umliegenden Gebäuden harmoniert: Der schlichte Kubus mit seiner roten Backsteinfassade fügt sich geradezu unauffällig in die bestehenden Industriebauten ein. Einzig die Süd-Ost-Ecke des Gebäudes schwingt aus und schafft so einen kleinen Vorplatz. Dieser Abschnitt bildet den Eingangsbereich des Museums, der mit weiß glasierten Ziegeln versehen ist. Die Front ziert die goldene Wortbildmarke der Firma und erinnert an die traditionelle Verpackung der edlen Zartbitter-Schokolade von Lindt.
Die Innengestaltung des „Lindt Home of Chocolate“ steht im Kontrast zu seiner minimalistischen Außenhülle und ist stark bewegt. Runde, tragenden Stützen bilden die Struktur des Gebäudes, um die alle Bereiche – von interaktiver Ausstellung über Forschungs- und Entwicklungseinrichtung bis zu Shop und Café – organisiert sind. Großzügige Wendeltreppen schwingen sich darum. Ausladende Balkone und trichterartige Oberlichter unterstreichen die Optik: Das Thema „Schokolade“ ist quasi überall mit weichen, runden Formen übersetzt.
Das lichtdurchflutete Atrium aus industriellem SichtbetonSichtbeton: Ein Beton, der von außen sichtbar bleibt und dessen Oberfläche eine ästhetische Wirkung erzielt. und Marmor ist weitläufig gestaltet. Die großen Abmessungen von über sechzig Metern Länge tragen zum beeindruckenden räumlichen Erlebnis bei. „Mit fast schon antik römischem Maßstab haben wir im Innern des ,Lindt Home of Chocolate‘ eine gewisse Spannung geschaffen“, erklärt Emanuel Christ. Eine, die den unterschiedlichen architektonischen Elementen starke physische Präsenz verleiht und gleichzeitig die Kluft zwischen kommerziellem Ambiente und klassischer Erhabenheit überbrücken kann.“ Entworfen wurde ein Bau, der das Erlebnis Schokolade auf vielfältige Weise zelebriert. „Früher schlichen die Leute um die Gebäude herum, viele machten einen Stopp im Schoggi-Shop, aber es war eine eigenartige Situation. Heute ist neben dem Museum auch die Fabrikanlage eine Sehenswürdigkeit. Dass die Bauherrschaft auf einem Restgrundstück in der zweiten Reihe mit dieser großen Halle einen Magneten kreiert hat, wertet die Fabrikanlage als Ganze auf.“