Einen Ort zum würdevollen Gedenken an Opfer terroristischer Gewalt zu schaffen, zählt zweifellos zu den schwierigsten Aufgaben für Architekten und Szenografen. Die Liste der gelungenen Memorials in aller Welt ist deshalb kurz, und im aktuell veröffentlichten Wettbewerbsergebnis zum „Erinnerungsort Olympia-Attentat München 72“ zeichnet sich ab, dass sie nicht länger wird.
Es mag viele Gründe geben, weshalb man das Haus an der Connollystraße, dort wo das terroristische Morden des „Schwarzen Septembers“ begann, nicht zum Zentrum des Gedenkens auswählte, und stattdessen lieber in den angrenzenden Park auswich. Im landschaftlichen Kontext zu arbeiten, zumal in einem Freiraum von solch herausragender Qualität wie dem Münchner Olympiapark, ist jedoch keineswegs weniger anspruchsvoll. Das wurde vom Auslober des konkurrierenden Verfahrens, dem Freistaat Bayern offensichtlich unterschätzt.
Wer die „Sprache der Landschaft“ beim Entwerfen beherrscht, erkennt rasch, dass dort, wo „Gewalt“, „Tod“ und „Hügel“ ohne sensibles Gespür aufeinander treffen, eine Vielzahl von missverständlichen Lesarten vorprogrammiert sind. Allzu naheliegend sind angesichts des Entwurfes von Brückner & Brückner Architekten die Assoziationen mit einem getarnten Militärunterstand, von dem aus der Tatort Connollystraße 31 erneut ins Visier genommen werden kann.
Allzu leicht drängt sich das Bild einer begrünten Grabplatte auf, die vom Hügel abgehoben und provisorisch aufgeständert wurde, um das Darunterliegende zu offenbaren. Viel zu rasch wird der im Jurybericht gelobte „Schnitt durch den bestehenden Hügel“ nicht als präzise Interaktion mit der vorhandenen Landschaft, sondern einfach nur als erbarmungslose Köpfung einer sanft modellierten Hügelkuppe gelesen. Vielleicht soll das die aufrüttelnde Wirkung des Memorials steigern, aber die erhoffe „Aura der Würde“ wird sich an diesem Ort der vorhersehbaren Missverständnisse nicht einstellen.
Update: Nach Protesten von Anwohnern des Olympischen Dorfes soll über den genauen Ort für die Gedenkstätte noch einmal neu entschieden werden. Ursprünglich geplant war der Standort am sogenannten Connollyhügel, einer kleinen Anhöhe mit Blick auf den Ort des Attentats von 1972. Nun soll nach dem Willen des bayerischen Kultusministers Ludwig Spaenle ein alternativer Standort in einem Umkreis von 100 Metern geprüft werden. Der Konsens mit den Anwohnern sei ihm wichtig. Außerdem sei der Conollyhügel selber ein historischer Ort, standen doch dort 1972 Kamerateams und Sportler und beobachteten von dort die palästinensischen Attentäter.
Folgende Büros nahmen am Wettbewerb teil: hg merz architekten museumsgestalter, Berlin, Stuttgart; Bertron Schwarz Frey, Berlin, Ulm; Tehiru Architects, Tel Aviv ; Martin Kohlbauer Architekt, Wien chezweitz, Berlin; Brückner & Brückner Architekten mit Winfried Helm, Würzburg; Tirschenreuth sinai. Landschaftsarchitekten mit ON architektur, Berlin
Dieser Beitrag ist eine Zusammenarbeit mit unserer Schwesterzeitschrift Garten + Landschaft.