Architektur und Stadtentwicklung geben oft Anlass zu Diskussionen. Aber wenige Projekte erregen solch ein Aufsehen, wie die Vorschläge für das Guggenheim-Museum in Helsinki. Einerseits reichten 1715 Architektenteams aus 77 Ländern ihre Visionen für ein neues Museum im internationalen Wettbewerb ein. Andererseits regte sich von Anfang an Widerstand in der Stadt. Bei der Präsentation der sechs Finalisten in Helsinki am 2. Dezember zeugten Aktivisten vor dem Lasipalatsi, dem Glaspalast, davon. „Nicht mir unserem Geld!“ stand auf ihrem TransparentTransparent: Transparent bezeichnet den Zustand von Materialien, die durchsichtig sind und das Durchdringen von Licht zulassen. Glas ist ein typisches Beispiel für transparente Materialien..
Im Glaspalast erläutert Mark Wigley, Juryvorsitzender und ehemaliger Dean der Architekturfakultät der New Yorker Columbia Universität, die Suche nach dem Museum des 21. Jahrhunderts und die Finalisten. Die Kür der sechs Entwürfe bedeute keinesfalls, dass fertige Projekte präsentiert werden. Vielmehr sei es der Beginn eines Dialogs – eines Dialogs über die Frage, was ein Museum im 21. Jahrhundert leisten muss. Und darüber, wie solch eine Institution in der Stadt verankert werden kann, wie neue öffentliche Räume und Räume für Öffentlichkeit entstehen können.
Jedes der Teams habe einen umfangreichen Fragenkatalog der Jury erhalten, einen Katalog als Ausgangpunkt für die Weiterentwicklung der Projekte. Formal und auch programmatisch kann sich in diesem Prozess also noch alles ändern. Die Bilder, die jetzt transportiert werden, sind nur erste mögliche Eindrücke. Projekte und Namen gibt Wigley gesondert bekannt. Welcher Entwurf von wem stammt, erfahren Interessierte erst nach AbschlussAbschluss: Ein Abschluss bezieht sich auf den Abschluss eines Bauteils oder eines Systems, um den Energieverlust zu minimieren oder den Wärmeschutz zu verbessern. des Wettbewerbs im Juni. Was mit dem Siegerentwurf passiert, ist noch nicht klar. Die Stadt Helsinki muss erst über das weitere Vorgehen entscheiden. Für Unterstützer des Projektes ist es unter anderem ein cleveres Investment, das Helsinki auf die internationale Kultur-Landkarte setzt und Touristen anlockt. Idealerweise bringt das dann weitere Investitionen für die Stadt.
Gegner klagen über die Verschwendung von öffentlichen Geldern in Zeiten knapper Kassen und über den Ausverkauf der Stadt an ein internationales Kulturunternehmen. Helsinki war 2012 Welt-Designhauptstadt und trägt seit dieser Woche das Unesco-Prädikat Design-Stadt. Dort müssten die Kreativen doch eigentlich eigene Ideen entwickeln. Eine Fraktion der Gegner macht sich zurzeit mit dem Wettbewerb „The Next Helsinki“ auf die Suche nach möglichen Antworten. Szenarien für den Südhafen, potentieller Guggenheim-Standort, sollen skizziert werden. Jeder darf teilnehmen. Auch bei diesem Wettbewerb wird international nach Ideen gesucht. Entscheiden wird eine internationale Jury unter dem Vorsitz von Michael Sorkin.
Zurzeit scheint die Stadtentwicklung in Helsinki nicht nur in professionellen Zirkeln diskutiert zu werden. Auch das zählt zu den positiven Ergebnissen des Guggenheim-Wettbewerbs.
Die Finalisten im Guggenheim Helsinki Wettbewerb sind:
• AGPS Architecture Ltd. (Zürich, Los Angeles)
• Asif Khan Ltd. (London)
• Fake Industries Architectural Agonism (New York, Barcelona, Sydney)
• Haas Cook Zemmrich STUDIO2050 (Stuttgart)
• Moreau Kusunoki Architect (Paris)
• SMAR Architecture Studio (Madrid und West-Australien)
Foto Helsinki: Kaupunkimittausosasto, Kaupunkisuunnitteluvirasto
Visualisierung: Courtesy of Malcolm Reading Consultants
(Dieser Beitrag ist eine Zusammenarbeit mit unserer Schwesterzeitschrift Garten + Landschaft.)