Die „Grand Ensembles“, die an der Peripherie gelegenen französischen Großsiedlungen, haben nicht den besten Ruf. Immer wieder kommt es dort zu Unruhen, die zuletzt auch die Stadtzentren erreichten. Entsprechend allergisch reagieren die Behörden darauf: Jedes Gebäude, das länger als 30 Meter ist und eine repetitive Aufreihung von Fenstern und Balkonen hat, ruft sofort die ungeliebte Typologie ins Gedächtnis. Die letzten Bauten reichen in die 1970er Jahre zurück wie die in Paris gelegenen Siedlungen „Olympiades“ oder „Front de Seine“. Danach legte die Stadt fest, dass kein Gebäude in der Innenstadt eine Höhe von 37 Metern überschreiten darf. Die architektonische Idee der Großwohnsiedlungen schien in Vergessenheit geraten zu sein.
Seit 2011 darf man nun wieder bis zu 50 Meter hohe Wohntürme und bis zu 180 Meter hohe Bürogebäude bauen. Das Projekt „Home“ der französischen Büros Harmonic & Masson und Comte Vollenweider Architectes ist daher ein Novum: Es ist der erste Wohnungsbau seit den 1970er Jahren, der eine Höhe von 50 Metern erreicht. Er befindet sich im Stadtteil Paris Rive Gauche, der ansonsten durch architektonische Banalitäten geprägt ist: Bummelt man die Hauptachse des Stadtteils, die Avenue de France, entlang reihen sich eintönige Einkaufs- und Bürogebäude aneinander. Da ist der neue Wohnungsbau eine willkommene Abwechslung. Das fand sogar die ansonsten sehr kritische Pariser Zeitung „Le Monde“.