15.08.2022

Event

Fotoausstellung im Pavillon Le Corbusier in Zürich

Kapelle Notre-Dame-du-Haut, Ronchamp, Foto: Lea Meienberg
Kapelle Notre-Dame-du-Haut, Ronchamp, Foto: Lea Meienberg

Im Pavillon Le Corbusier in Zürich zeigt die Ausstellung „Architekturikonen neu gesehen“ bis zum 27. November 2022 fotografische Porträts von Meisterwerken des Architekten in individuellen Sichtweisen und Interpretationen von sieben Fotografinnen und Fotografen: von der mystisch-nebelumfangenen Kapelle in Ronchamp bis zum fast originalgroßen fotografischen Zwilling der Dachterrasse des Pavillons am Zürichsee.

Ausstellungspavillon Le Corbusiers

Architekturikone im Stadtpark – seit 1967 steht das letzte, posthum errichtete Werk Le Corbusiers zwischen Villen und Spielplatz am Ufer des Zürichsees. Entstanden ist es auf Initiative der Innenarchitektin und Galeristin Heidi Weber. Sie überzeugte den Architekten, einen Ausstellungspavillon zu entwerfen, und handelte mit der Stadt Zürich den Standort und das auf fünfzig Jahre befristete Bau- und Nutzungsrecht aus. Bis 2014 präsentierte die engagierte Bauherrin hier Ausstellungen, Diskussionen, Vorträge über das künstlerische Werk Le Corbusiers – in einem leichten Stahlbau, der natürlich selbst das Exponat ist.

Pavillon Le Corbusier Zürich Fotos: © ZHdK
Pavillon Le Corbusier Zürich Fotos: © ZHdK
Pavillon Le Corbusier, Zürich, Foto: © ZHdK
Pavillon Le Corbusier, Zürich, Foto: © ZHdK
Pavillon Le Corbusier, Zürich, Foto: © ZHdK
Pavillon Le Corbusier, Zürich, Foto: © ZHdK
Pavillon Le Corbusier, Zürich, Foto: © ZHdK
Pavillon le Corbusier, Zürich, Foto: © Georg Aerni

Typische architektonische Elemente Le Corbusiers

Frei eingestellt unter zwei großen konvex-konkaven Dachschirmen, ist der Kunstcontainer aus vorgefertigten Raummodulen zusammengesetzt. Die Systembauweise basiert auf den Modulor-Maßen und wurde mit sehr schlanken und miteinander verschraubten Stahlprofilen realisiert. So kompakt die Kubatur von außen wirkt – im Inneren überrascht die komplexe Raumkomposition ebenso wie die Vielzahl der typischen architektonischen Elemente Le Corbusiers. Auf rund 600 Quadratmetern und drei Ebenen finden sich die promenade architecturale als spannungsvolle Raumfolge, die außenliegende Rampe aus Sichtbeton zur Dachterrasse, die Drehtür-Trennwand zum Atelier, die minimierte Chromküche als Steuerpult, schmale Türen aus dem Bootsbau …

Pavillon le Corbusier, Foto: Claudia Fuchs
Foto: Claudia Fuchs
Ausstellung im Pavillon Le Corbusier, Foto: Claudia Fuchs
Ausstellung im Pavillon Le Corbusier, Foto: Claudia Fuchs

Individuelle Annäherung an die Bauten Le Corbusiers

Doch an der feingliedrigen Struktur nagte die Korrosion: Rostlöcher fanden sich in Blechen und Profilen, die Gebäudehülle war nicht mehr dicht, das Dach mit giftigem PCB-Anstrich versehen, die Haustechnik in desolatem Zustand. Nach der behutsamen Sanierung und Restaurierung ist der Pavillon seit 2019 wieder zugänglich und wird vom Museum für Gestaltung Zürich geführt und mit wechselnden Ausstellungen bespielt. Bis Ende November zeigt die aktuelle, von Simon Marius Zehnder kuratierte Ausstellung „Architekturikonen neu gesehen“ die individuelle Annäherung und Sichtweise von sieben Fotografinnen und Fotografen, die sieben Bauten Le Corbusiers porträtiert haben.

Manche Arbeiten dokumentieren das Gebäude mittels einer Bildsequenz von der Totalen bis ins Detail, die sich im Auge des Betrachters zusammensetzen, wie Jürg Gasser bei der Villa Le Lac. Andere vermitteln stärker die vorgefundene Atmosphäre, wie Lea Meienberg, die die fast mystischen Lichtstimmungen der Kapelle in Ronchamp einfängt, oder arbeiten die Komplexität und Transparenz der Architektur heraus, wie Arthur Zalewski, der die Villa Savoye erkundet.

Dachterrasse Pavillon Le Corbusier, Zürich, Foto: Erica Overmeer
Dachterrasse Pavillon Le Corbusier, Zürich, Foto: Erica Overmeer
Sainte-Marie de La Tourette, Éveux, Foto: Rasmus Norlander
Sainte-Marie de La Tourette, Éveux, Foto: Rasmus Norlander
Villa Savoye, Poissy, Foto: Arthur Zalewski
Villa Savoye, Poissy, Foto: Arthur Zalewski
Villa Savoye, Poissy, Foto: Arthur Zalewski
Villa Savoye, Poissy, Foto: Arthur Zalewski
Le Cabanon, Roquebrune-Cap Martin, Foto: Seraina Wirz
Le Cabanon, Roquebrune-Cap Martin, Foto: Seraina Wirz
Le Cabanon, Roquebrune-Cap Martin, Foto: Seraina Wirz
Le Cabanon, Roquebrune-Cap Martin, Foto: Seraina Wirz
Notre-Dame-du-Haut, Ronchamp, Foto: Lea Meienberg
Notre-Dame-du-Haut, Ronchamp, Foto: Lea Meienberg
Unité d’Habitation, Marseille, Foto: Katharina Bayer
Unité d’Habitation, Marseille, Foto: Katharina Bayer
Villa Le Lac, Corseaux, Foto: Jürg Gasser
Villa Le Lac, Corseaux, Foto: Jürg Gasser

Verschiedene Interpretationen

Eindrucksvoll ist das wandfüllende Bild von Erica Overmeer im zweigeschossigen Atelier, das die darüberliegende Dachterrasse fast in Originalgröße abbildet. Rasmus Norlander fokussiert auf die Plastizität des Sichtbetonbaus Sainte-Marie de La Tourette bei Lyon und wie dieser mit der Landschaft zusammenwirkt. Nach einem wenig fotografierten Ort suchte Katharina Bayer bei der Unité d’Habitation in Marseille. So sind nicht die typischen Bildmotive, wie die Dachterrasse, zu sehen, sondern die gigantische Heizzentrale. Das winzige Cabanon in Roquebrune-Cap-Martin wird in Seraina Wirz‘ Bilderserie in der Spannung zwischen Innen- und Außenraum erlebbar. Und wer sich die Zeit nimmt: Es lohnt, die kurzen Video-Interviews mit den Fotografinnen und Fotografen anzusehen, die ihre Annäherung und Interpretation der Bauten Le Corbusiers ebenso aufschlussreich erläutern wie ihre Arbeitsweise und Bildsprache.

Die Ausstellung „Architekturikonen neu gesehen“ kann noch bis zum 27. November 2022 im Pavillon Le Corbusier in der Höschgasse 8 in Zürich besichtigt werden. Weitere Infos erhalten Sie hier.

Mehr Architektur von Le Corbusier gibt es in Marseille, denn dort steht das Hôtel Le Corbusier.

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