Üblicherweise bleibt einem ein maßgeschneidertes Einfamilienhaus ein Leben lang. Vincent Van Duysens Bauherren , für die er 1998 eine Villa in Waasmunster entworfen hatte, zog es aber von der Stadt aufs Land. Der Architekt durfte also nochmal ran und entwarf ein Gebäudeensemble, das gekonnt zwischen traditioneller Typologie und modernem Wohnen vermittelt.
Vorgabe des Bauherrn war es, ein Gebäude mit ländlichem Charakter zu entwerfen. Auf dem dafür vorgesehenen Grundstück befanden sich bereits zwei Scheunen, die zunächst saniert werden sollten, um mit dem neuen Wohnhaus ein u-förmiges Gesamtensemble zu bilden. Da sich die Sanierung als zu schwierig erwies, beschlossen Bauherr und Architekt die Scheunen abzureisen, deren „Fußabdruck“ aber aufzugreifen und in ein u-förmiges Hofensemble umzuwandeln.
Van Duysen hielt sich aber nicht nur an den Fußabdruck der Vorgänger, sondern nahm sich die Schlichtheit belgischer Bauernhöfe zum Vorbild: Alle drei Gebäude haben das längliche VolumenVolumen: Das Volumen beschreibt das Raummaß bzw. die Größe eines Körpers oder Behälters in Kubikmetern oder Litern. mit dem typischen, 45° steilen SatteldachSatteldach: Eine Art von Dach, das aus zwei geneigten Flächen besteht, die an der höchsten Stelle zusammentreffen., das für diese Region im Herzen Belgiens typisch ist.
Modern ist hingegen die Umsetzung . FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. und Dach sind mit einer Holzschalung verkleidet, Kamine und Dachrinnen verschwinden dahinter. Diese zurückhaltende Abstraktion steigert die Präsenz der Gebäude und verleiht ihnen einen skulpturalen Charakter.
Der Innenhof strahlt eine fast klösterliche Ruhe aus. Abgespritzte Betonplatten rahmen die Grünflächen als geometrisch angelegtes Wegesystem. Einige wenige Bäume schaffen eine zusätzliche ZonierungZonierung: Die Zonierung beschreibt die Einteilung eines Gebäudes in unterschiedliche Nutzungszonen. und lockern die strenge Struktur auf. Entworfen wurde die Anlage vom Landschaftsarchitekten Paul De Roose. Auch für die Gebäudetechnik griff man auf Fachplaner zurück: Gemeinsam mit dem Architekturbüro Denc wurden die Gebäude im PassivhausstandardPassivhausstandard – Die Mindestanforderungen an Heizlast, Gesamtenergieverbrauch und Luftdichtheit gemäß dem Passivhaus-Standard. geplant.
Ein Folgeauftrag ist immer ein Kompliment, gerade in der Architektur. Wer sich das neue Wohnhaus anschaut, wünscht sich das Vincent van Duysens Bauherren noch öfter umziehen.
Fotos: Koen Van Damme