16.02.2022

Architektur Gewerbe

Der Palazzo Méridia in Nizza von ArchitectureStudio

Palazzo Méridia bei Nacht

Palazzo Méridia bei Nacht


Palazzo Méridia – Nachhaltig geplant und schnell gestapelt

Der Palazzo Méridia von ArchitectureStudio ist nicht nur ein echter Blickfang in einem neuen Stadtentwicklungsgebiet im Südwesten Nizzas. Er ist auch das höchste hölzerne Bürogebäude Frankreichs und ein vorbildlicher Bau in Sachen nachhaltiger Planung und Energieeffizienz.

Hier entsteht etwas Neues! Das verkündet verheißungsvoll der Palazzo Meridia von ArchitectureStudio in „Joia Méridia“, einem noch jungen Stadtentwicklungsgebiet im Westen von Nizza. Unter der Leitung von Lambert Lénack Architekten und unter Mitwirkung des öffentlichen Projektentwicklers EPA Nice Écovallée entsteht hier in den nächsten Jahren ein neuer Stadtteil. Ein mischgenutztes, dichtes Quartier auf 73.500 Quadratmetern Fläche. Mit 800 Wohneinheiten, Einzelhandelsflächen, Büros und einem Hotel. An der Hauptachse sind Hochhäuser geplant. Die Kreuzung zwischen der Avenue Simone Veil und der Avenue de l’Université markiert der jüngst fertiggestellten Palazzo Méridia. Gegenüber soll noch ein Hochhaus des japanischen Architekten Sou Fujimoto entstehen, in gleicher Manier wir der „Arbre Blanc” in Montpellier.

Der Palazzo Méridia ist ein echtes Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltigem Bauen. Die Architektinnen und Architekten von ArchitectureStudio haben in Zusammenarbeit mit Nexity Ywood das Bürogebäude in Holzhybridbauweise geplant und in kürzester Zeit realisiert. Dabei sparten sie nicht nur Zeit, sondern wie allgemein bekannt auch jede Menge Energiekosten und CO2. Mit 35 Metern Höhe und 7.860 Quadratmetern Fläche auf zehn Geschossen ist der Hybridbau zudem das bisher höchste hölzerne Bürogebäude Frankreichs.

 

Palazzo Méridia im neuen Stadtentwicklungsgebiet im Süden von Nizza, Foto: Antoine Duhamel Photography
Palazzo Méridia, Foto: Antoine Duhamel Photography

Holz — innen wie außen

 

Die oberen neun Geschosse wurden in Holzständerkonstruktion mit Brettschicht- bzw. Brettsperrholz realisiert. Für Stützen, Decken und Wände wurden dabei rund 900 Tonnen Holz aus französischen Wäldern verwendet. Das Unter- und Sockelgeschoss, sowie zwei zentral angeordnete Treppenhäuser wurden in Stahlbeton hergestellt und stabilisieren das Gebäude. Weil Nizza ein erhöhtes Erdbebenrisiko hat, war die Aussteifung der Konstruktion besonders wichtig.

Um den hölzernen Gebäudekern legten die Architektinnen und Architekten eine durchlässige Fassade mit grobmaschiger Rautenstruktur. Vom Sockel ausgehend bildet sie ein zunächst grobes Raster aus, das nach oben hin feinmaschiger wird. Die Doppelfassade aus Holz und Metall ist in der tragenden Massivholzwand verankert und stärkt so die Standfestigkeit des Holzgerüstes. Zusätzlich schützt die metallische Außenhaut das Holz von der salzigen Meeresluft. Daneben hat die Fassade noch einen weiteren Nutzen: Der Zwischenraum von Gebäudekern und Hülle wird zum begehbaren Außenbereich für die Büroflächen. Die Planerinnen und Planer haben diesen Bereich des Palazzo Méridia als umlaufende Laubengänge konzipiert und auf allen Etagen ausgebaut. Mit Pflanzenkübeln uns Sitzgelegenheiten soll dieser Zwischenraum zur kleinen begrünten Freifläche für die Nutzerinnen und Nutzer werden und zudem als effektives Sonnenschutzelement dienen. Nicht zuletzt sorgen die Gärten dann auch für eine hohe Biodiversität und verbesserte Raumluftqualität am Arbeitsplatz.

Holz erfüllt beim Palazzo Méridia nicht nur als konstruktives Material eine wichtige Rolle, sondern dominiert auch im Gebäudeinnern. Die Wände und Decken bleiben unverputzt und tragen die Konstruktion aus Holz offen zur Schau. Alle neun Geschosse werden durch die mittig gelegenen Treppenhäuser so versteift, dass die Ebenen über große Flächen stützenfrei ausgeführt werden konnten. Dadurch sind sie flexibel anpassbar für zukünftige Nutzungen und Veränderungen.

 

Palazzo Méridia, Innenraum während der Fertigstellung, Foto: Antoine Duhamel Photography
Palazzo Méridia während Fertigstellung, Ausblick über das neue Stadtentwicklungsgebiet im Südwesten Nizzas, Foto: Antoine Duhamel Photography
Palazzo Méridia, Innenraum während der Fertigstellung, Foto: Antoine Duhamel Photography
Palazzo Méridia, Innenraum kurz vor der Fertigstellung, Foto: Antoine Duhamel Photography

 

Am Palazzo Méridia führt ArchitectureStudio exemplarisch vor, welche Möglichkeiten nachhaltiges Bauen heute bietet. Das Gebäude besteht nicht nur zu einem großen Teil aus nachwachsenden Rohstoffen, sondern hat auch deshalb extrem geringe CO2-Emissionen, weil das Holz für die Gebäudekonstruktion zu mehr als 90 Prozent aus heimischen Wäldern kommt. Zudem sparte die zügige Bauweise viel Energie ein. Dank Fernwärme und Photovoltaik wird das Haus außerdem zum Plus-Energie-Gebäude (BEPOS). Außerdem verpflichten sich die Eigentümer in einem 10-Jahres-Energieleistungsvertrag dazu, auch in Zukunft dafür zu sorgen, dass es ein vorbildliches Projekt bleibt.

Nicht nur in Frankreich wird großer Wert auf nachhaltiges Bauen gesetzt: Südlich von Innsbruck baute das Architekturbüro Snøhetta ein Holzhaus als Firmensitz für einen nachhaltig denkenden Reiseveranstalter. Lesen Sie hier mehr dazu.

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