13.08.2023

Wohnen

Octothorpe House – Wohnen in der Wüste

Einfamilienhaus Holz Nachhaltigkeit
Das Octothorpe House überzeugt nicht nur mit einem außergewöhnlichen Grundriss, sondern auch durch die nachhaltige CLT-Bauweise. Foto: © Jeremy Bitterman
Das Octothorpe House überzeugt nicht nur mit einem außergewöhnlichen Grundriss, sondern auch durch die nachhaltige CLT-Bauweise. Foto: © Jeremy Bitterman

Mork-Ulnes Architekten aus San Francisco haben das Octothorpe House in der Wüste Oregons entworfen. Acht Innenhöfe lassen innen und außen verschmelzen, doch das sind nicht die einzigen Faktoren, die dieses Wohnhaus in der Wüste verankern. Besondere Materialien und ein ausgeklügelter Grundriss machen das Gebäude zu einem behaglichen Zuhause in der Wüste.


Auf ehemaligem Waldgrundstück

Das Grundstück des 2021 fertiggestellten Octothorpe House von Mork-Ulnes Architects befindet sich in Bend, einer kleinen Stadt 272 Kilometer südöstlich von Portland, Oregon. Es bietet einen weiten Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Three Sisters Mountains und den Deschutes River National Forest. Das Haus ist umgeben von Wüsten-Beifuß, Bitterbusch und Wacholder, die an den Standort eines Waldes erinnern, der vor zwei Jahrzehnten durch ein Lauffeuer verloren ging.

Durch die großen, verglasten Flächen lässt sich ein weiter Blick in die karg bewachsene Wüste erhaschen. Bild: © Jeremy Bitterman
Foto: © Jeremy Bittermann / JBSA
Ein Highlight an der Einrichtung ist der naturbelassene Wohnzimmertisch aus Douglasie, der mit den drei Blöcken an die Vulkangipfel der „drei Schwestern“ erinnert.

Erweiterbare Wohnfläche im Octothorpe House

Die Bauherren, eine junge Familie, hatten einige Wünsche, die ihr neues Zuhause erfüllen sollte: Ökologische Fortschrittlichkeit, Flexibilität und Identifikation mit der Wüstenlandschaft. Das Raumprogramm umfasst zwei Schlafzimmer und zwei Gästezimmer, sowie mehrere flexibel nutzbare Räume, um die Quadratmeterzahl bei einem knappen Budget zu optimieren. So können Gästezimmer zum Büro, Innenhöfe zum Spielzimmer im Freien und die Garage zum Spielzimmer im Inneren werden.

Mork-Ulnes entwickelten für das 310 Quadratmeter große Wohnhaus einen ausgeklügelten Grundriss. Vier sich kreuzende Sheddachriegel gliedern die Wüstenresidenz in öffentliche und private Bereiche. Die Schnittpunkte der Stäbe bilden um das Gebäude herum Pflanzhöfe – einer vollständig umschlossen in der Mitte des Gebäudes und sieben halb umschlossen an seinem Umfang. Die Höfe bringen viel natürliches Licht ins Innere des Octothorpe House und sorgen für eine optimale Belüftung. Im Frühjahr, Sommer und Herbst dehnt sich der Wohnraum in die Innenhöfe aus.

Grafik: © Mork-Ulnes Architects
Grafiken: © Mork-Ulnes Architects
Das Modell aus der Vogelperspektive sowie der Grundriss
Grafik: © Mork-Ulnes Architects
Foto: © Jeremy Bitterman
Foto: © Jeremy Bittermann / JBSA
Das Octothorpe House aus der Vogelperspektive

Ausgeklügelte Klimatisierung in der Wüstenresidenz

Die Aufteilung der Räume des Octothorpe House ist durch ein einfaches Raster aus Rechtecken organisiert. Es gibt keine Korridore, sondern eine fließende Abfolge von Räumen. Bewohner und Besucher können sich um den zentralen Patio herumbewegen oder ihn bei geöffneten Türen durchqueren. Um den Hof sind Eingang, Küche und Wohnzimmer, Schlafzimmer und Loungebereich organisiert; sie sind lichtdurchflutete Räume mit weitem Blick auf den Himmel und die Wüste. Die Grundrissaufteilung begünstigt Querlüftung und bietet so Low-Tech-Kühlung an heißen Sommertagen, die durch verdeckte Sonnenblenden an den nach Süden gerichteten Räumen unterstützt wird. Zuletzt schafft die atypische Organisation der Räume eine reizvolle Verbindung mit der Umgebung aus Felsformationen und integrieren die Wüstenresidenz in ihre zerklüftete Lage.

Foto: © Jeremy Bitterman
Fotos: © Jeremy Bitterman / JBSA
Die Räume sind nicht nur hell, sondern auch durch die Low-Tech-Kühlung sowie Querlüftung angenehm klimatisiert.
Foto: © Jeremy Bitterman
Weil die Räume nach Süden ausgerichtet sind, blendet die Sonne auch im einsichtbaren Badezimmer nicht.

Wüstenlandschaft auch in der Inneneinrichtung des Octothorpe House

Die skulpturale Anmutung der Umgebung übertrugen Mork-Ulnes in die Innenräume des Octothorpe House. Der Fokus lag auf klaren Formen und natürlichen Materialien, die Farbpalette sollte die Wüstenlandschaft nachzeichnen. Woll- und Filzmöbel in geometrischen Formen wurden mit Naturleder und Holz gemischt. Die Holzmöbelkünstlerin Yvonne Mouser entwarf einen, von den Vulkangipfeln der „drei Schwestern“ inspirierten, Wohnzimmertisch aus drei kettengesägten Douglasienblöcken, die mit einer Lötlampe bearbeitet wurden und die eine Glastischplatte wie Schichten eines geologischen Querschnitts durchdringt.

Foto: © Jeremy Bitterman
Während die Form des Octothorpe House die Felsen der Wüste nachbilden, wird sich an den organischen Formen und Materialien der angrenzenden Wüste bei der Einrichtung orientiert.
Foto: © Jeremy Bitterman
Fotos: © Jeremy Bitterman / JBSA
Durch die großen, verglasten Flächen lässt sich ein weiter Blick in die karg bewachsene Wüste erhaschen.

Holz als zentrales Element – innen und außen

Für die Wandgestaltung der Innenräume des Octothorne House wählen Mork-Ulnes eine homogene Ausführung aus glatten Brettsperrholzplatten aus Kiefer, Fichte und Tanne mit naturgeölter Oberfläche. Diese führen einerseits zu hervorragenden lufttechnischen und akustischen Qualitäten und schaffen zugleich eine intime und gemütliche Atmosphäre. In gewisser Weise ist die Fassade das Negativ des Innenraums: Die Shou Sugi Ban Zedernbrettverkleidung erinnert durch ihren gräulichen Farbton an die Asche des ehemaligen Waldstücks. Das Material ist wasserfest, fäulnis- und insektenbeständig sowie feuerbeständig und erfordert fast keine Wartung.

Foto: © Jeremy Bitterman
Gemischte Brettsperrholzplatten aus Kiefer, Fichte und Tanne kleiden die Innenräume vollständig aus.
Foto: © Jeremy Bitterman
Fotos: © Jeremy Bitterman / JBSA
Ein Kontrast zur Innenverkleidung ist die dunkle Shou Sugi Ban Zedernbrettverkleidung als Fassade, die extrem beständig und robust ist.

Nachhaltiges Bauen dank CLT-Bauweise

Molk-Ulnes nutzen für den Bau des Octothorpe House CLT (Cross Laminated Timber). CLT ist eine ökologisch nachhaltige und technologisch fortschrittliche Bauweise, bei der alle Materialien außerhalb der Baustelle vorgeschnitten werden, sodass Bauabfälle im Werk verantwortungsbewusst recycelt werden können. Alle CLT-Platten für Octothorpe House wurden aus nachhaltig geerntetem SFI/COC-angebautem Holz hergestellt, das in einem Werk in Montana mit VOC-armen Klebstoffen verleimt und laminiert wurde. Aufgrund seiner CLT-Konstruktion hat die Wüstenresidenz eine prognostizierte Vermeidung von 15 Tonnen Treibhausgasemissionen.

Foto: © Jeremy Bitterman
Foto: © Jeremy Bitterman / JBSA
Die spezielle CLT-Bauweise verhindert übermäßig hohe Treibhausemissionen, aber auch die CLT-Platten kommen aus nachhaltigem Abbau.

Octothorpe House: Ein Hybridbau

Mork-Ulnes nutzte seine Erfahrung bei der Gestaltung sowohl von Rückzugsorten in den Bergen als auch von dauerhafteren Unterkünften, um das Design für das Octothorpe House zu entwickeln. Das Ergebnis ist ein Hybrid, die Mischung einer Hütte und eines Hauses, möglicherweise eine neue Wohntypologie in einer Zeit, in der die Beziehung zwischen Menschen und ihrer Umwelt bewertet und neu definiert wird.

Weitere Projekte von Mork-Ulnes Architekten gibt es auf deren Webseite zu sehen.

Ebenfalls mit viel Holz ist die dunkle Silhouette des Einfamilienhauses Maison Individuelle von Récita Architecture ausgestattet: Das scheinbar simple Gebäude im französischen Dallet, gebaut an einem Hang, fällt aber auch durch seine Prisma-Form auf.

Scroll to Top