01.08.2014

Öffentlich

Präzises Ziegelgebirge

[©(c)Roland Halbe; Veroeffentlichung nur gegen Honorar

Tettnang liegt in dem gesegneten Landstrich Oberschwabens, dessen wirtschaftliche Prosperität und landschaftliche Attraktivität ihn zu einer der beliebtesten Regionen Deutschlands machen. Im Ortskern schlägt sich dies in einer bisweilen arg volkstümelnden Gemütlichkeit nieder. Aber schon wenige Meter abseits des Zentrums ändert sich dieser Eindruck. Der dort bestimmt platzierte, neue Baukörper des Kinderhauses ordnet mit seiner Präsenz die Umgebung und fügt sich mit seiner bewegten Dachlandschaft in die Nachbarschaft ein, ohne sich ihr unterzuordnen. Wie und warum sollte er auch? Das heterogene Umfeld bietet dafür weder Begründung noch Kraft.

Die Giebellinie des neuen Kinderhauses lässt an die abstrahierte Silhouette eines Gebirges denken. Läuft man an dem Auf und Ab entlang, ist allerdings zu erkennen, dass der Eindruck des Monolithisch-Skulpturalen nur der aus einer bestimmten Perspektive ist: Einander gegenüberliegende, über sechs Meter breite Verglasungen und tief eingeschnittene Loggien lösen das Volumen in einzelne Scheiben auf.

Bächle Meid hatten 2011 den eingeladenen Wettbewerb gewonnen. Sie sind in der Region keine Unbekannten mehr, wurden bereits mehrfach mit Auszeichnungen bedacht. Seit 1991 besteht das Büro, auffallend ist an seinen Arbeiten eine Auseinandersetzung mit dem Ort in einer eigenständige Sprache. Das Josefine-Kramer-Haus, wie die in städtischer Trägerschaft errichtete Einrichtung nach der hier in Tettnang geborenen Heilpädagogin und Psychologin heißt, ist dafür beispielhaft.

Mehr Infos zum Thema und weitere Ziegelbauten finden Sie im Baumeister 8/2014.

Fotos: Roland Halbe

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