03.06.2014

Öffentlich

Mäßig schlaue Tipps vom Minister

Jetzt will es die Politik also richten. Die Bundesregierung hat das Thema „Bauprojekte“ und deren zunehmende Tendenz zum Chaos für sich entdeckt. Was dazu führt, dass der Bundesverkehrsminister jetzt allen mal erklärt, wie es geht. Der Zeitung „Die Welt“ verriet Alexander Dobrindt (CSU): „Bei der Digitalisierung hinkt die Baubranche anderen Branchen noch hinterher.“ Um Innovationspotenziale zu erschließen und vor allem auch international nicht abgehängt zu werden, „müssen wir hier eine Aufholjagd starten“, fordert der Mann, der in Berlin auch für die digitale Infrastruktur zuständig ist. „Um die Digitalisierung des Bauens  in Deutschland voranzubringen, werde ich Pilotprojekte ins Leben rufen.“ Was Dobrindt im Kopf hat, ist klar: „Building Information Modeling“ (BIM) heißt das Stichwort. Eine synchronisierte Datenbasis, auf die alle am Bau Beteiligten zugreifen und mögliche Änderungen umgehend einsehen können.

Und er hat ja recht: Die Digitalisierung des Bauens bietet Chancen dafür, große und komplexe Bauprojekte im Zeit- und Kostenrahmen zu realisieren. „Bessere Datengrundlagen für alle am Bauprojekt Beteiligten sorgen für Transparenz und Vernetzung.“ Nur bezweifle ich, dass hier wirklich, wie Dobrindt sagt, in Deutschland so immenser Nachholbedarf besteht. Schließlich gelten deutsche Architekten doch gemeinhin als recht technologieaffin. Und ein Allheilmittel ist das Ganze eben dann doch auch nicht. Ich glaube nicht, dass das Berliner Flughafenchaos auch mit noch so viel BIM hätte verhindert werden können. BIM schafft eine gemeinsame Informationsbasis für alle Beteiligten. Aber kurzfristige Planänderungen, wie sie in Berlin zum Problem wurden, lassen sich damit nicht verhindern. Dafür ist es vielmehr wichtig, dass alle Beteiligten sich vorher darüber klar werden, welche Funktionen ein Neubau erfüllen soll. Je präziser diese formuliert sind, und je stabiler die Erwartungen bleiben, desto realistischer lassen sich dann auch die Bauzeiten und –kosten vorhersagen – und am Ende auch einhalten. Und nur dann wirken auch Tools wie BIM.

Interessant ist dennoch, dass die Politik gerade jetzt die Bauwelt als Thema entdeckt. Ein weiteres Beispiel liefert der Vizechef des Bundesrechnungshofes. Christian Ahrendt fordert: „Man muss die Entscheidungen für Großprojekte künftig zweiteilen.“ Erst müsse die Entscheidung für den Bau und den Kostenrahmen gefällt werden. „Wenn man dann eine Ausführungsplanung vorliegen hat und Angebote über die tatsächlichen Baukosten erhalten hat, dann sollte das zuständige Parlament noch einmal entscheiden, ob es wirklich bauen will. Bei einem solchen zweiteiligen Verfahren wären viele Probleme bereits frühzeitig gelöst.“ Auch dies klingt erst einmal sinnvoll. Doch auch hier fragt man sich, ob die Politrhetorik nicht übersieht, dass viele Planungsprobleme ja gerade politisch generiert werden. Und was die Kosten anbelangt, so beschleicht einen doch oft das Gefühl, dass es die Politiker am Beginn eines Planungsprozesses noch gar nicht so genau wissen wollen. Nach dem Motto: Ich gebe erst mal den Auftrag, mit den nervigen Realkosten sollen sich dann nachfolgende Parlamente befassen.

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