28.04.2017

Academy Portrait

Morgens Halb 10 am Kurfürstendamm – MAIL AUS BER­LIN (3)

Dient als Büroraum für O&O: eine große Berliner Altbauwohnung (Bild: Robert Bauer).

Horrorgeschichten über Praktika in Architekturbüros gibt es viele: Modellbau von morgens bis abends, Arbeiten bis spät in die Nacht, impulsive und launische Chefs. Dass das so nicht sein muss, beweist Ortner & Ortner Baukunst in Berlin. Hier absolviert Robert Bauer sein Baumeister Academy Praktikum. Für einen Vormittag nimmt er uns mit ins Büro am Kurfürstendamm.

Wenige Gehminuten vom Kurfürstendamm entfernt: Das Büro von Ortner & Ortner Baukunst in der Leibnizstraße 60 (Bild: Robert Bauer).
Dient als Büroraum für O&O: eine große Berliner Altbauwohnung (Bild: Robert Bauer).

Kein Alltag bei Ortner & Ortner 

Raus aus dem Bett, rein in die U7 bis zum Adenauerplatz, über den Kurfürstendamm und dann links, vorbei am Ortner & Ortner Depot und hoch in die große Berliner Altbauwohnung. Ein klassischer Start in den Tag bei O&O Baukunst beginnt zwischen neun und halb zehn Uhr morgens. Zu Beginn des Praktikums überwog die Motivation kurz vor neun Uhr zu erscheinen. Seit wenigen Wochen ist die Abendstunde mein bester Freund geworden. Am Empfang und dem großen Besprechungszimmer vorbei begrüße ich meine Kollegen. Der erste Weg führt mich direkt in unsere kleine Küche zum morgendlichen Kaffee. Als sozialer Schmelztiegel trifft sich hier, wer sonst räumlich getrennt ist. Unsere Büroräume haben keine klassisch hierarchische Struktur, keine Chefs im Glaskasten oder Praktikanten im dunklen Kämmerchen. Zusammen sitzt, wer zusammen im Projekt arbeitet. Die Küche verbindet. Denn: Kaffee braucht jeder… Hier besprechen wir Projekte, berichten über Erlebnisse und manchmal brodelt hier auch die Gerüchteküche.

Nach dem üblichen Morgenkaffee geht es wieder an den Rechner und ich starte in den Arbeitstag. Von Arbeitsalltag kann hier nicht die Rede sein: So wenig wie mein Arbeitsplatz ein dunkler Kellerraum für den Modellbau ist, so selten gestalten sich meine Aufgaben als eintönig. Bei der Vorentwurfsplanung konnte ich bis jetzt an allen Aspekten eines Projekts mitarbeiten. Ja, ich gebe zu: Dateien für den Modellbau musste ich auch vorbereiten. Aber die eigentliche Arbeit übernimmt zum Glück ein externes Modellbaubüro. Denn, entgegen aller Klischees, die man mit einem Architekturstudenten in Verbindung bringt, konnte ich meine Liebe zum Modellbau nie wirklich entwickeln. Ganz im Gegenteil. Und das obwohl ich schöne Modelle liebe, ihnen keineswegs die Funktion absprechen möchte. Aber im Büro konnte ich mich bisher meist darum drücken. Glücklicherweise.

Meine Aufgaben umfassen eher Pläne zeichnen oder 3D-Modelle bauen. Und dabei lässt mich O&O in die unterschiedlichsten Projekte reinschauen. Vom Bürobau wechselte ich zum Wohnungsbau, von vierzehn großen zu zwei kleinen Gebäuden. Und: Mir wurde die Verantwortung für eine eigene kleine Studie übertragen. Im Gegensatz zu dem großen Team vorher, arbeite ich jetzt mehr oder minder allein. Über die Vor- und Nachteile berichte ich im nächsten Teil meiner Kolumne. Jetzt geht es erst mal zum gemeinsamen Mittagessen.

Die Baumeister Academy wird unterstützt von GRAPHISOFT, der BAU 2019 und der Schöck Bauteile GmbH.

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