27.02.2017

Portrait

Stéphane Malka

Stéphane Malka – Architektur und Selbstinszenierung nach Guerilla-Taktik

Stéphane Malka widmet sich mit Humor und Einfallsreichtum den letzten Freiräumen im Großraum Paris – darunter die Dächer historischer Wohnblocks, die Brückenbögen des Pont Neuf oder die Fassaden der „Grande Arche“. Wir sprachen mit dem wohl visionärsten Architekten Frankreichs.

Ein Auszug aus dem Interview:

BAUMEISTER: Herr Malka, direkt im Anschluss an Ihr Architekturstudium gründeten Sie 2003 Ihr eigenes Studio „Malka Architecture“. Heute sind Sie Chef eines 15-köpfigen Teams. Welche Erfahrungen machten Sie bei der Gründung?
STÉPHANE MALKA: Anfangs arbeitete ich als freier Mitarbeiter für verschiedene international bekannte Architekturbüros wie die Ateliers Jean Nouvel, Philippe Starck oder Rem Koolhaas. Nach und nach entwickelte ich dann meine eigenen Ideen und Stadtutopien. Im Zentrum meiner Überlegungen stand immer der urbane Raum. Mein Ziel ist es: Bevölkerungsdichte Städte auf unkonventionelle Art und Weise nachzuverdichten. Ich möchte vernachlässigte Stadtteile reaktivieren, wieder lebenswert machen.

B: Ein Beispiel?
S M: Aufgrund der hohen Immobilienpreise und der fehlenden Fläche für Neubauten ist es in Paris sehr schwierig geworden, geeigneten Wohnraum zu finden. Mein Team und ich haben aufgrund dessen das Konzept der so genannten „3Box“ entwickelt. Bei dem Projekt handelt es sich um ein System aus Wohnmodulen, das auf bereits bestehende Häuser installiert wird. Ein moderner Wohnblock würde das Areal stark aufwerten, so dass die Mietpreise im Viertel steigen. Mit unseren kleinen Wohneinheiten auf dem Dach umgehen wir dies und schaffen trotzdem neuen Wohnraum.

Stéphane Malka – Architektur und Selbstinszenierung nach Guerilla-Taktik
Das Projekt „Oxygen“ bringt Grün in das graue Viertel La Défense, Paris.
An einer Graffiti-Wand installierte Malka ein vertikales Camp.
Malka schreckt vor nichts zurück: Die Kathedrale Norte-Dame ist Schauplatz einer seiner Utopien.
Nachverdichtung mal anders: Die modularen Wohneinheiten „3 Box“ könnten die Wohnungsnot lösen.
Ebenso Pont9: Ein modularer Parasit heftet sich an die historische Brücke.

B: Woher kommt Ihr ausgeprägtes Interesse am öffentlichen Raum?
S M: In meiner Jugend war ich als Graffiti-Künstler auf den Straßen meiner Geburtsstadt Marseille unterwegs. Vernachlässigte Räume faszinierten mich. Unorte wie Dächer, Brücken und Unterführungen waren meine Spielplätze. Dort fühlte ich mich wohl. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich mir jemals den Beruf des Architekten aussuchen würde – bei all dem Chaos in der Stadt. Damals dachte ich: „Gibt es wirklich Menschen, die dieses Wirrwarr gestalten?“

B: Also bildet Ihre Arbeit den Gegenpol zum Chaos?
S M: Richtig. Ich denke, viele Räume haben großes Potenzial. Man muss bloß mit offenen Augen durch die Stadt laufen und nicht vor scheinbar merkwürdigen Denkansätzen zurückschrecken. Der öffentliche Raum hat sich zunehmend mit Spannung aufgeladen. Also besteht unsere Arbeit im Architekturbüro darin, ihm wieder die Freiheit zurückzugeben. Mit ein paar Überraschungen.

Das gesamte Interview finden Sie im Baumeister 03/2017

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