14.03.2022

Architektur Gewerbe

MEETT: Die neue Messe in Toulouse von OMA

MEETT Toulouse

Innovation wird im französischen Toulouse groß geschrieben. Das gilt für Luftfahrtunternehmen wie Airbus ebenso, wie für das nahe dem Flughafen Blagnac gelegene neue Messegelände MEETT. Die Architektinnen und Architekten des niederländischen Büros OMA haben MEETT als kompakten Komplex entworfen, der die Grenze zwischen Stadt und Land klar markiert.

Das neue Ausstellungs- und Messezentrum von Toulouse liegt in der sogenannten Innovationszone im Norden der Stadt. Die 155.000 Quadratmeter großen Neubauten stellen den Übergang zwischen städtischem und ländlichem Raum dar. Sie verbinden die Stadtteile rund um den Flughafen Blagnac, die stark von Airbus sowie anderen Firmen der Luftfahrtindustrie geprägt sind, mit dem landwirtschaftlich genutzten Umland der Stadt. Um die weitere Zersiedelung der städtischen Peripherie zu minimieren, entwickelte OMA gemeinsam mit ppa architectures und Taillandier Architectes Associés für das MEETT einen möglichst kompakten Entwurf.

 

MEETT Toulouse, Foto: Clément Guillaume

MEETT besteht aus aktiven Bändern

OMA spricht bei MEETT von „bandes actives“, aktiven Bändern, auf denen die Funktionen horizontal und komprimiert organisiert sind. In drei parallelen Bändern ordnen sich die modular organisierte Messehallen, ein Konferenzzentrum und eine multifunktionale Veranstaltungshalle an. Mittendrin befindet sich ein Empfangsbereich, der auch 3.000 PKW Stellplätze siloartig stapelt. OMA platziert die Autos bewusst nicht im Untergrund oder auf ausgedehnten Parkflächen, die sich in die Landschaft erstrecken. Stattdessen positioniert das Büro den Parkraum in der Mitte des MEETT, wo das Parkhaus eine Verbindungsachse mit verschiedenen Serviceeinrichtungen und den Zugang zur Veranstaltungshalle überragt.

 

MEETT Toulouse, Foto: Marco Cappelletti
MEETT Toulouse, Foto: Clément Guillaume
MEETT Toulouse, Foto: Marco Cappelletti

MEETT verknüpft Innen und Außen

 

Durch die Kombination von Innen- und Außenräumen, durch die Verbindung von Infrastrukturen – wie Straßenbahn, Straßen und dem Flughafen – mit der umgebenen Landschaft, wird aus einem introvertierten Gebäude ein extrovertiertes. Eine normalerweise nach innen orientierte Struktur von Messe- und Kongresshallen wird in Toulouse zu einem nach außen orientierten Ensemble. Dabei versteht OMA das neue MEETT als eine urbane Maschine. Sein monumentaler Maßstab als auch sein schlichtes Erscheinungsbild machen gleichzeitig es zu einem Eingangsportal in die Stadt Toulouse.

 

MEETT Toulouse, Foto: Marco Cappelletti

Im nördlichen Band: Ausstellungsbereich

 

Im nördlichen der drei Bänder des MEETT liegt der Ausstellungsbereich mit 700 Metern Länge. Er kann unabhängig von den übrigen Bereichen genutzt werden. OMA setzt hier nur ein sehr begrenztes Repertoire an funktionalen Elementen ein. Dazu gehören eine Reihe von Black Boxen, weißlackierte Stahlprofile und eine Haut aus Polykarbonat. Zusammen bilden diese Elemente eine regelmäßige Struktur, die die Größe des Gebäudes betont. Zugleich aber kreieren die Architektinnen und Architekten eine angenehme Atmosphäre für die Ausstellungsräume.

Die Ausstellungshalle besitzt insgesamt 40.000 Quadratmeter Präsentationsfläche. Sie kann entweder als ein großer Raum genutzt oder durch mechanische Vorhänge in sieben Hallen unterteilt werden. Zwei erhöhte Emporengeschosse an beiden Ende der großen Halle bieten Raum für Empfangs- sowie VIP-Bereiche. Von dort reicht der Blick über den gesamten großen Raum. Die Verknüpfung des Innen- mit dem Außenraum leistet die transluzente Fassade, die viel Tageslicht in die große Halle bringt.

Der gesamte Masterplan für das MEETT basiert auf einem Drei-Meter-Raster, das aus der Messe- und Ausstellungsarchitektur stammt. Es ermöglicht, das Gebäude in drei mal drei Meter Zellen zu unterteilen. Daraus resultieren endlos viele Aufteilungsmöglichkeiten, aber auch ein stringentes System aller architektonischer Komponenten.

 

MEETT Toulouse, Foto: Clément Guillaume
MEETT Toulouse, Foto: Clément Guillaume

Im zentralen Band

 

Im mittleren und zentralen Band des MEETT liegt der Empfangsbereich mit 32.700 Quadratmetern Fläche. Er erschließt die Ausstellungshallen, die außenliegenden Ausstellungsbereiche und das Konferenzzentrum. OMA spricht von der „rue centrale“. Hier kommen zahlreiche Funktionen, Bewegungsräume und Informationsangebote zusammen. Als reine Fussgängerfläche bietet die „rue centrale“ alles vom Ticketverkauf bis zu Food Stand.

Erhöht über der „rue centrale“ liegt ein viergeschossiges Silo. Dieser Baukörper nimmt den zentralen Eingang in das MEETT auf. Zugleich schafft es die Verbindung zwischen den Parkplätzen und den Ausstellungsbereichen. OMA hat das Silo als ein offenes Gebäude konstruiert, das ein Maximum an Tageslicht ins Innere holt und den Blick von den Parkdecks in die Ausstellungsräume ermöglicht.

Veranstaltungen im südlichen Band von MEETT

Das südliche Band der MEETT besteht aus einer multifunktionalen Veranstaltungshalle und dem Konferenzzentrum. Beide Funktionen sind in einem Gebäude vereint, das direkt von der Rue Centrale zugänglich ist. Das gesamte Gebäude ist aber auch in zusätzliche Ausstellungsräume auf zwei Ebenen unterteilbar. Dafür sind die Veranstaltungshalle und das Konferenzzentrum mit einem System beweglicher Blendläden und horizontaler Unterteilungen ausgestattet. Das ermöglicht, das Gebäude in wenigen Minuten neu zu konfigurieren. Kleinen Sitzungssäle in den oberen Geschossen sind ebenso darstellbar wie eine von Tageslicht geflutete Halle im Erdgeschoss.

 

MEETT Toulouse, Foto: Clément Guillaume
MEETT Toulouse, Foto: Clément Guillaume

Orientierung und verkehrliche Anbindung

 

Die Wege durch das MEETT sind einfach und leicht verständlich. Die Routen sind intuitiv. Zusätzlich helfen klare Hinweisschilder den Besuchern, ihren Weg zu finden. Darüber hinaus reduziert die Kompaktheit des Komplexes die Distanzen, die die Besucher zurücklegen müssen. Außerdem ist das MEETT als Mobilitätsdrehscheibe konzipiert. Er bietet sowohl eine Straßenbahn- und eine Bushaltestelle, als auch einen Taxi-Schalter  und einen Unterstellbereich für Fahrräder. Sollte die Urbanisierung der Umgebung weiter fortschreiten, können hier, am östlichen Rand des MEETT auch weitere Infrastrukturangebote entstehen.

Von Südfrankreich zurück in die Niederlande: Neben dem Amsterdamer Messegelände RAI hat OMA das Nhow-Hotel als dreieckigen Turm errichtet. 

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