Baumeister: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Robocoop: Wir haben uns in der Architekturfakultät unserer Stadt kennengelernt, in einem Kurs für antike und mittelalterliche Baugeschichte. Wir saßen beide in der letzten Reihe, und schauten die ganze Zeit alte Bilder und Bauwerken auf unserem Laptop an. Als wir uns dann besser kennenlernten, bemerkten wir sofort, dass wir die gleiche Ansichten und Einstellungen teilten. Deshalb beschlossen wir, etwas gemeinsam zu machen. Das Projekt – wie der Name „Robocoop“ – begann zunächst als Spiel und hat sich nur langsam in eine echte künstlerische Recherche entwickelt.
B: Was ist das Ziel eurer Arbeit?
R: Das ROBOCOOP-Projekt ist kein richtiges Kunstprojekt, es ist eher eine Entdeckung, ein Ansatz, mit dem wir die Wirklichkeit sehen und interpretieren. Das Ziel ist eine ReflexionReflexion: die Fähigkeit eines Materials oder einer Oberfläche, Licht oder Energie zu reflektieren oder zurückzustrahlen. über die Stadt zu fordern: Wir schauen uns die Architektur an, fügen sie in eine Malerei ein und machen davon Plakate für die verputzten Wände der Stadt. Mit unseren Postern versuchen wir durch Bilder und Eindrücke in das Alltägliche der Stadtbewohner einzudringen.
B: Interessant ist, dass ihr beide Architekturstudenten seid. Wart ihr schon als Architekten tätig oder habt ihr schon am Anfang gemerkt, dass ihr mehr Interesse für Kunst habt?
R: Da wir noch Studenten sind, fällt es uns schwer über so etwas wie unsere „Arbeit“ zu reden. Was wir aber sicherlich sagen können ist, dass die wissenschaftlichen und akademischen Milieus kaum Interesse für die Kunst in der Architektur zeigen – oder zumindest heben sie nicht ihr Potenzial hervor. Die Streetart interessiert uns deshalb sehr, weil sie sich in einer direkten Weise mit diesem Zusammenhang auseinandersetzt. Für die Gestaltung unserer Projekte ist eine Recherche notwendig, die unweigerlich zu einer Reflexion auf die Formen, die Proportionen und die Beziehungen zwischen den Elementen der Architektur der Stadt führt. Unsere Neuinterpretationen heben – wie wir glauben – das Wesen eines Bauwerkes hervor, weil Sie eine Art Synthese durchführen. Sie sind in diesem Sinne architektonisch.
B: Eure Arbeit verbindet zwei ganz bestimmten historische Perioden: die Renaissance und das 20. Jahrhundert. Warum genau diese Zeiträume? Glaubt ihr, es gibt gerade da etwas Besonders zu entdecken?
R: Die Renaissance ist der eigentliche Beginn des Nachdenkens über die moderne architektonische Darstellung in drei Dimensionen auf einem zweidimensionalen Träger. Von daher ist sie immer von großer Inspiration gewesen. Zurzeit arbeiten wir mit der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, vor allem von den 40er bis in den 70er Jahre: Wir glauben, dass viele Gebäude aus dieser Zeit geächtet oder von der Gemeinschaft nicht genug wertgeschätzt werden. Mit unserer Arbeit, errichten wir sie wieder um sie neu zu entdecken. Wir bieten sozusagen einen neuen Blickwinkel für diejenigen, die in der Stadt wohnen und täglich ihre Gebäude erleben.
B: Eure Interventionen bleiben illegal, selbst finanziert und organisiert. Würdet ihr gerne in die etablierte Kunstszene aufgenommen werden oder wollt ihr lieber weiterhin so arbeiten wie bisher?
R: Im Moment interessiert uns die Frage nicht. Natürlich arbeiten wir auch in „berechtigten Bereichen“ und nehmen private Aufträge an. Unsere Grundhaltung ist aber weiterhin auf der Straße oder im direkten Zusammenhang mit der Stadt zu arbeiten. Sie bleibt schließlich die grundlegende Komponente unseres Werks und ist immer wieder ein anregender Lehrer.
B: Bisher habt ihr in Rom, Mailand, Turin, Bologna, Paris und Brüssel gearbeitet. Möchtet ihr euch weiter in Europa verbreiten?
R: Wir möchten erstmals das Projekt Robocoop in Italien bekannt machen. In Allgemeinen möchten wir gerne ortspezifische Interventionen planen, und wir haben schon einige Städte zusammen, in den wir bald eingreifen möchten. Ab 2017 hoffen wir mehr in Europa tätig zu sein.