Ruf irreparabel geschädigt
Der Stiftungsrat der Bundesstiftung Bauakademie hat den Rücktritt von Florian Pronold noch nicht angenommen. Das bestätigte das Bundesministerium für Inneres dem BAUMEISTER in einer Presseerklärung. In dieser hieß es, dass vor dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg derzeit noch ein Verfahren im einstweiligen Rechtsschutz (zwischen Philipp Oswalt und der Bundesstiftung) anhängig sei und weiter, dass der Stiftungsrat die Entscheidung des Gerichts in diesem Verfahren abwarten und anschließend über das weitere Vorgehen befinden würde. Falk Jaeger schätzt für uns die Lage ein.
Die Aktivisten haben sich zu früh gefreut. Pronolds „Rücktritt“ war wohl keiner. Es empfiehlt sich, die Worte eines Juristen immer auf die Goldwaage zu legen. Er hatte nämlich nicht bekundet, für das Direktorenamt nicht mehr zur Verfügung zu stehen, sondern er schrieb: „… habe ich den Stiftungsrat deshalb gebeten, mich von meiner Bereitschaft, das Amt des Direktors auszuüben, zu entbinden“, schrieb er (aparte Formulierung, Chapeau!). Was, wenn der Stiftungsrat seiner Bitte nicht entsprechen mag und ihn nicht „von seiner Bereitschaft entbindet“? Bislang hat ihn niemand entbunden, das ist der Stand der Dinge. Denn so schnell geben die Strategen im Innenministerium sich nicht geschlagen.
Das ist offenbar der Grund, weshalb Pronold seinen „Rücktritt“ so verklausuliert formuliert hat, und man kommt nicht umhin zu vermuten, dass entsprechende Absprachen stattgefunden haben. Schließlich zeichnet sich die Causa Pronold/Bauakademie seit langem durch eines im Übermaß aus: Intransparenz.
Aber vielleicht kommt alles ganz anders. Oberstratege Johannes Kahrs, SPD-Strippenzieher, Haushaltsexperte und Hobby-Kulturförderer (Schlossrekonstruktions- und Bauakademiefinanzierer), hat sich wegen eines verlorenen Machtkamps um den Job des Wehrbeauftragten beleidigt von allen politischen Ämtern zurückgezogen. So wohl auch aus dem Stiftungsrat und der Findungskommission der Bauakademie. Damit verlöre Pronold seinen politischen Rückhalt. Wie auch immer, Pronolds Ruf hat irreparabel gelitten und der Stolperstart der Bauakademie geht weiter.