17.02.2023

Wohnen

Wohnen an der Rue Robert Blache, Paris

Rue Blache, von MAO. Foto: Cyrille Lallement

In der Nähe des Canal Saint-Martins, dort wo verschiedenste Baustile aufeinandertreffen, wagt MAO mit sechs neuen Wohneinheiten eine Neuinterpretation Pariser Architektur.

In der Nähe des Canal Saint-Martin in Paris treffen drei charakteristische städtebauliche Situationen aufeinander. Einerseits die Rue Robert Blache, die von kleinen, weiß verputzten Gebäuden geprägt ist. Andererseits die Rue du Terrage, die größtenteils von einem großen HBM-Komplex mit Backsteinfassaden eingenommen wird. Und dann der Bereich um die Place Raoul Follereau mit ihrem imposanten Wohnkomplex, bei dem die Neuinterpretation von klassischer Sprache schon als postmodern bezeichnet werden kann. Mittendrin, an der Ecke zwischen der Rue Robert Blache und der Rue du Terrage, verbindet nun das neue Bauwerk von „mobile architecture office“, kurz MAO, die verschiedenen Bereiche miteinander.


Das Konzept der „kritischen Wiederverwendung“

Die Arbeit des mobile architecture office ruht auf dem Konzept der „kritischen Wiederverwendung“. Bestehende Architektur wird zunächst studiert und so weit wie möglich als Inspiration genutzt, um dann den neuen Entwurf mit seiner Umgebung harmonisch im Einklang zu bringen. MAO möchte in jedes Projekt einen materiellen Teil integrieren, wie Geschichte, Kulturerbe, Mensch oder Wirtschaft, und einen immateriellen Teil, wie die Begriffe Maßstab, Grenze, Mobilität und Ort. Seit seiner Gründung im Jahr 2012 hat das Büro in Paris dafür schon auf nationalen wie internationalen Wettbewerben Anerkennung und Auszeichnungen erhalten.


Neues Gebäude greift Umgebung auf

Auch das neue Pariser Wohngebäude von MAO kombiniert verschiedene materielle und immaterielle Aspekte und fügt sich dabei stimmig in seine Umgebung rund um den Canal Saint-Martin ein. Es übernimmt die Faubourien-Architektur aus der Rue Robert Blanche, das Erscheinungsbild der Backsteinfassade aus der Rue du Terrage sowie die Neuinterpretation klassischer Architektursprache, inspiriert von der Place Raoul Follereau.

Fotos: Cyrille Lallement

Konstruktion des Gebäudes in Paris  

Das Gebäude in Paris hat dabei eine diskrete Formensprache und drückt seine Konstruktionsentscheidungen auf schlichte Weise aus. Die Fassade der kompakten Volumetrie zwischen Hof und Straße ist durch regelmäßige vertikale Öffnungen gegliedert. Auf der Straßenseite ist der Bau mit einer mattweißen, gerippten Metallhaut versehen, während die Fassade auf der Hofseite mit naturfarbenem Holz verkleidet ist. Auch die Schreinerarbeiten bestehen aus Holz. Geländer aus Glas bieten den Wohnräumen sowohl Helligkeit als auch Privatsphäre.

Die neugebauten Wohneinheiten basieren insgesamt auf einem Konstruktionsprinzip aus vorgefertigtem Holz mit massiven Fassaden und Böden. Dies hat die Entwicklung eines sehr kohlenstoffarmen Standortes ermöglicht – und die Montage der Strukturen von fünf Stockwerken in nur zehn Tagen. Die Brettsperrholzplatten an Fassaden und Trennwänden tragen zudem die Böden aus dem selben Material. Einige dieser Strukturelemente sind auch im Inneren aus den Wohnungen heraus zu sehen.

Fotos: Cyrille Lallement

Sechs Wohneinheiten und eine Gewerbefläche

Um die große Spannweiten und die Beziehung zum Boden zu erleichtern, ist die Struktur des Erdgeschosses der Wohneinheiten aus Beton gefertigt. Hier schaffen große Einzelhandelsflächen ein Gefühl der Belebung. Der Zugang zu den sechs Wohneinheiten erfolgt über eine helle begehbare Halle. Durch die Konfiguration der Wohneinheiten mit zwei Triplexwohnungen im Erdgeschoss kann das Gebäude in Paris nur über eine Treppe oder Außenpodeste erschlossen werden. Damit wurden die Kosten für einen möglichen Aufzug beschränkt. In den oberen Stockwerken sind alle Wohnungen nach zwei oder drei Himmelsrichtungen ausgerichtet. Sie lassen durch große Fenster viel Licht ins Innere herein. Die Fußböden bestehen aus Linoleum oder, in gemeinsamen Fluren und Nassräumen, aus Fliesen.

Fotos: Cyrille Lallement

Versorgung der Wohneinheiten mit Wärme, Luft und Wasser  

Innerhalb der wärmebeständigen Gebäudehülle der Wohneinheiten in Paris wird die gesamte technische Ausrüstung über Lüftungen und individuelle Heizkessel gesteuert. Währenddessen die Isolierung des gesamten Gebäudes dabei über eine Holzfaser erfolgt, wird auf dem Dach Regenwasser gesammelt. Dieses versorgt die Pflanzenkübel über einem Fahrradraum und eine Grünfläche im Erdgeschoss. Dabei dient das Rückgewinnungssystem im Wasserspeicher nicht nur der Wartung und Bewässerung von Gemeinschaftsbereichen. Es versorgt auch auf umweltfreundliche Art die Sanitäranlagen im gesamten Gebäude.

Ebenfalls in Paris: das Multifunktionsgebäude von TANK.

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