31.05.2016

Portrait

Oscar Engelbert

Oscar Engelbrecht

Investoren haben nicht den besten Ruf. Sie gelten als kapitalistische Raffzähne, die unsere Städte zerstören – Gelddruckmaschinen, denen der Profit über die öffentliche Verantwortung geht. Für Architekten sind sie ein notwendiges Übel, um an Aufträge zu kommen, mit denen dann vor allem Geld verdient wird.

Ausgerechnet im sozialdemokratischen Schweden, genauer genommen in Stockholm, findet sich die rare Spezies eines Investors, der sich nicht nur für Finanzen, sondern auch für architektonische Qualität interessiert. Oscar Engelbert heißt er, ein Mann, der seine Firma ganz unoriginell Oscar Properties genannt hat. Dafür sind die Projekte, die er abwickelt, umso origineller.

Oscar Engelbrecht, Eigentümer von Oscar Properties
Ein Wohnungsbau von BIG/Bjarke Ingels
Dachterrasse von BIG/Bjarke Ingels
Ein Hochhaus von Herzog & amp;deMeuron
Ein Hochhaus von OMA/Rem Koolhaas

Mein Interviewpartner Herman Person holt mich ab. Erstaunlich jung ist er, der leitende Architekt von Oscar Properties, und erinnert mit seinem Hipster-Schnauzer ein wenig an Inspektor Clouseau – insofern passt er ganz gut zur Einrichtung. Wir fangen gleich mit der grundlegenden Frage an, woher der Ansatz, gute Architektur zu generieren, kommt: „Oscar interessiert sich sehr für Kunst und Architektur. Das ist die Grundlage für unsere Arbeit und sozusagen Teil unserer DNA. Unsere Erfahrung ist, dass es auch eine Nachfrage nach guter Architektur gibt.“

Da stellt sich natürlich gleich die nächste Frage, wer das Klientel ist, das sich diese architektonisch anspruchsvollen Wohnungen leisten kann. Sieht man sich die Bilder auf der Homepage von Oscar Properties an, geht man unwillkürlich von etwas wohlhabenderen Schichten aus. Insofern überrascht Hermans Antwort: „Da gibt es ein weites Spektrum. Wir versuchen uns bei jedem Projekt immer ein bestimmtes Bild von potenziellen Kunden zu machen, aber wenn es dann an den Verkauf geht, stellt man schnell fest, dass unsere Klientel sehr durchmischt ist. Die meisten gehören zur Mittelklasse. Das entspricht zum einen unserer Haltung, einen bezahlbaren Luxus anzubieten, es hat aber auch etwas mit der schwedischen Mentalität zu tun, in der es stark um gesellschaftliche Gleichheit geht. Um das zu ermöglichen, bieten wir Wohnungen unterschiedlicher Größe an. Der Ausbau-Standard ist aber bei allen Wohnungen gleich.“

Trotz der schwedischen Bescheidenheit liebäugelt die Firma auch mit dem System der „Stararchitekten“ und ihrer dazugehörigen Ikonen-Architektur. Im Moment werden gerade drei Projekte realisiert, die von den namhaftesten Vertretern der Branche entworfen wurden: Rem Koolhaas, Bjarke Ingels und Herzog & de Meuron. Während Koolhaas und Herzog & de Meuron mit Wohntürmen in die Vertikale gehen, stapelt Ingels in seiner typisch neostrukturalistischen Herangehensweise fröhlich einzelne Holzboxen in die Höhe.

Mehr über Oscar Engelbert und Oscar Properties finden Sie in der Juni-Ausgabe des Baumeister.

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